Alle Fotos © Johannes Walther | VICE
Bei den Beatsteaks ist dieses Jahr alles sehr maritim. Man werfe nur mal einen flüchtigen Blick auf das Cover des neuen Albums: Da sitzen die Herren Füße im Wasser baumelnd auf einem Betonsteg, gekleidet in elegant geringelte Einteiler (bis auf Drummer Thomas, der trägt schlichtes Schwarz) und sehen so aus, als würden sie die Sonne am Meer genießen.
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Vermutlich ist das dargestellte Meer allerdings der Wannsee, der Müggelsee oder einfach die Spree—das für Berlin so bedeutende Wasser, auf dem auch die Interviews stattfinden. Nämlich an Bord der Don Juan, einem wunderhübschen, größtenteils aus Holz gebauten Schiff, das bepackt mit ein paar Journalisten und fünf Beatsteaks heute die Spree hoch und runter schippert, um die passende Kulissen für den ersten Promotag zum neuen Album zu liefern. Das heißt übrigens Beatsteaks, so wie die Band selbst. Und wie man so aufschnappt, müssen die Armen den ganzen Tag die Frage beantworten, warum ausgerechnet das achte Studioalbum selbstbetitelt ist. Bei uns müssen sie das nicht. Wir reden mit Sänger Arnim und Gitarrist Peter lieber über den Inhalt als den Titel.
Noisey: Ihr habt auf dem neuen Album einen Song namens „Make A Wish“. Wenn jetzt eine gute Fee käme und ihr einen Wunsch frei hättet, was wäre das?
Peter: Nicht ertrinken. (beide lachen)
Na, wenn das alles ist, scheint ihr ja recht glücklich zu sein.
Arnim: Nein, es gibt viele Wünsche. Meine Frau hat mit zu Beispiel gerade Bilder von meiner Tochter geschickt, die gerade unseren kompletten Flur mit rotem Stift bemalt hat. Ick wünsche mir gerade, dass das kein Edding war. (lacht)
Peter: (lacht) Bitte lass es wasserlöslich sein!
Arnim: Und sonst wünsch ich mir für unsere Band, dass …
Peter: (unterbricht) … dass wir gesund bleiben!
Seid ihr jetzt in dem Alter, wo man sich in erster Linie Gesundheit wünscht?
Peter: Ja, auf jeden Fall. Alle Wünsche werden klein gegen den, gesund zu sein.
(Alle lachen)
Arnim: Ja, halt wirklich. Ich liebe diesen Spruch.
Ich hatte eigentlich gar nicht vor mit euch über dieses Thema zu sprechen, aber offensichtlich beschäftigt euch das…
Arnim: Das ist halt jetzt aktuell. Jede Probe beginnt mit „Uuuh, dit ging jetze aber in’ Rücken…“
Peter: (lacht sich weg)
Arnim: Also wir lachen auch sehr viel und sehr oft darüber, was da im Proberaum abgeht.
Ich habe das Gefühl, ihr werdet auch von außen ständig damit konfrontiert. Kommt das einfach nach 20 Jahren Beatsteaks? Fragen viele Journalisten, wie lange ihr das noch macht und vergleichen euch mit den Rolling Stones?
Arnim: Also, ich werde jetzt 40.
Da kann man noch ein bisschen, oder?
Arnim: Da kann man schon noch ein bisschen Rock’n’Roll spielen. Ehrlich gesagt, kommen wir ins beste Alter gerade. Ich finde auch, dass wir unsere Schublade fast fertig gebaut haben und wir uns darin jut bewegen.
Die letzte Tour habt ihr fast ausschließlich in sehr großen Hallen gespielt—das war das erste Mal, dass ihr nicht mit kleinen Clubs angefangen habt. In der Muffensausen-Doku ging es mehrfach um den Fakt, dass ihr die Wuhlheide mit 17.000 Zuschauern ausverkauft habt, und was euch das als Berliner Jungs bedeutet. Wie fühlt sich das für euch an, wenn ihr Stück für Stück feststellt, wie groß diese Band geworden ist?
