Eine der besten Sachen die dem brasilianischen Kino jemals passiert ist, war Pornochanchada, eine low-budget Mischung aus Sexploitation und Komödie. In den 70ern waren die Kinoleinwände voll mit diesem Schund. Wenn es außer mir noch jemanden gibt, dessen rechte Hand mit diesen Filmen beschäftigt war, dann ist es J.L. Benicio. Er hat die meisten der Pornochanchada-Poster gemalt. Wir haben ihn ausfindig gemacht und ein paar Sachen gefragt.
Vice: Ich habe gehört, dass du ein großer Pianist warst, dann beim Radio gearbeitet hast und dann Cartoonist wurdest. Wie ist das passiert?
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Benicio: Leute haben verschiedene Talente. Ich hatte eins fürs Zeichnen, und eins fürs Klavierspielen. Deshalb habe ich viele Jahre gespielt. Aber ich war noch sehr jung und ich wusste noch nicht was ich mit meinem Leben anfangen sollte, ich habe mit acht Jahren angefangen. Ich habe sogar versucht davon zu leben. Ich hatte eine Radioshow in der ich so nordamerikanisches und Romantik-Zeugs gespielt hab.
Warum hast du aufgehört?
Ich hatte keine Lust mehr. Es war auch einfach nicht meine Berufung Pianist zu werden. Ich hatte Talent zum Zeichnen und damals hatten alle Schulen Zeichenklassen. Und da mir sowas lag, hab ich extra Stunden genommen.
Was ich wirklich wissen will ist, wie es dazu gekommen ist, dass du Pornochanchada-Poster gemalt hast.
Ich habe bei einem Verlag angefangen. Die hatten damals Hefte mit Kurzgeschichten und Frauenzeitschriften, damit habe ich angefangen. Ich habe also echt viele Frauen gezeichnet und wurde darin irgendwie ein Spezialist. In den 70ern habe ich dann mit den Postern angefangen.
Waren die Schauspielerinnen nackt, als du sie gemalt hast, oder hast du Bilder abgemalt?
Nackt? Niemals, Mann. Ich hatte grade erst angefangen, niemand hätte nackt für mich posiert. Das waren alles Fotos. Zuerst habe ich gezeichnet und dann gemalt. Als ich mit den Plakaten anfing, hatte ich schon eine Zeitlang als Cartoonist gearbeitet. Ich war schon verheiratet und hatte einen Sohn. Es ist eine Fantasie der Leute, dass mein Studio voll mit Frauen war. Ich habe ein paar von ihnen getroffen und manchmal sogar fotografiert, aber das war selten.
Hast du die Bilder irgendwie bearbeitet?
Bäuche verkleinert und Brüste vergrößert? Klar! Ich führte so eine Art Schönheitsoperation durch. Ich nahm die Cellulitis weg und ließ sie heißer aussehen, als sie in Wirklichkeit waren. Das haben wir gemacht, um das Publikum anzuziehen.
Was war während der Diktatur die größte Herausforderung dabei die Bilder zu malen?
Die Zensur war sehr stark. Aber das ist auch irgendwie der Punkt. Wir mussten mit den Bildern verführen. Deshalb haben wir auch Sterne und Blumen verwendet. Brustwarzen, zum Beispiel, gingen gar nicht.
Welches ist dein Lieblingsposter?
A Super Fêmea (Die Super Frau). Das Poster war richtig beliebt. Es wurde ein Beispiel für meine Kunst. Jeder kennt es.
Ja, das ist ziemlich cool.