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Wer zur Hölle ist Heinz Playner?

Seit dem Artikel über Tanja Playner haben uns viele Mails über ihren Mann erreicht. Seither haben wir recherchiert—und sind nicht nur auf einen falschen Namen gestoßen.

Screenshot aus der Barbara Karlich Show.

Tanja Playner ist keine weltberühmte Pop-Art-Künstlerin. Soviel konnten wir in einem Artikel Anfang Juli feststellen. Während sich danach das halbe österreichische Internet mit der Künstlerin beschäftigte und sich dieselben Fragen stellte, die auch uns schon beschäftigt hatten (nämlich ob die Malerin ihren eigenen Hype glaubt, wie sie zu ihren Twitter-Fans kam und woher ihre Liebe für Rechtspopulisten kommt), beachteten viel zu wenige Menschen ihren Mann, Heinz Playner. Er ist gleichzeitig auch Tanjas Manager und zu einem großen Teil für ihre Vermarktung zuständig: Er verschickt Presseaussendungen über seine Frau, hat ihr in seinem eigenen Museum eine Dauerausstellung eingerichtet und führt in seinem eigenen Heft Interviews mit ihr.

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Kennengelernt haben sich die beiden 2006 über eine Partneragentur—sie hätten sich sofort verstanden, nur habe Heinz in echt nicht so ausgesehen wie auf den Bildern. Das erzählen die beiden in der Barbara Karlich Show vom März 2016. Ein bürgerliches Leben sei ihnen zu langweilig und komme für sie nicht in Frage, fügen die Playners hinzu.

An einem außergewöhnlichen Leben arbeiten die beiden auch weiterhin und versuchen unermüdlich, Tanja Playner als international erfolgreiche Künstlerin darzustellen. Im About Art Magazine, dessen Chefredakteur und Herausgeber ihr Mann ist, wird Playner gefragt, was sie dazu sage, dass man sie schon als den neuen Andy Warhol bezeichne. Wer sie so bezeichnet, wird nicht weiter ausgeführt—"die Medien" eben.

Im selben Interview betont sie, dass sie sich mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickle und doch erst 32 sei, was für Künstler quasi Teenager-Alter wäre. "Andy Warhol hat in den 50er Jahren auf der Straße Obst und Gemüse verkauft, um überleben zu können", führt Playner weiter aus. Sie habe auch schon öfter bemerkt, dass Künstler weltweit versuchen würden, ihren Stil zu kopieren und Playner in ihren Biografien zu erwähnen. Das sei manchmal ärgerlich, aber Nachahmer seien natürlich auch eine große Ehre.

In den Niederösterreichischen Nachrichten wird Playner in einem Artikel als "Österreichs Aushängeschild in Sachen Pop Art" bezeichnet. Sie habe außerdem bereits im Louvre ausgestellt, heißt es. Auf Anfrage erklärt der Redakteur, er habe die Information von einer schriftlichen Unterlage, die dort aufgelegen sei. Online wurde der Artikel kürzlich gelöscht. Menschen beginnen also, das Konstrukt der Playners zu hinterfragen, nur die FPÖ scheint es noch immer zu unterstützen.

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Das Paar geht mittlerweile mit seinen Sympathien für die FPÖ und Politiker anderer Rechtsparteien ganz offen um und schließt sich auch öffentlich dem Wahlkampf für Norbert Hofer an. Groß auf Tanjas Seite steht zum Beispiel:

In einem Video erklärt sie außerdem eineinhalb Minuten lang, weshalb sie das Bild von Heinz-Christian Strache gezeichnet hat. Am Ende des Statements erklärt die Künstlerin: "In einem interessanten Gespräch zeigte er sein Interesse und Unterstützung für Kunst und Kultur und das schätze ich sehr an Hans-Christian Strache." Heinz Playner teilt auf seiner Facebook-Seite beinahe täglich Beiträge der FPÖ.

Auch der Nationalratsabgeordnete Christian Höbart, der in der Vergangenheit Asylwerber als "Erd- und Höhlenmenschen" bezeichnete, bedankt sich auf Facebook bei den Playners für ein Video, das sie über einen Hubschrauberflug von Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer gemacht haben.

