Dass Taten Konsequenzen haben, lernt man spätestens nach dem zehnten Tequila. Trotzdem sind sie nicht immer hundertprozentig absehbar. Vielleicht liegst du um 23 Uhr einfach hackedicht in deinem Bett – vielleicht buchst du dir aber auch ein One-Way-Ticket nach Barcelona in Höhe deiner Miete und musst den Rest des Monats Nudeln mit Ketchup essen. Und dann denkst du dir: Hätte ich das mal vorher gewusst.
Richtig. Trotzdem gehört so was vermutlich nicht zu den Dingen, die du bereuen wirst, wenn du alt bist. Damit du die großen Fehler vermeiden kannst, haben wir echte Erwachsene gefragt, was sie in ihrem Leben gerne früher gewusst hätten.
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Siegfried, 58
“Wir haben uns als Rentenvorsorge eine Zweizimmerwohnung gekauft. Unsere Mieterin hat zehn Jahre in der Wohnung gelebt. Dann ist sie verstorben. Wir haben neue Fenster reingemacht, einen neuen Gasboiler, den Balkon und die Küche. Dann hat es im Nachbarhaus gebrannt und unser Dachstuhl ist mit ausgebrannt, den wir mitbezahlen mussten. Dann gab es einen Wasserschaden durch das Dach. Den musste wir auch mitbezahlen. So gerieten wir in die Insolvenz. Jetzt sind wir tief verschuldet. Hätte ich das gewusst, hätte ich die Wohnung damals nicht gekauft.”
Ruth, 82
“Ich hätte gerne früher gewusst, wie schwer es ist, ein Kind mitten im Studium zu bekommen. Ich war 22. Es wäre schön gewesen, wenn ich nicht so früh schwanger geworden wäre. Damals gab es keine Kinderkrippen wie heute. Mein Mann hatte zum Glück schon Arbeit, aber der war weit weg. Und ich studierte. Mädchen, das war hart. Ich habe trotzdem fertig studiert, Arbeitswissenschaften. Nach dem Studium habe ich dann wie alle Ostfrauen gearbeitet und die Kinder großgezogen. Alles, was zu machen war, haben wir gemacht. Heute haben es die jungen Frauen ja leichter.”
Manfred, 82
“Ich hätte gerne eher gewusst, dass ich schwul bin. Ich bin sehr spießig erzogen worden. Sexuell ist bei mir alles schiefgelaufen. Bevor ich wusste, dass ich schwul bin, war ich zweimal verheiratet. Beide Male habe ich die Frauen enttäuscht. Das hätte ich mir verkneifen können. Ich hatte immer das Gefühl, falsch zu sein. Das war heftig. Meine zweite Frau ist mit 29 an Krebs gestorben. Ich mag gar nicht denken, wie lange das sonst noch gut gegangen wäre mit uns. Ich hätte sie bestimmt auch enttäuscht. Danach ging das so peu a peu. Als ich mit 29 nach Berlin gekommen bin und mich von den familiären Vorgaben gelöst hatte, war das wie eine Befreiung. Ich habe mich langsam in die Vorstellung, dass ich schwul bin, reingeschlichen. Bis ich dann gemerkt habe, dass es Menschen gibt, die genauso wie ich sind. Ich bin Bühnen- und Kostümbildner und hatte zu Beginn am Theater zu tun. In diesem Kontext war meine Sexualität kein Problem. Aber eben innerhalb der Familie. Da wurde das Thema totgeschwiegen.”
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Brigitte, 71
“Wenn ich gewusst hätte, dass es meinem Mann mit 70 nicht mehr so gut geht, hätten wir vorher schönere und längere Reisen gemacht. Wir haben immer gedacht, wir hätten noch so viel Zeit. Jetzt ist mein Mann gehbehindert und pflegebedürftig. Nun reisen wir so gut wie gar nicht mehr. Ihm ist das zu anstrengend und mir auch, wenn er nicht will und nicht kann. Rundreisen fallen leider flach. Ich hatte nie weltweite Ambitionen. Ich hätte mich von mir aus auf Europa beschränkt. Wir sind viel rumgekommen, aber es sind noch einige Ziele offen. Es gibt so schöne Städte, aber das kann ich mit ihm nicht. Alleinlassen möchte ich ihn auch nicht.”
Peter, 74
“Ich wollte eigentlich zur Handelsmarine. Stattdessen drängte man mich in eine andere Abteilung. Anschließend durfte ich aus Gründen der Geheimhaltung drei Jahre nicht ins sozialistische und zehn Jahre nicht ins kapitalistische Ausland fahren. Das habe ich vorher jedoch nicht gewusst. Damit war die Marine gestorben. Meine Frau war bereits für den medizinischen Dienst in der Marine avisiert. Das hat dann natürlich alles nicht geklappt. Sie ist auch nicht zur Marine gegangen. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich den Job damals abgelehnt. Letztendlich bin bei der Kripo gelandet.”
Marina, 51
“Ich hätte gerne früher die Astrologie für mich entdeckt. Mir wurde das beim Kartenlegen immer empfohlen, aber ich wollte nie ran. Jetzt sitze ich abends oder nachts immer da und lerne. Die indische Astrologie ist sehr schwer. In Indien besitzt jeder Mensch ein Blatt. Da steht alles über sein Vorleben, dieses Leben und warum die Dinge so kommen, wie sie kommen. So findet man heraus, wieso man im Leben bestimmte Schwierigkeiten hat – oder eben auch nicht. Zu Ostzeiten waren Tarotkarten verboten, die hat man damals nicht gekriegt. Nur im Westen.”
Zera, 65
“Ich hätte den Erwachsenen besser zuhören sollen. Ich hätte nicht nur an Arbeit oder Geld denken, sondern studieren sollen. Ich hab nur einen Realschulabschluss. Hätte ich weitergemacht, hätte ich eine ganz andere Stelle und ein ganz anderes Leben gehabt. Jetzt bin ich Frührentnerin, davor war ich Schneiderin. Ich hätte lieber in einer Bank gearbeitet.”