Arnim: Im alltäglichen Job, die Band, wie ich sie erlebe, da denke ich überhaupt nicht darüber nach, wie groß wir geworden sind. Das dauert ganz lange, bis der Manager dann kommt und fragt: „Ey, wollt ihr beim Rock am Ring spielen? Jibt gutet Geld.“ Und du denkst dir so: „Holla! Kiek ma an, wie groß wir jeworden sind.“ Eigentlich reden wir uns die ganze Zeit ein, bloß nicht überzuschnappen und unsere Ideen nicht überzubewerten. Und auch unsere Musik nicht zu wichtig zu nehmen. Dann sind solche Momente einfach überwältigend. Auch dass wir kein Poster aufhängen und zweimal hintereinander die Max-Schmeling-Halle ausverkaufen. Das finde ich einfach geil für die Musik, die wir machen. Ich empfinde uns auch nicht als so eine normale Popband und das finde ich auch gut…
Peter: Auf jeden Fall. Wir sind echt krumm und trotzdem zwei Mal die Schmeling-Halle ausverkauft, das macht einen auch irgendwie ein bisschen stolz. Find’ ick total super. So richtig abfeiern, kann man es wahrscheinlich erst viel später.
Arnim: Wir kriegen das mit, und dann heißt es aber auch schon wieder: Na komm, lass proben!
Peter: Das spornt einen eher an. Das ist nie fertig, so dass man sagt, jetzt haben wir die Wuhlheide, wat will man noch mehr..? Und klar ist das irgendwie so, denn wat will man noch mehr? Aber wir denken eher: „Wenn wir das nächste mal da spielen, müssen wir echt noch einen drauflegen.“
Du hast mir gerade meine nächste Frage weggenommen. Denn in der ersten Beatsteaks-Doku ging es noch darum, dass ihr es auf die Bühne des SO36 geschafft habt, zuletzt war es die Wuhlheide und die Max-Schmeling-Halle. Geht’s jetzt ins Olympiastadion?
Peter: Ja, das würde jetzt naheliegen (lacht).
Arnim: Es muss gar nicht nicht größer werden, oder so. Wenn wir das Level halten können, auf dem wir jetzt sind, dann sind wir überglücklich. Und wir können auch damit leben, wenn wir jetzt plötzlich nicht mehr in der Wuhlheide spielen. Wir haben gerade ein Album fertig gemacht, das wir voll gut finden und das wär’ okay. Wird nicht passieren, aber wär’ okay.
Peter: Ich frage mich gerade, ob das wirklich okay wäre. Ich glaube, man kann das gar nicht vorher sagen. Wenn wir ein Konzert in der Wuhlheide announcen und dann würde die Wuhlheide nicht voll werden…
Arnim: Nee, das haben wir aber immer gut raus, dass wir eine Sache nicht announcen, die nicht voll würde. Das würde uns eben nicht passieren, dass wir sagen, wir spielen im Olympiastadion und dann kriegen wir es nicht voll. Wenn wir das Olympiastadion announcen würden, dann kriegen wir es auch voll. Dit wüssten wir immer.
Peter: Aber wir werden’s nicht announcen!
Schade.
Arnim: Wir spielen nicht im Olympiastadion. Olympiastadion ist so low für Konzerte…
Peter: Wenn du hinten stehst, da sieht doch keiner wat.
Arnim: Aber es gibt ja noch andere Stadien in Berlin.
Bei den Beatsteaks hieß es lange Zeit, ihr würdet perfekte Musik für Clubs machen. Inzwischen habt ihr bewiesen, dass es auch vor weit über 10.000 und auch in atmosphärisch eher kalten Mehrzweck-Arenen funktioniert.