Ob im Büro von Heinz-Christian Strache bei der Übergabe des Bildes oder beim Benefiz-Flug mit Norbert Hofer, immer ist auch Tanjas Mann dabei. Und nach dem im Juli veröffentlichten Artikel über Tanja, kamen viele Mails mit ähnlichem Inhalt: Seht euch Heinz Playner an. Die Recherche beginnt schon einmal spannend. So heißt Heinz Playner nicht einmal Heinz Playner, sondern eigentlich Klaus Heinz Plainer. Im Impressum seines MAMAG Museum ist er noch als solcher angeführt—und Tanja außerdem als Tatyana (manchmal auch Tatjana) Plainer.

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Weshalb er diesen Namen mittlerweile nirgendwo sonst noch angibt, ist nach einer kurzen Google-Suche schnell geklärt.

Sucht man im Netz nach Heinz Playner, findet man ein Konstrukt aus Artikeln über Tanja, Berichte aus dem eigenen Kunst-Magazin, Namen von Ausstellungen, Museen und Galerien. Je weiter man recherchiert und je mehr Google-Ergebnisse zu Heinz Playner man sich ansieht, desto umfangreicher wird das Bild aus falschen oder zumindest freizügig ausgeschmückten Fakten zu seiner Biografie. Wer nicht weiter nachfragt, kann schnell glauben, dass die Playners es geschafft haben—auch wenn man abgesehen von den Twitter-Trends vielleicht noch nie von ihnen gehört hat.

Vor einem Klaus Plainer und seiner Firma "Real Financial Services" warnt hingegen unter anderem die Arbeiterkammer. In Zeitungsinseraten warb Playner (damals noch Plainer) mit unkomplizierter Kreditvermittlung—auch bei negativen Bonitätseinträgen. Nach einem ersten Telefonat schickte er Kundinnen und Kunden die Verträge per Nachnahme zu. Dabei fiel eine sogenannte Nachnahmegebühr in der Höhe von 100 bis 300 Euro an.

Einen Kredit bekamen seine Kundinnen und Kunden nie. Plainer erklärte das Scheitern der Kreditvermittlung mit Gründen, die die Konsumentinnen und Konsumenten selbst zu verantworten hätten. Die Nachnahmegebühr wurde als Aufwandsentschädigung einbehalten. Auf mehreren Seiten beschreiben Betroffene ihre Erfahrungen. Ihnen zufolge habe Plainer regelmäßig seine Handynummer gewechselt, um nach Vertragsabschluss nicht mehr erreichbar zu sein.

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Auf der Seite der Arbeiterkammer Burgenland wird ebenfalls vor Geschäften mit Klaus Plainer gewarnt, seine Firma hieß später nicht mehr "Real Financial Services", sondern "TIP-TOP Kredit". Die Methode blieb dieselbe. 2010 und 2012 gab es dazu zwei Urteile durch den Unabhängigen Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich. Die Berufungen wurden abgelehnt.

Aber das Ehepaar Playner hat sich bereits in den verschiedensten Berufen geübt. Heinz Playner ist außerdem Fotograf, oder—wie er sich selbst nennt—Fotokünstler, Tanja hatte in der Vergangenheit eine Chihuahua-Zucht mit dazugehöriger Boutique. Die Websites dazu sind seit kurzem offline; aus beruflichen Gründen habe man beschlossen, die Zucht einzustellen, hieß es noch 2016 auf der Seite. Zusätzlich ist Tanja Playner noch unter dem Namen Tatyana Plainer im Firmenverzeichnis der WKO als Autohändlerin eingetragen.

Trotz aller anderen Beschäftigungen scheinen sich die Playners nun hauptsächlich auf Kunst zu konzentrieren. Heinz Playner schreibt nicht nur die Karriere seiner Frau hoch, er stellt auch Werke anderer Künstler aus. Und einige von ihnen fühlen sich betrogen.

So sollen Künstler ihre Werke nach den Ausstellungen teilweise gar nicht, viel zu spät oder sogar beschädigt zurückbekommen haben. Playner habe sie kontaktiert, erzählen einige, und ihnen angeboten, Teil einer Ausstellung oder Art Fair zu sein. Teilweise soll er sogar behauptet haben, eine internationale Jury habe den Künstler oder die Künstlerin auserwählt (wahrscheinlich ist das nicht einmal gelogen: Tanja/Tatjana/Tatyana ist schließlich aus Russland, Klaus/Heinz aus Österreich).

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Die Niederösterreichischen Nachrichten druckten nicht nur Inserate von Klaus/Heinz Plainer/Playner, sie veröffentlichten auch einen Artikel mit falschen Fakten über Tanja Playner.

