In Zeiten von Google Maps und integrierten GPS-Systemen weiß kaum noch jemand die Vorteile zu schätzen, die das Verlaufen mit sich bringen kann: man lernt einen Ort anders kennen, entdeckt neue Kieze oder erfährt Neues über die eigene Heimat. Das Eintauchen in eine Stadt kann einen geradezu magischen Effekt haben—und das ist auch einer der Gründe, der Michelle Chandra zu ihren Stadtplan-Kunstwerken inspiriert hat. Indem sie unterschiedliche Städte als Labyrinthe darstellt, betont sie nicht nur die geometrische Schönheit sondern auch die verschlungenen und geheimnisvollen Pfade, die es in jeder Stadt zu finden gibt. In Chandras labyrinthartigen Stadtplänen verliert man sich gerne.
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Um einen Plan zu erstellen, lädt Chandra zuerst die Straßennetzdaten herunter, die öffentlich zugänglich sind. Auf ihrer Website gibt Chandra sogar anderen Künstlern Tipps, wie sie am besten an diese Pläne kommen. Als nächstes nimmt die Künstlerin gezielte Änderungen am Straßennetz vor, ändert ein paar Kreuzungen oder Straßen, um ein verschlungenes Labyrinth zu erstellen. Bisher hat sie auf diese Art Stadtpläne von Brooklyn und ihrer Heimatstadt San Francisco erstellt und arbeitet momentan an Plänen von Barcelona und Oakland, die Ende dieses Monats veröffentlicht werden sollen. „Ich war letztes Jahr in Spanien“, erzählt Chandra The Creators Project, „ich fand die Stadtgestaltung sehr markant, vor allem die breiten Alleen und eckigen Häuserblöcke. Chandra möchte in Zukunft vor allem Pläne von Städten erstellen, die eine bestimmte Geschichte erzählen: „Anhand des Straßenrasters kann man in Salt Lake City genau erkennen, wo man sich im Verhältnis zum Temple Square befindet, der für Mormonen ein heiliger Ort ist.“ Chandra kann sich auch vorstellen, ein ganzes Ballungsgebiet, wie die Bay Area, als Irrgarten darzustellen.
In Brooklyn startet Chandras Erkundungstour an der Brooklyn Bridge und verläuft über Coney Island, während die San Francisco Karte an der Golden Gate Bridge beginnt und den Entdecker durch die weltberühmten kurvigen Straßen führt.
Obwohl Chandra an zahlreichen Projekten, wie beispielsweise ihrem Sonnenaufgang-Projekt auf Instagram, arbeitet, haben sich die Stadtpläne zu einem eigenen Geschäftsmodell entwickelt, das sie zu Ehren von San Franciscos Straßen Dirt Alley Design getauft hat. Jeder Druck ist für rund 30 US-Dollar und in unterschiedlichen Designs verfügbar. Auch wenn die Pläne sehr hübsch anzusehen sind, handelt es sich in erster Linie um Labyrinthe, mit denen experimentiert und auf denen gemalt werden soll. Ein Streifzug durch die Straßenmuster ist genau wie das Erkunden einer echten Stadt: einzigartig, zuweilen frustrierend aber unterm Strich eine faszinierende Erfahrung.
Weitere Informationen über Michelle Chandras Stadtpläne findet ihr auf der Seite von Dirt Alley Design und auf der Website der Künstlerin.