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Thailand will, dass Teenager aufhören, zu große Kondome zu kaufen

Jungs, bleibt realistisch.

Foto: Jeremiah Roth | Flickr | CC BY-SA 2.0

Letzten Freitag gab das thailändische Gesundheitsministerium seine übliche Sexualgesundheitswarnung anlässlich des Valentinstags heraus. Darin hieß es, die steigende Zahl der Infektionen mit Geschlechtskrankheiten in Thailand läge zum Teil an der unter Teenagern angeblich epidemischen Verbreitung des Kaufs zu großer Kondome, die verrutschen, wenn sie's treiben.

„[Die Zunahme von Geschlechtskrankheiten bei thailändischen Teenagern] rührt daher, dass nur 43 Prozent [von ihnen] Kondome verwenden", sagte der Ministeriumssprecher Somchaichote Piyawatchwela in einer Stellungnahme, die von der AFP übersetzt wurde.

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Im Lauf des letzten Jahrzehnts haben Geschlechtskrankheiten unter thailändischen Teenagern nachweislich zugenommen, von 7,3 pro 100.000 im Jahr 2005 auf 34,5 pro 100.000 im Jahr 2015, so das thailändische Amt für Epidemiologie. Das Land leidet auch an einer hohen Geburtenrate bei Teenagern, mit 47 abgeschlossenen Schwangerschaften pro 1.000 Mädchen. Unter diesen Umständen sehen thailändische Behörden den Valentinstag als eine besonders gefährliche Zeit, denn laut dem Zentrum zur Förderung der Moral des thailändischen Kulturministeriums haben bis zu 83 Prozent der einheimischen Teenager vor, an dem Feiertag Sex zu haben—wobei es sich um ungezügelten Optimismus seitens der Teenager, eine Fehlschätzung seitens der Regierung, oder aber um einen Beweis dafür handeln könnte, dass dieses Land es einfach drauf hat.

Dennoch stellte das Gesundheitsministerium keine Statistik bereit, aus der hervorginge, wie häufig zu große Gummis verrutschen oder wie viel der Zunahme an Geschlechtskrankheiten den Schlabberkondomen der Teenager geschuldet ist. Anstatt klare Größenrichtlinien zu veröffentlichen, rieten die Regierungsvertreter den thailändischen Teenagern lediglich dazu, den Hosenstall geschlossen zu halten und nett essen zu gehen oder einen Ausflug zu einem buddhistischen Tempel zu machen. Dies legt den Schluss nahe, dass Thailand vielleicht weniger ein Problem mit lose eingetüteten Teenagern hat als mit eingeschränkter und stigmatisierter Sexualaufklärung.

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Kondomverrutscher sind ein echtes Problem. Einzelnen Berichten zufolge entfernten Unis extragroße Regenmäntelchen aus ihren Gesundheitszentren, nachdem sie in einer Reihe von Fällen in Vaginas verloren wurden.

„Wenn ein Kondom zu groß ist, dann kann es abrutschen und damit den Wirkungsgrad beeinträchtigen", so die Gesundheits- und Familienplanungs-NGO Planned Parenthood 2010 im Interview mit Jezebel. „Und wenn es wiederum zu eng ist, dann ist es wahrscheinlich, dass es platzt. Es kommt also doch auf die Größe an."

Aber während sie es wirklich schaffen, eine große Vielfalt an Schwengeln unterzubringen, sind Kondomgrößen eigentlich gar nicht so vielfältig. Die meisten massenproduzierten Gummis haben eine Länge zwischen 17,2 cm und 23,5 cm und eine Weite zwischen 5 und 5,3 cm, von S bis XXL. Selbst ein Trojan Magnum ist nur etwa 1,3 cm länger und 0,25 cm weiter als andere Spritzbeutel, und ein LifeStyles Kyng ist etwa so groß wie ein Trojan in der Standardgröße. Diese Variation bereitet den 50 Prozent amerikanischer Männer, deren Schwänze 12,7 bis 15,2 cm lang sind, kaum Probleme; selbst für die 90 Prozent, deren Länge zwischen 10,2 und 15,2 cm liegt, geht das in Ordnung. Die Spezialgrößen, mit Längen zwischen 7,6 bis 25,1 cm und Weiten zwischen 4 und 6,8 cm, bedienen eher die extremen Sonderfälle.

Selbst wenn es also nicht ungewöhnlich für Amerikaner ist (ob Teenager oder nicht), extragroße Verhüterlis zu kaufen, die wir nicht wirklich brauchen (zwischen 2001 und 2010 schwoll der Marktanteil von Trojan Magnum auf 18,8 Prozent des US-Kondommarkts an), gibt es kaum Berichte über Abrutschen. Die International Planned Parenthood Foundation behauptet, dass nur 2 Prozent der Babybeutel-Einsätze darin enden, dass der Gummi platzt, weil er zu eng ist (ja, sogar in Standardkondome passt ein ganzes Bein, aber die Reibung beim Sex kann einen eng anliegenden Schnitt ganz schnell alt aussehen lassen), oder dass er abrutscht, weil er zu lose ist. Zugegebenermaßen handelt es sich hierbei nicht wirklich um wissenschaftliche oder umfassende Berichterstattung, aber es scheint in der Welt der Sexualgesundheit den Konsens zu geben, dass das Risiko des Abrutschens oder Platzens nur bei Männern besteht, die sich in puncto Umfang oder Länge an den äußeren Enden des Spektrums bewegen.