Nach dem ersten VICE-Artikel über Tanja Playner schrieben mir mehrere Künstler ausführliche Mails über ihre Probleme mit Heinz Playner. Demnach soll er sich lange nicht gemeldet haben, nachdem man ihm Geld überwiesen hätte. Viele waren verzweifelt und wussten nicht, was sie tun sollten. Ihre Namen möchten sie nicht veröffentlicht sehen—dafür hätten sie zu viel Angst vor möglichen Konsequenzen. Aber hätten sie gewusst, was es bedeuten würde, mit den Playners zusammenzuarbeiten, sie hätten es nie getan, so der Tenor.

"Er und seine Frau sind Hochstapler. Sie sind Diebe", schreibt eine Künstlerin, die in der Vergangenheit mit den Playners zusammengearbeitet hat. So wie Tanja Playner durch falsche Tatsachen hochgeschrieben wird, soll auch Heinz Playner einigen Künstlern, die er anschreibt, nicht nur Dinge ankündigen, die er später nicht einhält, sondern auch Versprechen machen, die anders klingen als das, was sie tatsächlich sind. Nicht einmal die angeblich versprochenen Artikel im About Art Magazine habe es für alle Künstler gegeben, schreibt mir einer der Betroffenen.

Der US-Amerikaner Milo Abadilla war ebenfalls Teil einer Ausstellung in Heinz Playners Museum im Schloss Hubertendorf. Als er nach der Ausstellung seine drei Bilder nicht zurückbekam, wurde ihm erst gesagt, er müsse 300 Euro überweisen. Die Rücksende-Kosten seien im bereits überwiesenen Betrag nicht inkludiert gewesen. Als er die 300 Euro überwiesen hätte, redete man sich erneut raus—man sei sehr beschäftigt, hieß es. Milo bekam seine Bilder immer noch nicht. Er begann, auf Facebook und Twitter auf sein Problem aufmerksam zu machen. Heinz Playner schickte ihm seine Bilder trotzdem nicht. Oder gerade deswegen. "Stattdessen sagten sie, sie würden die Bilder behalten und verkaufen—als Ersatz für die Schäden, die ich mit meinen negativen Social-Media-Postings verursacht haben soll, weil sie mir meine Bilder nicht zurückgeschickt hatten."

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In einer Mail, die VICE vorliegt, bezeichnet Heinz Playner den Künstler wiederholt als "dumm". So ein dummer Künstler sei ihm selten begegnet, heißt es darin; jeder Sammler sehe, dass er ein Amateur sei, denn nur Amateur-Künstler würden sich durch derartige Postings selbst so schaden. Die Kunstwerke seien weder verkauft noch gestohlen, aber sie würden in Verwahrung bleiben, bis der von ihm angerichtete Schaden beglichen worden sei und Milo eine Entschuldigung wegen übler Nachrede gesendet habe. Durch die Facebook- und Twitter-Postings und das Anschreiben anderer Künstler sei außerdem ein Schaden von über 1500 Euro entstanden. Die Bilder würde er wiederbekommen, sobald er das Geld überwiesen und schriftlich mitgeteilt habe, solche Postings in Zukunft zu unterlassen.

"Sobald sie kein Geld mehr mit uns machen können, hören sie auf, ihre Verpflichtungen zu erledigen", schreibt ein weiterer Künstler. "Ich weiß nicht, wie ich meine Bilder wiederbekomme", schreibt Milo. Sie kommen von überall und es ist nicht einfach für sie, einfach nach Österreich zu kommen, um sich die Bilder wiederzuholen.

Eine vierte Künstlerin schreibt: "Heinz Playner hat kein Wissen über Kunstgeschichte, was für einen Kurator sehr wichtig wäre. Jeder Künstler ist für ihn wie Jackson Pollock oder Marc Chagall. Heinz verspricht den Künstlern, dass sie ihre Werke zwei Wochen ausstellen können und sie zahlen viel Geld dafür. Die Wahrheit ist aber, dass nur bei der Eröffnung Menschen anwesend sind, danach aber niemand mehr kommt, um sich die Bilder anzusehen, weil das Museum geschlossen hat. Das weiß ich, weil ich mehrmals dort war." Andere Künstler, die ihre Werke von überall aus der Welt schicken, wüssten das oft nicht.

Zu einer Stellungnahme für diesen Artikel war Heinz Playner trotz telefonischer und schriftlicher Anfrage nicht bereit. Seine Frau behauptete wenig später auf Facebook, sie (und nicht ihr Mann) wäre von VICE kontaktiert worden und habe eine Stellungnahme abgelehnt; aber wer wird es bei den Playners mit Fakten noch so genau nehmen.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos