Noch immer werden Kinder eingesetzt, um das Kobalt abzubauen, das unsere Smartphones und Elektroautos antreibt. Amnesty International erhebt in einem neuen Bericht den Vorwurf, dass große Konzerne noch lange nicht genug tun, um Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen. Der betrifft laut Amnesty Elektronikhersteller wie Sony oder Vodafone – und deutsche Autobauer wie BMW, Daimler und Volkswagen.
Hauptlieferant für Kobalt sind die Minen im sogenannten Kupfergürtel der Demokratischen Republik Kongo. Dass die Arbeitsbedingungen in diesen Minen katastrophal sind und dort immer wieder Kinder zum Einsatz kommen, ist bereits länger bekannt: Schon im Januar 2016 veröffentlichte Amnesty International einen umfassenden Bericht über die Zustände in den Mienen – und darüber, wie das Kobalt schließlich in den Versorgungsketten der weltgrößten Marken wie Apple, Samsung, aber auch VW und Daimler landet.
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“Das jüngste Kind, das wir trafen, war erst sieben oder acht Jahre alt, als es in die Minen geschickt wurde”, sagte einer der Autoren der Studie der Deutschen Welle. Die meisten seien allerdings Teenager, die das Geröll sortierten oder die Kobalt-Steine zerkleinerten. “Sowohl Kinder als auch Erwachsene klagten über Atemprobleme, Husten und Nebenhöhleninfektionen.”
Der neue Bericht ist eine Bestandsaufnahme, was die Industrie knapp zwei Jahre nach den Enthüllungen verändert hat. Der Bericht teilt die von den Konzernen ergriffenen Maßnahmen dabei in unterschiedliche Stufen ein: Haben sie “jede mögliche Maßnahme” ergriffen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, “angemessene Maßnahmen”, “mittelmäßige”, “minimale” oder gar keine Maßnahmen?
Das Ergebnis: Während zum Beispiel Apple und Samsung einiges unternommen haben, um ihre Kobalt-Lieferketten konsequent zu überprüfen, sieht das bei den deutschen Autokonzernen deutlich schlechter aus. Bei allen mangelt es an Transparenz. Kunden könnten mit dem Kauf eines Elektroautos also Kinderarbeit fördern, ohne es zu wissen.
Allein BMW hat es als einziger deutscher Autobauer überhaupt in die Kategorie “mittelmäßige Maßnahmen” geschafft, weist aber immer noch “deutliche Mängel” auf. Volkswagen und Daimler sind in der vierten von fünf Kategorien gelandet: Beide Autokonzerne haben “minimale Maßnahmen” getroffen, um ihre Lieferketten aufzuräumen.
Obwohl sich die meisten Konzerne offiziell zu Menschenrechten bekennen und gegen Kinderarbeit aussprechen, liefern die auf Kobalt angewiesenen Hersteller fast nie Nachweise über die Herkunft und Arbeitsbedingungen – weder die Gesetze in den USA noch in der EU zwingen sie dazu. “Die Antworten, die wir von den Unternehmen bekommen haben, zeigen, dass, solange es keine gesetzliche Vorgaben gibt, sie auch nichts unternehmen werden”, sagte eine Amnesty-Sprecherin der Deutschen Welle. Jetzt fordert Amnesty in der Zeit von einer neuen Bundesregierung deshalb, die Autohersteller dazu zu zwingen, Verantwortung für ihre Lieferketten zu übernehmen.
Laut Unicef werden auf der Welt rund 168 Millionen Kinder zur Arbeit gezwungen – mehr als jedes zehnte Kind. Die UN verbietet Kinderarbeit in der Kinderrechtskonvention. Es gibt aber auch Wissenschaftler, die dieses Verbot kritisieren: Die UN ignoriere, dass Arbeit den Kindern auch die Chance geben könnte, “ihr Leben eigenmächtig zu verbessern”. Ihnen die Arbeit zu verbieten, führe meistens zu mehr Problemen. Stattdessen sei es wichtig, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das würde allerdings nicht nur Kinder, sondern alle Arbeiter im kongolesischen Kobalt-Abbau betreffen.