Peter: Ja, das ist so ein Zufallsprodukt, dass das auch in größerem Ambiente funktioniert. Da haben wir Glück mit, dass wir so Hallen spielen können und das trotzdem jut kommt. Aber unendlich kann man das nicht ausweiten—also beim Olympiastadion hätte ich schon einige Zweifel, dass das noch ankommt. Wenn man das bloß wegen der schieren Masse macht, bloß weil man’s kann, würde man sich selbst ad absurdum bringen. Dann lieber öfter mal die Wuhlheide spielen…
Aber das kann ja nicht nur Glück sein, dass das so funktioniert. Da ist doch mehr dahinter, wenn ihr so eine kalte Halle wie die Max-Schmeling-Halle mit so viel Leben füllt.
Peter: Nee, das kriegt man schon mit, dass wir da aufgeregt sind und wir kriegen auch hinter der Bühne mit, dass da eine bestimmte Stimmung in der Halle ist. Das flirrt dann schon, und alle erwarten was, dieses „gleich-geht’s-los-Gefühl“ auf, hinter und vor der Bühne. Und dann merkt man uns das halt auch an, dass wir uns da Gedanken drum machen und wenn wir einen Show-Effekt in Anführungsstrichen einbauen, dass der wohldurchdacht ist und immer mit einem Augenzwinkern und nie nach dem Motto, jetzt zeigen wir euch mal, wie Musik funktioniert. Wir klappern auch, aber man kann das schaffen, den Abend abfliegen zu lassen. Auch in der Max-Schmeling-Halle. Aber das geht nur mit Leuten, die das auch so sehen. Alleene jeht dat nich…
Da fällt mir sofort ein, wie du den Song „Hey du“ performst, ganz allein auf der Bühne. Das ist wahrscheinlich das Show-Element, von dem du sprichst.
Peter: Ja genau, da machen alle mal ein Päuschen und ich stehe da allein vor all diesen Menschen.
Ein sehr emotionaler Moment.
Peter: Ja, muss es sein, immer. Wenn ich das Gefühl habe, ich ratter das runter, dann muss ich damit aufhören…
Arnim: Dat ist ja ooch ein Berliner Lied!
Peter: Ja auf jeden Fall.
Arnim: Das ist dann in Berlin einfach noch krasser, als wenn er das in München macht. Aber egal wo, das ist einfach ein jutet Lied und er singt’s jut und deswegen kommt dit auch an. Das müssen wir ihm ab und zu sagen, weil er immer denkt: „Will dit überhaupt irgendjemand hör’n?“ Aber wir kriegen ja auch mit, was da passiert, und das sind schon spezielle Dinge.
Hast du, kurz bevor du den Song spielst, Muffensausen und Angst?
Peter: Ja. Ich sehe ja auf der Setlist: In zwei Liedern biste dran … und puh, (lacht). Also das ist nie so, dass ich das einfach locker runterspiele oder so, ganz im Gegenteil. Da fällt mir der Text nicht mehr ein, obwohl ich wahrscheinlich keinen Text so gut kenne, das ist wie wenn du vor der Schulklasse ein Gedicht aufsagen musst.
Was tust du dagegen, Autogenes Training, Atemübungen, irgendwas?
Arnim: Dat mach ick gerade, übrigens. Autogenes Training.
Ist geil, ne?
Arnim: Der HAMMER! Ultrawichtig. Ich habe zweimal Gürtelrose gehabt und ich musste mich jetzt damit beschäftigen, wie man gut einschläft. Das ist eine grandiose Sache, kann ich jedem empfehlen.
Und du atmest zwei Lieder, bevor du dran bist, nur tief durch.
Peter: Ich atme tief durch, und versuche mich dann einfach auf das zu konzentrieren, was ich an dem Lied schon immer geil fand: Das ist der Text und die Akkorde.
