Popkultur

Alle Gründe, warum Toni Erdmann NICHT den Oscar gewinnt

Der Film wurde nicht in der Königskategorie “Bester Film” nominiert. (Ja, das geht. Auch fremdsprachige Filme könnten hier konkurrieren, sie werden nur so gut wie nie berücksichtigt.) Das ist ein mögliches Indiz dafür, dass die Jury – in der immer noch viele weiße Männer im Erdmann-Alter sitzen – nicht sooo sehr drauf abgeht, das eigene Versagen als Vater vorgeführt bekommen? (Immerhin, das müssen wir erwähnen: Die Jury ist dieses Jahr trotz vieler weißer Männer so heterogen wie nie.)

Weniger Reputation als in der Königskategorie gibt es beim “Auslands-Oscar” (jaja, der ist natürlich auch noch ganz fabelhaft), dafür aber auch weniger Konkurrenz? Mitnichten. Aus der Schweiz tritt an: Mein Leben als Zucchini. Alleine der Titel ist oscar-reif.

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Die bisherige Bilanz von Toni Erdmann: Die Jury in Cannes so: mööööp! Abräumen bei den Golden Globes? Mööööp. Das finale Möööp wird die Academy verteilen. Aller guten Dinge sind drei.

Die besten fremdsprachigen Filme der letzten Jahre: Son of Saul (Familien-KZ-Drama), Ida (eine Frau zieht es in die weite Welt), La grande Bellezza (Opa macht Party in Rom). Kombinieren wir diese Filme – Familiengeschichte, alter Mann dreht frei, eine starke Frau in der weiten Welt – kommt was dabei raus? Exakt: Toni Erdmann. Sorry an die Regisseurin Maren Ade, aber so werden sie nicht weit kommen. Fehlende Erfolgszutat: Was bitte sollen die Amerikaner mit einem deutschen Familienzwist in einem miefigen Pädagogenhaushalt ohne Nazi-Plot anfangen?

Blockbusterpotenzial ist nicht vorhanden. Nicht mal minimal. Klar, nicht nur Blockbuster gewinnen bei den Oscars, aber spannend sollte es sein. Und, seien wir mal ehrlich, lange passiert im Film außer ein bisschen Familien-Bla eigentlich: nichts. Szenisches Erzählen und kleine Alltagsszenen sind zu Arthousekino für die Oscars. Für alle, deren Geschmack besser ist als der der Oscar-Jury, empfehlen wir Der Wald vor lauter Bäumen – das ist der Film, den Maren Ade vor Toni Erdmann gedreht hat. Die Geschichte: eine Lehrerin, die in ihrem Job völlig scheitert. Dabei zuzugucken, ist der blanke Horror, aus lauter Fremdscham liegst du irgendwann winselnd auf dem Sofa.   

Wenn du davon ausgehst, dass in den USA etwas Wohlverdientes eintreten wird, das sich richtig anfühlt: Vergiss es.

Wenn wir schon beim Thema sind: America first! OK, in der Kategorie bester ausländischer Film geht das leider nicht. Aber die kann Trump ja noch abschaffen, Kontakte zur Branche hat er, genauso wie einen Stern auf dem Walk of Fame (um den –  Funfact –  jemand letztens übrigens eine Mini-Mauer errichtete).

OK, OK. Der Film IST gut. Er hätte den Oscar verdient. Uns gehen die an den Haaren herbeigezogenen Gründe aus. Deshalb hier unser finales Totschlagargument: Er ist zu gut.

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