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The Outta My Way, I’m Walking Here Issue

Der knackärschige Star der Seychellen

Der Samen der Seychellenpalme ist die Kim Kardashian der Pflanzenwelt.

Von hinten sieht der riesige Samen der Seychellenpalme aus wie ein Belfie—ein Hintern-Selfie—von vorne kommt er wie eine lebensgroße Replika der weiblichen Reproduktionsregion, inklusive Oberschenkelansatz, Unterbauch und Schamhügel. Wissenschaftler benutzen die binomiale lateinische Bezeichnung Lodoicea maldivica, aber im Englischen wird die Pflanze auch Lady Fruit oder Butt Nut genannt. Sie ist ohne jeden Zweifel die Kim Kardashian der Pflanzenwelt.

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Neben ihrem arschförmigen Samengehäuse gleicht uns die Palme noch in einer Reihe anderer ihrer Erscheinungsformen (oder zumindest den Pornostars unter uns). Nicht nur ist die männliche Blüte ein riesenhafter brauner Phallus, die weiblichen Blüten sind auch noch das exakte Abbild von Brüsten der Körbchengröße Doppel-D, auf denen dann auch noch jeweils eine nippelähnliche Samenanlage sitzt. Im Inneren des Samens befindet sich ein spermaähnlicher weißer Pudding, der hart wird, während die Frucht reift. Wenn eine der Samenkapseln zu Boden fällt, wächst eine freakige, fingerähnliche Nabelschnur aus ihrer vaginaartigen Öffnung. Die fantastischen botanischen Arschbacken wachsen nur auf den Seychellen. Lange, bevor man von der Existenz der Inseln ahnte, trieb es den einen oder anderen Samen auf das offene Meer, wo sie in regelmäßigen Abständen gefunden wurden. Daher auch der im Englischen gebräuchliche Name der Frucht: Coco de Mer, die Kokosnuss des Meeres. Bis heute gelten die Samen als Luxusprodukte. Sie werden auf den Seychellen für 150 bis 750 Euro pro Nuss verkauft. Der Preis hängt von Größe und Aussehen ab. Manche sind flach und schlank wie Supermodels, andere scheinen eher einem Video von Sir Mix-a-Lot entsprungen, sind also runder und fettbä­ckiger. Man kann die Samen auch illegal auf dem Schwarzmarkt kaufen. Aus der daraus resultierenden Sorge, die Frucht könnte bald gefährdet sein, setzte man sie auf die Rote Liste der Weltnaturschutzunion.

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Während der Arbeit an meinem Buch über die Welt der Früchte, The Fruit Hunters, bin ich auch auf die Seychellen gefahren, um mehr über die Coco de Mer und ihre kallipygischen Qualitäten herauszufinden. Das ist, was ich über die humanoiden Züge der Pflanze erfahren habe.

DIE BLÜTEN
Die Seychellenpalmen sind entweder männlich oder weiblich. Die männliche Blüte, auch Kätzchen genannt, sieht wie ein Penis aus, der mal mehr, mal weniger erigiert ausfallen kann. Wenn er noch jung ist, misst dieser phallische Blütenstand zwischen 30 und 60 cm und steht steif nach oben. Pollen aus den Staubbeuteln befruchten die ausladenden weiblichen Blüten, bei denen sich genau an der Stelle, wo man die Brustwarze vermuten würde, eine feuchte Samenanlage befindet. Nach der Bestäubung schwellen die holzigen weiblichen Brustblüten zu großärschigen Früchten an, während das nun leere Kätzchen zu schrumpfen und zu hängen beginnt, bis es mit einem dumpfen Bums auf den Waldboden fällt.

DIE FRÜCHTE
Die medizinballgroßen Früchte der Seychellenpalme hängen wie große, grüne Herzen unter ihren hohen Blättern. Wenn sie reif sind, fallen sie zu Boden und zerspringen beim Aufprall. In dem herzförmigen Gehäuse befindet sich die Samenkapsel. Wenn er ungestört liegen bleibt, sprießt aus diesem Samen irgendwann eine neue Palme. Nach dem Aufprall beginnt eine Art Nabelschnur, das Keimblatt, aus dem zentralen Schlitz in der Frucht zu wachsen. Der Keim der neuen Pflanze befindet sich in der geschwollenen Spitze des Keimblattes. Dieser versenkt sich langsam in die Erde und treibt dort weiter, wobei er sich bis zu 20 m von der Frucht entfernen kann. Nachdem das embryonische Kabel sich schließlich an einen Ort gegraben hat, an dem es nicht mit der Mutterpflanze um Platz für die eigenen Wurzeln kämpfen muss, beginnt es, Stück für Stück aus dem Boden zu sprießen.

DAS FRUCHTFLEISCH
Nach der Bestäubung der Blüte dauert es sieben Jahre, bis die Frucht voll ausgereift ist. Am Anfang sind die Nüsse gelb und enthalten eine spermaartige Flüssigkeit. Nach einem Jahr ist das Fleisch am schmackhaftesten; das Gelee verfestigt sich dann zu einer dickflüssigen, puddingartigen Textur. Bis die Frucht aber zu Boden fällt, hat sich der Pudding dann noch einmal weiter zu einem harten Elfenbein verdichtet. Gerüchten zufolge hat dieser Elfenbein auch eine aphrodisische Wirkung. Der von den Seychellen stammende Historiker und Umweltschützer Kantilal Jivan-Shah hält davon allerdings nichts. „Das ist nur eine Fantasievorstellung", spöttelte er. „Der getrocknete Kern irritiert einfach nur die Blase, und deshalb bekommt man eine Erektion." Bis in die 1970er wurden besonders hochrangige Gäste manchmal mit einer Kostprobe des Gelees der Frucht geehrt, die damals wegen ihrer Seltenheit auch als Milliardärsfrucht bekannt war. Heutzutage kann man die Frucht auf legalem Wege nicht mehr erwerben, und die einzige nichtkriminelle Art sie zu kosten, ist, wenn man jemanden kennt, der eine Palme im eigenen Garten stehen hat und sie zu teilen bereit ist. Ein paar Anwohner der Seychellen schwören, sie schmecke wie Muttermilch direkt aus der Brust.