Arnim: Meine Band ist da ziemlich abgebrüht, die tun immer so mit Muffensausen und so, aber der, der nicht schlafen kann, bin icke. Die im Bus: Schnarrrrrch (macht Schnarch-Geräusche). Gut’s Nächtle, alles easy (lacht).
Kannst du denn nach dem Konzert nicht gut schlafen oder vorher, was ist schlimmer?
Arnim: Ich kann immer nicht schlafen (lacht). Ich glaube, das hat irgendwas mit meinen Nerven zu tun.
Peter: Nee, das ist ja auch so. Auf dir lastet ja ein anderer Druck.
Arnim: Ja, das ist halt das, was du für ein Lied hast, habe ich bei 20 Liedern. Das ist einfach das Sänger-Sein, das ist einfach nochmal so eine Extranummer—die ick ja liebe. Ich finde das ja voll gut, aber ick merk’ manchmal auch, wie et einen einholt.
Peter: Da hängt so viel dran, weißte. Ich merke ihm das auch an, ob er jut drauf ist oder nicht. Und meistens ist er ja gut drauf. Aber wie sehr das den Abend bestimmt, ob der, der zu den Leuten redet auf zack ist oder nicht—das macht voll was aus.
Machst du dir vorher viele Gedanken, was du auf der Bühne sagst?
Ich habe mir angewöhnt, mir so zwei Stunden vor dem Gig ein bisschen so Sachen aufzuschreiben, die nehme ich meistens nicht mit auf die Bühne, aber ich habe das dann wenigstens mal formuliert. Und was mir auch hilft, ist, wenn wir in der Setlist Sachen verändern. Wir spielen nicht eine komplette Tour lang eine Liste, wie Depeche Mode zum Beispiel, die spielen ein halbes Jahr lang das Gleiche. Das wäre tödlich für mich. Dann spiele ich lieber Theater. Aber wenn wir mal die Songs wechseln und mal was Altes spielen, dann ändert das die Dynamik, dann ist alles super.
Wir schafft ihr es, in den einzelnen Songs auch auf Zack zu bleiben, dass ihr nicht gemütlich werdet in der Performance?
Peter: Die Gefahr gemütlich zu werden, gibt es bei uns sowieso nicht. Eher die Gefahr, dass wir irgendwas nicht ausspielen, also dass wir nicht sagen, so, jetzt ist es das Lied und jetzt alle Kraft auf das Lied, anstatt dass wir daran denken, was drei Lieder später kommt. Das ist Quatsch und da muss man sich vor schützen.
Arnim: Dass wir nicht servieren, so wie das im Proberaum klappt.
Peter: Daher ist diese häufige Umgestelle in der Setlist auch gut, damit sich der Depeche-Mode-Effekt nicht einschleicht, dass du auf die Bühne gehst und alles automatisch passiert. Bisschen Routine ist super, weil du dich dann darauf konzentrieren kannst, was in der Halle passiert, wie die Stimmung so ist. Aber so halten wir uns frisch, dass wir immer bisschen was ändern. Also Arnim. Ich sag immer: „Lass doch so“, und er ändert’s dann doch. (lacht)
Arnim: Ja, Peter und ich müssen uns einigen. Weil ick eigentlich jeden Tag ändern will und Peter immer so: „Nu lass doch, es funktioniert doch gerade!“
Peter: Das zieht ja auch einen Rattenschwanz hinterher, der Backliner muss wissen, da kommt die Gitarre und der Lichtmann und so weiter…
Arnim: Ich liebe diese Momente, wenn unser Tourmanager die Setlist rumreicht an alle, und wir dann manchmal zehn Minuten vor Beginn noch ändern und dann geht die Rennerei los, zum Lichtmann zu dem und dem… Aber wir haben auch schon Konzerte gespielt ohne Setlist, auch supertoll. Ich habe einfach zugerufen und das war auch ein total cooler Abend, in Magdeburg, letzte Tour.
Und was macht da der Lichtmann?
Arnim: Der muss reagieren.
Peter: Ick war überhaupt nicht begeistert davon, „Wir können doch nicht ohne Setlist! Das kann doch Pausen geben…“ Aber das war super, das war ein richtig schöner Abend.
Also bist du mehr so der ordentliche, alles nach Plan-Typ?
Peter: Ja, wahrscheinlich. Im Proberaum bin ich spontan, aber vor Leuten geht mir die Muffe einfach und da fühle ich mich wohler, wenn klar ist, was passiert.
Apropos Proberaum, es gibt diese Proberaum-Version von „Cut Off The Top“ über die ihr selbst sagt, ihr hättet das Lied nie so gut gespielt. Da die Beatsteaks als eine der besten Livebands überhaupt gelten, hätte ich immer gedacht, ihr braucht das Publikum, um auf das höchste Level zu gelangen. Und dann spielt ihr ohne Publikum diesen Song und jeder einzelne von euch sagt, ihr habt das noch nie besser gespielt.
Arnim: Ja, das liegt manchmal an Leuten, die in die Probe kommen… also, das war deswegen so, weil Dennis mit dabei war—wir haben ja da mit zwei Schlagzeugern gespielt—und wenn Moses vorbeikommt [Moses Schneider, Produzent, Anm. d. Red.] oder überhaupt, wenn jemand vorbeikommt. Also, wenn du jetzt vorbeikommen willst, würden wir anders proben. Sobald Publikum da ist oder uns jemand genauer zuhört, serviert die Band. Das ist immer so.
Peter: Und bei Leuten, die uns besonders gut kennen, ist das noch mehr so. Damals haben wir schon beim Spielen gemerkt, oooh, das ist jetzt was Besonderes. Da haben wir den richtigen Grad getroffen zwischen Lockerheit und Konzentration. Und das passiert nicht allzu oft.
Arnim: Wir haben uns ja nur so gefreut, weil gerade ein Band lief und weil ja auch gerade jemand gefilmt hat. Ohne diesen ganzen Kram hätten wir ja auch gesagt, „Ooh dit war aber ‘ne geile Version gerade“.
Peter: Im besten Fall passiert das jeden Tag ein Mal beim Proben, dass wir sagen: „Oh, jetzt haben wir ‚Jane Became Insane‘ aber voll fett gespielt. Hat bloß keiner gehört!“ (lacht)
Woran merkt ihr denn, dass etwas gerade perfekt ist?
Arnim: Wenn’s sich gut anfühlt, keiner nachdenkt, ausm Bauch… Wenn man fast die Augen zu machen kann, dann ist es live voll geil. Und wenn dann auch die Leute abgehen—es gibt ja auch viele Bands, die spielen live richtig gut und machen die Augen zu, aber keiner feiert. Beatsteaks-Konzerte sind deswegen so berühmt, weil die Leute durchdrehen. Weil da so eine Party am Start ist.
Fallen euch Momente ein, wo ihr mal so richtig verkackt habt?
Beide: Ja klar!
Peter: Da fallen dir komplette Akkorde nicht mehr ein, du weißt plötzlich nicht mehr, wie das Lied ging (lacht).
Arnim: Alles schon passiert, wirklich grandiose Momente. Wenn man das direkt mal checken will, geht man auf Youtube und sucht nach „Hand in Hand“ 2007 beim Rock am Ring. Da gibt’s ja die berühmten zwei Soli in der Mitte und Bernd vergisst einfach seinen Einsatz. Der spielt einfach seine Strophe. Und wir gucken ihn alle an, und er reagiert nach dem Motto: „Wat guckt ihr denn?“ Und ick sag: „One step beyoooond!“ Das werd’ ick nie vergessen. Weil Bernd eigentlich jemand ist, dem nie sowas passiert.
Euer neues Album ist das achte Studio-Album in der langen Beatsteaks-Geschichte, es ist aber auch das erste Album, nachdem ihr auf Platz eins der Albumcharts gestanden habt. Was bedeutet das für das neue Album?