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Allerdings gibt es Regionen, in denen der durchschnittliche Penis um einiges kleiner ( oder größer) ist als der internationale Durchschnitt, an dem sich die Kondomproduktion orientiert. Eine zweijährige Studie des indischen Rats für medizinische Forschung (ICMR), die 2006 veröffentlicht wurde und die Ständer von mehr als 1000 indischen Männern aus allen Gesellschaftsschichten und Regionen des Landes maß, kam zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent von ihnen ein Reibeisen hatten, das 2,5 bis 5 cm kürzer ist als der Durchschnitt der produzierten Kondome, was zu einer 20-prozentigen Abrutsch- oder Platzrate führte.

„Kleinere Kondome werden in Indien verkauft", sagte Dr. Chander Puri vom ICMR 2006 der BBC. „Aber es fehlt das Wissen darüber, dass verschiedene Größen erhältlich sind. Die Leute trauen sich nicht, über dieses Thema zu sprechen. Und meist geniert man sich, in eine Apotheke zu gehen und nach einer kleineren Kondomgröße zu fragen."

Es gibt keine vergleichbare und gründliche Studie der Wünschelrutengrößen in Thailand. Allerdings deutet eine Sammlung freiwilliger Größenangaben darauf hin, dass der Pimmelmann des durchschnittlichen Thai-Mannes im erigierten Zustand 9,4 cm lang und 3,6 cm breit ist—also im unteren Bereich des unteren Bereichs. So ist es also erdenklich, dass Abrutschen ein Problem darstellt, wenn thailändische Teenager darauf bestehen, Gummis in XXL zu verwenden.

Doch erst letztes Jahr berichteten Beamte des thailändischen Gesundheitsministeriums, sie hätten vor, Gummis mit einer größeren Weite zu bestellen, um dem von ihnen vermuteten Anstieg der durchschnittlichen Schniedelgröße bei einheimischen Jugendlichen gewachsen zu sein, denn die jüngeren Generationen werden im Durchschnitt größer und schwerer. Dies macht es viel unwahrscheinlicher, dass endemisches Abrutschen ein besonders schlimmes Problem bei den nun mutmaßlich besser bestückten Thai-Jungs ist.

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Die Beweislage für übergroße Kondome als ausschlaggebend für die rasant ansteigende Rate der Geschlechtskrankheiten in Thailand steht bestenfalls auf wackeligen Füßen. Diese Geschichte sollte definitiv nicht wichtiger genommen werden als die ganze Nur-43-Prozent-der-Teenager-verwenden-Kondome-Sache, die in der Ansprache vor dem Valentinstag erwähnt wurde. Im Januar veröffentlichte Studienergebnisse deuten sogar darauf hin, dass das Wissen über Gumminutzung sinkt und dafür die Verlegenheit im gesamten Land zunimmt. Das ganze Größenproblem wirkt angesichts dieser Zahlen wie ein Ablenkungsmanöver.

Dieser Mangel an sexuellem Know-How ist ein wenig seltsam, wenn man bedenkt, wie viele Sexualgesundheits-Programme es in Thailand gibt. Angeführt von Kondomkönig Mechai Viravaidya, einem thailändischen Staatsbürger und weltweiten Fürsprecher der Parisernutzung, verteilt das Land Schwanzfutterale auf der Straße, lässt sie von Bauern als Motiv auf ihr Vieh malen und von Mönchen segnen, damit sich konservative Leute damit besser anfreunden können. Thailand, einer der größten Kondomproduzenten der Welt, hat sogar ein Kondommuseum eröffnet, um aufzuklären und die Verwendung von Präservativen für die Bevölkerung angenehmer und weniger verunsichernd zu machen. Allein dieses Jahr wird die thailändische Regierung etwa 1,7 Millionen Euro bereitstellen, um 43 Millionen Gratis-Gummis an ihre 67 Millionen Bürger zu verteilen.

Die anhaltende Unwissenheit und mangelnde Nutzung haben vermutlich etwas mit dem kontraintuitiven gesellschaftlichen Stigma zu tun, mit dem Regierung und Meinungsführer Sex und Verhütung belegen. So befindet sich etwa das Kondommuseum, das die Verwendung fördern sollte, in einer kleinen Stadt nördlich von Bangkok, tief im Inneren des Gesundheitsministerium, und bedarf einer speziellen Genehmigung, um es zu betreten. Und die Gratiskondom-Programme der Regierung tendieren dazu, sich auf die Eindämmung von HIV-Infektionen bei Prostituierten zu konzentrieren, anstatt dafür zu sorgen, dass Teenager ihre Würstchen in den Schlafrock packen.

Wenn der Staat das Stigma um kleine Kondome und das daraus resultierende Abrutschproblem bekämpfen will, dann könnte er einfach Puris Empfehlung für Indien von 2006 befolgen und Automaten an leicht zugänglichen Orten aufstellen, sodass niemand wissen muss, was der andere kauft. Diese Idee wurde auch in Thailand schon vorgestellt, aber man zog Botschaften über reine Abstinenz vor, wie sie diesen Valentinstag vom Zentrum zur Förderung der Moral herausgegeben wurden.

Wenn man den selbst-berichteten thailändischen Penisgrößen Glauben schenken kann, dann ist es vermutlich wahr, dass Abrutschen dort ein wenig häufiger vorkommt. Aber das als einen Hauptgrund bei der Übertragung von Geschlechtskrankheiten zu bezeichnen, weicht einer ganzen Menge Probleme aus, die mit allgemeineren gesellschaftlichen und sexuellen Stigmen zu tun haben. Thailändische Teenager wären besser mit ein bisschen Tacheles seitens ihrer Gesundheitsbeamten bedient, als mit Bemühungen, XS-Kondome in die Läden zu bringen, vor allem wenn dazu eine sture „Kein-Sex"-Botschaft kommt.