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Sex

Alles, was du schon immer über Analsex wissen wolltest

Wie ist das Gefühl? Was ist mit Kot? Ist Popo-Sex überbewertet? Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, habe ich mit der Sexpertin Carlyle Jansen gesprochen.
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Foto: IMAGO / TT

So viel, wie hier bei VICE über das Thema geschrieben wird, könnte man meinen, dass wir und ihr inzwischen alles wissen, was es über Analsex zu wissen gibt. In der Realität gibt es aber noch einen ganzen Haufen Missverständnisse und Mythen, die sich hartnäckig um Spielereien am Hintertürchen halten. Kann man es übertreiben? Tut es zwangsläufig weh? Ist Kacke wirklich unvermeidbar? Um eine Antwort auf all diese Fragen zu finden, habe ich mich an die Sexpertin und Autorin von Anal Sex Basics Carlyle Jansen gewandt. Während ich mir alle Mühe gab, mein kindisches Lachen zu unterdrücken, beantworte sie unfassbar geduldig alle noch so absurden Fragen.

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Hier ist alles, was du jemals über Analsex wissen wolltest:

VICE: Ist Analsex überbewertet?
Carlyle Jansen: Menschen, die es auf die übliche Art – in etwa: "Hey, lass mal Analsex ausprobieren", "OK", führt Penis ein – versuchen und dann feststellen, dass es wehtut, werden Analsex definitiv für überbewertet halten. Vor allem Frauen fragen oft: "Kann sich das überhaupt schön anfühlen?" Sie sind ganz überrascht, wenn ich ihnen sage, dass es überhaupt nicht schmerzhaft sein muss. Viele denken, dass Schmerz und Analsex einfach zusammengehören. Diese Menschen dürften Analsex wohl für überbewertet halten.

Ich würde allerdings sagen, dass Analsex generell eigentlich unterbewertet ist – vor allem, wenn du noch Rimming, Fingern, Massagen, Buttplugs und Vibratoren dazuzählst. Er ist aber vor allem unterschätzt, weil er in seiner Gänze und seiner Vielseitigkeit noch immer ziemlich unerforscht ist. Wir nehmen Sex nicht als eine ausbaubare Fähigkeit war, sondern als etwas, das wir tun sollten, oder das "natürlich geschieht". Die meisten von uns – vor allem Frauen – müssen erst einiges ausprobieren, bevor wir auch bei anderen Sex-Formen Lust empfinden. Analsex ist da nicht anders.

Welchen Mythos möchtest du vor allem entkräften?
Dass Analsex wehtun muss. Schmerz ist ein Anzeichen dafür, dass etwas falsch läuft. Dein Hintern versucht dir damit mitzuteilen, dass etwas nicht stimmt. Und viele Menschen halten diesen Schmerz dann einfach aus. Und wenn das nächste Mal etwas in die Nähe kommt, denkt sich der Anus so: "Neee, ich will nicht. Das hat letztes Mal wehgetan!" Und dann spannt er sich an. Je mehr er sich anspannt, desto schmerzhafter wird es. Du musst den Anus verführen. Man muss Vertrauen aufbauen. Wenn dieses Vertrauen da ist, wird er sich öffnen und man wird viel Lust verspüren. Schmerz ist ein Stoppzeichen. Verwende mehr Gleitgel, versuch es mit etwas Kleinerem.

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Ja, ich habe auch das Gefühl, dass viele Menschen denken, man müsste den Schmerz aushalten. Aber du sagst, wenn es wehtut, läuft etwas falsch?
Ja, das ist ja kein Marathon oder so. Analsex soll genau wie jeder andere Sex Spaß machen. Je mehr Angst du davor hast, desto mehr wird sich dein Anus dagegen sträuben.

Es gibt auch dieses Gerücht, dass Männer mehr Gefallen daran finden als Frauen. Gibt es einen tatsächlichen Unterschied bei Frauen und Männern?
Für Männer fühlt es sich enger an als eine Vagina und damit auch intensiver. Dazu kommt natürlich noch der psychologische Reiz durch das Tabu. Die passive Position beim Analsex ist sehr intensiv. Der Anus – die ersten paar Zentimeter – ist sehr sensibel, was Schmerz aber auch Lust angeht. Männer und Transfrauen mit einer Prostata spüren bei einer tieferen Penetration außerdem ein sehr intensives Gefühl. Daraus können sehr heftige Orgasmen entstehen, die durch den ganzen Körper gehen. Die sind meistens viel tiefergehend und überwältigender als die Höhepunkte, die allein durch Penisstimulation erreicht werden. Dabei muss es noch nicht mal zur Ejakulation kommen. Manchmal verschwindet während der Prostatastimulation auch die Erektion. Das ist aber vollkommen OK. Es heißt lediglich, dass sich der Fokus verschoben hat.


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Eine Frau oder ein Transmann wird den Anus und den perinealen Schwamm spüren, der sich etwa einen Daumen tief in der Vorderwand des Anus und der Rückwand der Vagina befindet.

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Was ist der größte Fehler, den Anal-Anfänger machen können?
Ein Fehler ist es, zu groß anzufangen. Der andere Fehler ist, nicht genug oder das falsche Gleitgel zu benutzen. Viele Menschen verwenden betäubende Gels, um die Schmerzen zu lindern. Letzten Endes verursacht man damit aber nur Verletzungen, weil man zu schnell eindringt. Die stellt man dann später auf Toilette fest. Man sollte ein dickflüssiges Gleitgel verwenden, das an Ort und Stelle bleibt. Es sollte außerdem auf natürlicher Basis sein, damit es deinen Rektalkanal nicht irritiert, wenn es absorbiert wird.

OK, wie fängt man am besten an?
Klein. Mein liebstes Anfängerspielzeug ist der Quatro. Er ist klein, etwa einen Finger breit, und er ist schwarz. Schwarzes Sexspielzeug ist großartig, weil es eventuelle Fäkalienspuren gut versteckt.

OK, stimmt. Cool [verkneift sich das Lachen]
Und du kannst es in den Po schieben und es als Butt Plug verwenden, während du weiter mit der Vagina oder dem Penis spielst. Wenn du es leicht bewegst, dann spürst du es. Du kannst, wie auch mit Analperlen zum Beispiel, ein langsames Rein und Raus genießen. Es fühlt sich unfassbar toll an, wenn sich der Schließmuskel öffnet und schließt. Also, wenn du Spielzeug für den Anfang auswählt, dann such dir lieber was Kleines. Außerdem sollte es vielseitig sein und auch zu anderen Arten von Sex passen, die du praktizierst.

Wo wir schon dabei sind: Ist Kot unvermeidbar? Also, wirst du immer Kot auf dem Spielzeug oder Penis haben?
Wenn du das hast, was wir "Goldlöckchen-Kacke" nennen – also nicht zu hart, nicht zu weich, sondern irgendwo in der Mitte –, werden nur leichte Spuren hinterlassen. Dann findest du vielleicht etwas auf dem Spielzeug oder dem Penis – vor allem in Falten oder Spalten –, aber viel mehr auch nicht. Es ist nicht so, wie wenn du auf Toilette gehst.

Bringt es auch Nachteile mit sich, regelmäßig Analsex zu haben?
Nun, die einzige Sache, die vermeiden willst, ist deinen Hintern zu oft spülen und das Ökosystem deines Enddarms durcheinanderzubringen. Abgesehen davon gibt es keine wirklichen Nachteile.

Kannst du es nicht übertreiben und dir deinen Schließmuskel ausleiern?
Stimmt, das ist ein anderes großes Vorurteil. Ich jedenfalls trage keine Windeln. Dieser Mythos, dass man den Anus überdehnen kann, hält sich hartnäckig, dabei wird aber der ganze Mechanismus falsch verstanden. Beim Analsex geht es darum, den Anus zu entspannen. Je entspannter er ist, desto offener ist er. Viele Menschen sagen sogar, dass Analsex eine fantastische Methode ist, um Hämorriden vorzubeugen, weil der Bereich dann viel entspannter ist.

Was ist, wenn du partout keinen Analsex willst? Bist du verklemmt oder sexuell zurückgeblieben, wenn du es nicht versuchst?
Es gibt natürlich keinen Grund, irgendetwas tun zu müssen. Ich bin allerdings ein großer Fan davon, dass man wirklich genau weiß, wozu man Nein sagt. Ich sage nicht, dass jetzt alle losziehen sollen und unbedingt Analsex ausprobieren müssen. Ich kannte Menschen und ich habe viele Liebhaber gehabt, die meinten: "Das innen drin macht mir nicht wirklich Spaß, aber außen fühlt es sich super an!" Probier es einfach außen aus. Wenn du diesen Bereich einmal zum Leben erweckt hast, willst du oft schon bald mehr.

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