Arnim: Das bedeutet, dass es das Album nach dem Nummer-eins-Album ist.
Peter: Es bedeutet jedenfalls nicht, dass wir jetzt immer Nummer-eins-Alben machen müssen. Da würden wir uns selber ja Beine stellen.
Denkt ihr denn gar nicht, dass ihr da wieder hin wollt?
Arnim: Nee, gar nicht. Wir denken eher: Was können wir jetzt anders machen als auf Boombox? Und da war ziemlich schnell klar: Erstens, wir wollen es auf keinen Fall im Proberaum aufnehmen. Zweitens, wir wollen das so schnell wie möglich machen, endlich mal wieder was rausknallen, nicht zu lange warten. Mission erfüllt. Und was ich auch gut fand, dass wir, bevor jemand von außen dazu kam, schon fein mit den Liedern waren. Wir wussten, wie der Gesang geht, wir wussten, um was es im Text gehen soll, wir wussten, welche Gefühle die Lieder haben müssen. Dann konnte Moses als Produzent kommen.
Ihr habt jetzt schon eine beachtliche Reihe an Alben veröffentlicht…
Arnim: Sieben.
Gibt es bestimmte Personen, deren Feedback euch besonders wichtig ist? Auf deren Kritik ihr dann auch hört, bevor das Album rauskommt?
Arnim: Ja, gibt’s. Also die Beatsteaks-Familie, Tour-Crew, enge Freunde, die Frau zuhause, die Familie, die geben einem immer Input.
Die sagen dann: „Alles geil!“
Arnim: Nein, nein! Die sagen: „Das verstehe ich“, oder „Das versteh ich nicht“. Aber es kommt nie: „Seid ihr denn völlig bekloppt?“ Es gibt nichts Cooleres, als wenn unser Gitarren-Backliner, der ein eingeschworener Metalfan ist, sagt: „Eure neue Single ist der absolute Oberknaller!“ Das freut mich total. Das brauche ich nicht überbewerten, aber das freut mich total. Weil ich weiß, dass das nicht seine Mucke ist, der trägt Anthrax-Shirts, aber der findet das cool.
Peter: Das war ja mit Tom Schwoll genauso, der ja wirklich ein Kreuzberger Urgestein ist und in allen möglichen Punkrock-Kapellen gespielt hat und der hat das total abgefeiert. Das hat uns total Rückenwind gegeben. Weil man manchmal ja denkt: „Finde das jetzt nur icke geil?“
Gab es auch die umgekehrte Situation, dass ihr an etwas gezweifelt habt und jemand von außen euch beruhigen konnte?
Arnim: Ja, Walter [Schreifels, Ex-Gorilla Biscuits, Anm. d. Red.] hat auch seinen Teil dazu beigetragen. Moses ist ein sehr guter Ratgeber für das Musikalische, ist aber bei Texten vollkommen uninteressiert. Und dann haben wir Walter eigentlich engagiert, damit da einer von außen als Sänger und als cooler Typ mal drauf guckt und sagt: Das finde ich super oder das verstehe ich nicht, was wollt ihr hier sagen. Und wenn so einer von außen kommt, der auch schon lange Musik macht und dann sagt…
Peter: „This is huuuuge, man!“ (lacht)
Arnim: Ja, der sagt das: „This is huuuuuuuge, man!“ (lacht)
Du hast vorhin schon gesagt, dass ich euch eure Schublade geschaffen habt, in der ihr funktioniert. Gibt’s Sachen, die ihr mal aufbrechen wollt?
Peter: Das machen wir andauernd. Das ist das einzige Konzept, das die Band hat.
Arnim: Wie groß ist die Schublade!?
Habt ihr ein konkretes Beispiel auf dem neuen Album?
