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“Schlechte Idee”: Amazon patentiert Menschenkäfig für Angestellte

In der schmalen, vergitterten Box ist gerade genug Platz für einen stehenden Menschen. Sie bewegt sich mit Rollen auf der Unterseite fort und hat einen Greifarm. Was wie ein Käfig für Haifischtaucher aussieht, wurde von Amazon im März 2016 patentiert, wie ein entsprechendes Dokument auf der Website des US-amerikanischen Markenamts zeigt. Und genau von dieser Erfindung hat sich der Konzern nun nach scharfer Kritik distanziert.

Mit dem Käfig sollen Arbeiterinnen und Arbeiter sich offenbar gefahrlos durch sogenannte “protected areas” bewegen können, also jene Bereiche, in denen sonst wegen Verletzungsgefahr durch Maschinen keine Menschen zugelassen sind. In dem Patent wird beschrieben, dass der Käfig selbstständig fahre und über eine Kontrolleinheit gesteuert würde. Demnach würden die Angestellten im Käfig hinter Gittern stehen und zusehen, wie sie durch eine von Maschinen dominierte Halle gefahren werden.

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Kate Crawford forscht an der New York University über die gesellschaften Folgen von Technologie. Mit ihrem Kollegen Vladan Joler von der Universität Novi Sad kritisierte sie die Amazon-Erfindung auf ihrem englischsprachigen Blog: Sie sei ein “außergewöhnliches Beispiel der Entfremdung in der Arbeit” und erinnere an eine “dystopische Zukunft”. Auch zahlreiche englischsprachige Medien schrieben kritisch über den Käfig, unter anderem CBS und Business Insider.


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Dave Clark aus der Führungsebene des Amazon-Konzerns reagierte am 8. September bei Twitter auf die Kritik. Er schrieb: “Manchmal werden sogar schlechte Ideen zum Patent angemeldet.” Der Entwurf sei niemals genutzt worden und es gebe auch keine Pläne für eine Nutzung in der Zukunft. Amazon habe inzwischen eine Weste entwickelt, die Mitarbeiter vor Zusammenstößen mit automatisierten Maschinen schützt, in dem sie sie zum Anhalten bringe.

Weiter sagte Lindsay Campbell, eine Sprecherin von Amazon, gegenüber der Seattle Times, ihre Firma melde wie andere Firmen auch zahlreiche zukunftsgewandte Patente an. Dieses konkrete Käfig-ähnliche Konstrukt werde jedoch in keiner Amazon-Einrichtung verwendet.

Amazon steht oft wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik

Tatsächlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass Tech-Konzerne jede Menge teils abstruse Patente anmelden, die niemals in die Realität umgesetzt werden. Die Empörung über den Mitarbeiter-Käfig ist wohl auch deshalb so groß, weil Amazon in der Vergangenheit wegen schlechter Arbeitsbedingungen kritisiert wurde.

Immer wieder kommt es zu Streiks von Angestellten und Zeitarbeiterinnen, die wegen ihres geringen Gehalts bei harter Arbeit demonstrieren. Ein Angestellter erzählte 2017 im Gespräch mit Motherboard: “Amazon verfolgt wirklich jeden unserer Schritte. Wenn der Scanner zum Beispiel mal nicht betätigt wird, zum Beispiel weil ich auf Toilette gehe oder mich mit jemandem unterhalte, passiert es schon, dass ein Manager plötzlich vorbeikommt und sich erkundigt, was los ist.” Wie mehrere Medien berichten, sind in den USA offenbar Amazon-Arbeiter auf Essensmarken angewiesen.

Die Kritik an entfremdender Arbeit, auf die Crawford und Joler in ihrem Blogeintrag hinweisen, geht auf Karl Marx zurück. Marx sprach von Entfremdung und Fremdbestimmung, wenn der einzelne Arbeiter durch Maschinen und Arbeitsteilung nur einen winzigen Beitrag zum Produkt lieferte. Lange Zeit galten Fließbänder als der Inbegriff von industrieller Arbeit, die den Einzelnen kaum wertschätzt. Im Vergleich zu Fließbändern klingen selbstfahrende Roboter-Käfige mit Menschen eher nach dunkler Science-Fiction – und offenbar bleiben sie das zunächst auch.

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