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Reisen

Ein kurzer Ausflug in dei Ukraine

Kennt ihr ein Volk das anstatt Tupperdosen gerne mal Gurkengläser nutzt? Es sind die Ukrainer. Und Russen. Nur die älteren versteht sich, wie Meine Oma und meine Mutter. Am liebsten tun sie es auf Busreisen. So wie bei unserer Fahrt in die Ukraine zum feierlichen Hochzeitsanlass meiner Cousine. Es wurde lange vorbereitet, eingekauft und gekocht. Die Früchte der Arbeit durfte ich am Abreisetag bewundern: Unzählige Synthetikschätze aus Ramschläden für meine Tanten, ein fescher Haarschnitt für meine Mutter (damit sie im Glanz der herausausgeputzten Sippschaft nicht untergeht) und Berge an Lebensmitteln für Unterwegs. Die weiblichen Mitglieder meiner Familie hassen Flugzeuge und so bodenständig wie sie sind, nehmen sie lieber eine 28-stündige Busfahrt in Kauf.

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Unterwegs lesen sie dann billige Frauenromane, schließen sich nachts an Raststätten zu Frauengruppen zusammen und pinkeln gemeinsam im Freien. Und weil solche Erlebnisse zusammenschweißen, bilden sich neue Freundschaften, auf die meine Mutter besonders stolz ist. Also wollten wir busfahren. Für mich war es das erste Mal nach 11 Jahren dass ich meine Heimat besuche. Anbei die Topliste der verdrängten Dinge über meine Heimat, die ich nun wieder neu entdeckt habe:

In der Schule mussten wir lernen, dass die sowjetischen Strassen, die besten Strassen in der ganzen Welt, wenn nicht im ganzen Universum sind. Hier ist der Beweis.

Russische Frauen sind die schönsten auf dem ganzen Planeten. Sie sind häuslich und domestiziert, achten auf ihr Äußeres und scheuen sich nicht vor Arbeit. Hier ein Beispiel.

Die Multitasking Fähigkeiten des Ukrainers sind enorm. Die Aufschrift an der Vitrinenscheibe besagt: Schnellreparaturdienst für Schuhe und elektronische Geräte für den Hausgebrauch. Der handgeschriebene Zettel besagt: „Bin Fleisch kaufen“.

Das Motto hieß früher: „Verehre und vergesse nie den Opa Lenin“. Genau den, der über 18 Millionen unschuldiger Menschen in Gulags verrotten ließ. An Feiertagen legen altersschwache Kommunisten und einbeinige Veteranen dem Revolutionsstifter und Massenmörder gerne Blumensträuße zu Füßen. An normalen Tagen ist es ein beliebter Treffpunkt Jugendlicher und verliebter Pärchen.

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Neben Markenklamotten und großen Autos steht bei den Ukrainern alles was den gewonnenen Krieg über das faschistische Deutschland anbetrifft hoch im Kurs. So wie diese Statue des „des namenlosen Soldaten“, der zwischen den Plattenbauten mit seiner Kalaschnikow fuchtelt.

Nichts ist dem Ukrainer zu hart. In diesem Fall huldigt eine berauschte männliche Spezies dem Monument der Sklavereiabschaffung. Nackt. Aber vielleicht wollte er bloß „wer bin ich“ spielen. Ich habe es nie erfahren.

Anbei noch eine Weißheit. Alle Klofrauen der Welt sind gleich. Nichts, aber auch wirklich nichts kann sie daran hindern sich eine spannende Lektüre zu Gemüte zu führen und mit Schmackes an ihrem Butterbrot zu knabbern.