Arnim: Ja, „Everything Went Black“, finde ich. Oder auch „Wicked Witch“—das ist eine der härtesten Nummern, die wir je gemacht haben. Eigentlich total weird. Aber ein voll gutes Lied!
Bei „Gentlemen of the Year“ ist es das erste Mal, dass eine Frau bei den Beatsteaks mitsingt, oder?
Arnim: Yes! Wir haben es endlich geschafft.
Peter: Haben wir nicht schon mal?
Arnim: Nee, wir wollten schon mal. Aber haben wir nie.
Peter: Das ist die Nicola von Laing. Supercool, ey.
Arnim: An einem Tag gemacht, ey. Wir wollten noch ein bisschen rummachen mit dem Chorus und waren uns so ein wenig unsicher, und ‘ne SMS an Nicola und sie: „Schick doch mal rüber.“ Drei Stunden später saßen wir zusammen bei ‘nem Bier und dann kam sie mit einem USB-Stick und meinte: „Hier sind alle meine Spuren drauf.“ Und das passte.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Arnim: Weil wir einfach Musikfans sind. Das war Neugierde. Egal, was wir aufnehmen, es gibt immer jemanden aus der Band, der das weiter pushen will. Wenn dann vier sagen, „Jetzt ist gut“, dann muss derjenige, der pushen will, aufhören. Aber wenn noch zwei, drei sagen, „lass uns doch probieren“, dann wird weiter probiert. Die Neugier ist doch das Tollste an Musik. Und bei dem Song waren wir eigentlich schon total glücklich, aber wir wollten das probieren. Und hätte uns das nicht überzeugt, hätten wir halt einen super Nachmittag mit Nicola gehabt und ein Bier getrunken.
Peter: Das ist ja nun auch nicht prominent mit reingemixt, das sind ja nur zwei, drei so kleine Ecken. Aber als wir uns die Spuren angehört haben, da hat es drei von uns gleichzeitig aus dem Sitz gerissen. Und dann muss wohl was passiert sein dabei.
Das neue selbstbetitelte Album der Beatsteaks wird an diesem Freitag über Warner Music veröffentlicht. Kauft es als Special Limited Box, CD oder Mp3.
BEATSTEAKS – Clubtour 2014
09.08.2014 Rostock, Moya
10.08.2014 Hamburg, Markthalle
12.08.2014 Neuruppin, JFZ
13.08.2014 Osnabrück, Rosenhof
BEATSTEAKS – Festivals 2014
15.08.2014 Hockenheimring, Rock’n’Heim
17.08.2014 Leipzig, Highfield Festival
BEATSTEAKS – Creep Magnet Tour 2014
04.11.2014 Siegen, Siegerlandhalle
07.11.2014 Wien (AT), Gasometer
09.11.2014 Zürich (CH), Volkshaus
11.11.2014 Erfurt, Thüringenhalle
12.11.2014 Saarbrücken, E-Werk
14.11.2014 Bremen, Pier 2
15.11.2014 Magdeburg, Stadthalle
18.11.2014 Köln, Palladium
19.11.2014 Köln, Palladium
22.11.2014 Leipzig, Arena
23.11.2014 Bielefeld, Seidenstickerhalle
25.11.2014 Dortmund, Westfalenhalle 1
27.11.2014 Berlin, Max-Schmeling-Halle
28.11.2014 Berlin, Max-Schmeling-Halle
02.12.2014 Hamburg, Sporthalle
03.12.2014 Hannover, Swiss Life Hall
05.12.2014 Bamberg, Brose Arena
06.12.2014 Göttingen, Lokhalle
09.12.2014 Münster, MCC Halle Münstlerland
11.12.2014 Frankfurt/Main, Jahrhunderthalle
13.12.2014 Stuttgart, Schleyer-Halle
14.12.2014 München, Zenith
Ayke findet das neue Album auch sowas von huuuuuuge! Folgt im bei Twitter: @suethoff
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