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You Need to Hear This

Die Hitliste der Ein-Zimmer-Musikvideos

Sie sind günstig, aber vielleicht sind Musikvideos, die in nur einem Raum gedreht worden sind, ein Erfolgsgeheimnis?!

Dieser Trend hat sich schon in frühen Tagen der Musikvideos abgezeichnet und mich schon immer fasziniert: Was hat es mit diesen Musikvideos auf sich, die nur in einem einzigen Raum gedreht wurden?

Das erste, was mir dazu einfällt, sind Geldprobleme, aber seltsamerweise waren viele dieser Bands beeindruckend erfolgreich und die Lieder, zu denen die Videos gedreht wurden, waren meistens sehr einprägsam in dieser Zeit. War es der minimalistische Zugang, nur den Künstler in den Fokus des Songs zu stellen, der aus Angst gewählt wurde, das Video könnte die Radiotauglichkeit des Songs versauen? Oder war das einfach der natürliche Ablauf einer frühen Entwicklung von musikalischen Konzepten, die damals noch in den Windeln steckten?

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Eine Sache, mit der man sich rausreden kann, ist die Tatsache, dass es Musikvideos schon vor MTV gab–ungefähr 55 Jahre vorher! Frühere Promoter haben Musikvideos benutzt, um ihre Platten besser zu verkaufen. Erst viel später kam dann der zeitgenössische Aspekt. Es ist egal, ob es jetzt das verkaufsunterstützende Video für eine Rockgruppe aus den 60ern ist oder das extra für das Fernsehen erstellte britische Musikvideo aus den 70ern. Es stellt sich heraus, dass Musikvideos nicht von MTV erfunden wurden, nur haben sie die Idee eben kapitalisiert. In den 1980er Jahren übernahm das Ein-Zimmer-Video dann die Macht.

Das weiße, oder fast weiße Zimmer

Die meisten Punk/New Wave-Crossover-Bands wählten oft das einfache weiße oder fast weiße Zimmer. Jams „Going Underground“, 999s „Homicide“ und The Knacks „Frustrated“ blieben bei engen Hosen, glänzenden Klamotten und weißen Wänden. Später verfolgten Videos wie XTCs „Making Plans for Nigel“ und Talking Heads' „Once in A Lifetime“ ein ähnliches Rezept, aber mit zusätzlichen visuellen Effekten, die zu der Zeit hochmodern waren. All diese Lieder werden auch heute noch verkauft und waren für einen Trend verantwortlich, der ein paar Jahre später aufkam.

Das verrückte Party-Zimmer

The Cure haben es 1987 getan, zu der Zeit als Robert Smith eine der seltenen positiven Figuren der generell düsteren Stimmung war. Das Video war für „Why Can't I Be You" aus dem The Cure Album Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me. Die Formel war einfach: hol dir ein Zimmer, nimm Leute (und/oder eine Handlung), nimm noch mehr Leute (und/oder eine Handlung), dreh durch, verkauf Platten.

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Im gleichen Jahr hat George Harrison etwas ähnliches mit seinem Cover von Rudy Clarks „I've Got My Mind Set On You“ gemacht. Er nahm ein Zimmer und während er das Lied spielte, verwandelte sich das Zimmer in ein Erlebnis, das du vielleicht mit einem Ausflug nach Disney Land auf Acid vergleichen kannst.

2003 machte The Postal Service eine Hommage an die 80er Jahre Videos und drehte das Video zu „The District Sleeps Alone Tonight" in einem einzigen Raum, der im Laufe des Videos immer vollgepackter und actionreicher wurde. 2008 hat auch Vampire Weekend das Rezept befolgt und für „A-Punk“ beinahe das komplette The Cure Video „Why Can't I Be You" von Anfang bis Ende nachgemacht.

Billige Räume oder die Anti-Video-Theorie

Hier ist meine Anti-Video-Theorie. Könnte das Phänom der Ein-Zimmer-Videos einfach nur die Schuld der Labels sein, die sich weigerten Geld für etwas auszugeben, das für sie nur unrentable Werbung war? Oder waren die Künstler nur nicht daran interessiert ihre Musik visuell auszuleben?

Doch wenn das so war, wie erklärt ihr euch dann das, was 1991 passiert ist, als Geffen Nirvana für die Premiere des Musikvideos „Smells Like Teen Spirit“ grünes Licht gab–einem Video, das in einem riesigen Raum gedreht wurde? Es war ja wohl offensichtlich, dass dieses Lied eine Plattform für alternative Musik in den 90er Jahren erstellen würde. Eine weitere Erfolgsgeschichte.

Aber es steckt schon ein Funken Wahrheit in der Anti-Video Theorie. Angeblich hat Sire Records 1985 The Replacements dazu aufgefordert, ein Musikvideo zu drehen, in dem (mindestens) Frontmann Paul Westerberg zu sehen sein soll. Wie es heißt fand Paul die Idee, ein Musikvideo zu drehen, gar nicht gut und war der Meinung, dass das die Lieder und die Musiker verfälscht und, obwohl er nicht gezwungen wurde, hat er zugestimmt. Das Video war für „Bastards of Young“ aus dem Album Tim. In dem Video wurde nur aus einer Stereoanlage heraus gezoomt, die den Track abspielte, und man konnte Westerbergs Arm sehen, wie er eine Zigarette rauchte.

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Ob das jetzt stimmt oder nicht, Musikvideos in einem einzigen Raum zu drehen ist wahrhaftig der Schlüssel zu einem erfolgreichen Song oder nur ein weiteres Produkt meiner zwanghaften Phantasie. Vielleicht werde ich es nie wissen. Aber abgesehen davon hat das doch alles einen gewissen Charme.

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