‘Backstreet Boys’ ist verdammt nochmal das beste Boyband-Album aller Zeiten

Album debut Backstreet Boys

Im Mai 1993 hatten die Backstreet Boys zum ersten Mal in Orlando bei der Sea World’s Grad Nite einen Auftritt. Sie hatten schwarze Lederjacken, weiße Shirts und schwarze Jeans an. Natürlich um einen Bad-Boy-Look zu suggerieren. Sie gaben vor einer kleinen Traube von Fans (die meisten waren weiblich) ihr Bestes und waren zu der Zeit noch unbekanntes Frischfleisch. Doch schon drei Jahre später haben sie mit ihrer ersten Single aus ihrem Debüt-Album den Baustein für ihren monumentalen Erfolg gelegt.

Die Backstreet Boys sind zwischen den Trümmern von HipHop, Grunge und Pop-Musik empor gestiegen und ebneten mit ihrem ersten Album, den Weg für andere Boybands. Dieses Album wurde in diesem Monat übrigens 20 Jahre alt. OK, New Kids On The Block waren ihre unmittelbaren Vorgänger, aber ohne BSB hätten es *NSYNC oder 98 Degrees nicht geschafft – kaum vorzustellen, was die Welt ohne One Direction machen würde.

Videos by VICE

Ihr selbstbetiteltes Album war also ein Fundament in Sachen Pop. Vor allem weil sie Genres wie HipHop, Pop, R’n’B und Rock mischten. Mehr als es die Alben von damaligen Zeitgenossen (wie etwa *NSYNCs Debüt) getan haben. Auch heute gibt uns das Album noch all die Klischees, die wir an Pop so lieben und weswegen wir auch immer gleich viel Spaß haben, wenn wir sie hören. Ebenso sind die Videos zu all den Auskoppelungen aus diesem Album unglaublich wichtig, denn die visuelle Darbietung und die Musik waren und sind so dermaßen im Einklang, dass man ganz frech behaupten kann: Die Backstreet Boys sind die beste Boyband aller Zeiten.

Das erste BSB-Album ist wie Boybands generell so sind: kitschig. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht gut ist. Denn genau das ist es, was BSB ausmachte und sie zu der Musik gemacht hat, die man gerne mal bei paar Achterl Wein ungemein feelen kann und lauthals mitsingt. Ihre Songs decken jedes wichtige Lebensthema ab und das auf der Basis vom soliden Genre-Mix. Die Tracks helfen auch, jeden einzelnen Boy der Backstreets zu identifizieren. Während die zart besaiteten Mitglieder, wie Brian Litrell und Nick Carter eindeutig für die Songs wie “As Long As You Love Me” oder “I’ll Never Break Your Heart” stehen und in den Tracks ihre Vocals im Vordergrund standen, haben wildere Lieder á la “We’ve Got It Goin’ On” und “Hey Mr. DJ (Keep Playin’ This Song), de facto Bad Boy AJ Mclean in den Mittelpunkt gestellt.

Die Masche von Popmusik lautet wie folgt: Wenn es gut ankommt, dann wird es ausgemergelt bis aufs Letzte. Oder zumindest bis das Publikum nicht mehr darauf anspricht. Und so kam es, dass nach den Backstreet Boys andere Bands, wie *NSYNC, 98 Degrees und sogar britische Schmankerl, wie Westlife, 5ive und Boyzone das Licht der Welt erblickten. *NSYNC’s erstes und ebenso selbstbetiteltes Album war dem Debütalbum der BSB ziemlich ähnlich. Es bewegt sich durch Balladen bishin zu poppigen Hits und holt sich seine Inspirtation ebenso aus anderen Genres (HipHop wie bei “Giddy Up”), dennoch fallen alle Songs im Vergleich zu den von den BSBs flach aus. Jeder Song auf BSB’s ersten Baby ist ein verifizierbarer Banger. Sie haben jeden einzelnen Track inbrünstig interpretiert, zumindest genauso, wie jede ihrer Single-Auskoppelung.


Wir habens uns mit Miz Cracker getroffen:


*NSYNC fanden ihren Pop-Hit-Groove nicht bis zu ihrem zweiten Album No Strings Attached – und sogar da musste sich das Album auf den Ruhm seiner Singles “Bye Bye Bye” und “It’s Gonna Be Me” ausruhen. 98 Degrees hatten auf ihrem 98 Degrees and Rising-Album-Debüt das Glück, die Ballade “Because of You” drauf zu haben. Außerdem: Ein paar scharfe Typen, die über die Liebe schmachten? Ein bombensicheres Konzept. Trotzdem waren nach dieser Liebes-Hymne alle anderen Lieder auf ihrem Album vergessen. Und selbst One Direction – die lange nach der Blütezeit der Boyband-Pop-Ära plötzlich auf unserer Bildfläche waren und mehr einen auf World-Rock-Pop-Hybrid gemacht haben – ihre Platten konnten es einfach nicht mit der simplen Art des BSB-Pops aufnehmen. Nicht zu sprechen von der unantastbaren Ästhetik der BSB-Videos.

Erinnerst du dich an das erste Mal, als du “Quit Playin’ Games (With My Heart)” gesehen hast? Fünf fesche Burschen, die zuerst gemeinsam am Bastekball-Platz chillen, nur um später oben ohne oder mit aufgerissenem Hemd im Regen zu tanzen? Das ist Kunst, das ist wahre und unantastbare Kunst. Das sind Maßstäbe, die so hoch gesetzt wurden, dass keine Boyband je an dieses R’n’B-Kanon infizierte Lied rankommen wird. *NSYNC haben es vielleicht geschafft, ihre eigene Fangemeinde aufzubauen, aber die Originalität bleibt den Backstreet Boys – trotz Balladen wie “This I Promise You”, oder der Nummer “Tearin’ Up My Heart”, die eventuell mit der Sexiness der Boys beladen wurde. Auch 98 Degrees haben versucht, ihren Charme in den Videos auszuspielen und uns Frauen damit durstig zu machen – aber der Award für das beste Objektifizierungsvideo geht eindeutig an “Quit Playin’ Games (With My Heart)”. Denn es war nicht die nackte Haut, die es so gut gemacht hat. Es war das überaus Dramatische, das in uns den Durst nach Liebe erweckt hat. Und deswegen war es auch so gut.

Die Backstreet Boys sind noch immer die meistverkaufte Boyband aller Zeiten, zumindest gibt uns der Verkauf von mehr als 130 Millionen Platten recht zu dieser Annahme. Und der Ursprung dieses Erfolges findet sich eben auf ihrem ersten Album wieder. *NSYNC haben es auf den achten Platz der meistverkauftesten Boybands geschafft. Denn ganz gleich wer vorher kam, oder wer unweigerlich danach einer neuen Generation von durstigen Teenager ihr täglich Boyband-Brot geben wird, die Backstreet Boys und ihr selbstbetiteltes Debüt-Album werden immer in der Pop-Welt den Thron für sich bestimmen.

**


Folgt Noisey Austria bei Facebook, Instagram und Twitter.

Noisey Schweiz auf Facebook, Instagram & Spotify