Haidar wartet jetzt sechs Monaten in einer 25 Quadratmeter großen Wohnkabine, die er sich mit drei anderen Menschen teilt. Haidar hatte Glück, manche Menschen müssen sich die gleiche Fläche mit 11 anderen teilen, andere Kabinen sind wiederum nur 12 Quadratmeter groß. Wir befinden uns in der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof—einem Gebäude, das 1927 gebaut worden und dann von den Nazis in den 30er Jahren dramatisch vergrößert worden ist. Berühmt ist Tempelhof für seine eindringliche Architektur, die enorme Größe und seine lebenswichtige Rolle für die Menschen in Westberlin während der Luftbrücke. Heute sind dort (laut der Organisation Tamaja, die die Unterkunft in Tempelhof betreibt) 1.300 Menschen untergebracht, die auf einen dauerhaften Bleibeort und eine Eingliederung in die Gesellschaft warten. Es ist laut Tamaja die größte Flüchtlingsunterkunft in Berlin und rein theoretisch nur als temporäre Zwischenstation gedacht, an der Menschen nicht länger als sechs Wochen bleiben sollten. Da freier Wohnraum momentan allerdings knapp ist, leben viele, mit denen wir gesprochen haben, schon seit mehr als sechs Monaten dort.
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Die Luft in den Hallen ist drückend und warm und das Sicherheitspersonal beobachtet uns aufmerksam von allen Ausgängen aus, während wir die Gänge zwischen den Stellwänden entlanggehen—vorbei an Reinigungspersonal, das Schmutzwäsche einsammelt, und spielenden Kindern. Auch wenn sie ein gigantisches Dach über dem Kopf haben, drei Mahlzeiten pro Tag bekommen und über vernünftige Waschmöglichkeiten verfügen, so löst der Mangel an Platz und Integrationsmöglichkeiten bei den Bewohnern ein Gefühl der Unsicherheit aus. Ich wollte einen Einblick in diese Wohnzellen (oder "Boxen", wie die Bewohner sie wenig optimistisch bezeichnen) bieten und zeigen, was es bedeutet, unter diesen einzigartigen Umständen zu leben.Übersetzung aus dem Arabischen von Jose Féghali.
Issa, 25, Bagdad, Irak
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Sayed, 37, Masar-e Scharif, Afghanistan
Hamza, 28, Quneitra, Syrien & Akram, 16, Quneitra, Syrien
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Abdulrahman, 19, Damaskus, Syrien
Ahmed, 31, Al-Hasaka, Syrien
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Nadia, 37, Lugar (Provinz), Afghanistan
Omar, 20, Damaskus, Syrien
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