In Berlin wurde ein schwules Pärchen in einer Straßenbahn geschlagen

Zwei Männer küssen sich, während eine Straßenbahn an ihnen vorbeifährt.

Berlin steht im Ruf, eine schwulenfreundliche Stadt zu sein: Schwule aus aller Welt können in der Hauptstadt ein eigenes Printmagazin lesen, die Siegessäule, zur Pride durch die Straßen ziehen oder in zahlreichen schwulen Clubs die Nächte durchfeiern. Aber leider werden auch in Berlin schwule Pärchen Opfer homophober Gewalt. Genau das ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag passiert.

Wie der Tagesspiegel berichtet, kam es in der Straßenbahn M8 zu einem homophoben Angriff. Kurz vor 23 Uhr sollen zwei 18-Jährige am Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte in die Tram eingestiegen sein. Nachdem sie sich hinsetzten und sich mehrmals küssten, habe ein Reisender sich umgedreht und einem der beiden ins Gesicht gefasst. “Anschließend beschimpfte und beleidigte er die beiden homophob”, schreibt die Polizei.

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Kurz darauf soll sich ein zweiter Mann mit dem Angreifer ausgetauscht haben, woraufhin die beiden zu zweit auf das Paar losgingen und einem der beiden mit der Hand ins Gesicht schlugen. Der Polizei zufolge konnte “nur das Dazwischentreten eines unbekannt gebliebenen Zeugen […] weitere Attacken verhindern”. An der Haltestelle “Allee der Kosmonauten” stieg das Paar schließlich aus und erstatte Strafanzeige.


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Auf Anfrage von VICE sagte ein Sprecher der Berliner Polizei, dass die Polizei davon ausgehe, dass der Angriff einen schwulenfeindlichen Hintergrund habe. Deswegen ermittle nun der Staatsschutz. Die Angreifer sollen demnach die Opfer “Schwuchteln” genannt haben. Zu möglichen Tätern liegen der Polizei keine Personalien, aber Täterbeschreibungen und Videoaufnahmen vor. “Das ist kein Einzelfall”, sagt ein Sprecher, “so Angriffe kommen immer mal wieder vor.”

Auch wenn es nicht zum bunten Image der Stadt passt: In Berlin kommt es immer wieder zu solchen Angriffen. Im Oktober soll sich ein homofeindlicher Zwischenfall an einer Straßenbahnhaltestelle in der Oranienburger Straße zugetragen haben. Im Mai soll ein schwules Paar in Berlin-Neukölln mit Pflastersteinen beworfen und ein weiteres in Berlin-Schöneberg beschimpft, bespuckt und getreten worden sein. Beim Landeskriminalamt Berlin gibt es für Opfer homo- und transfeindlicher Verbrechen eine eigene Ansprechpartnerin, bei der Staatsanwaltschaft Berlin verfolgt eine eigene Abteilung Hasskriminalität gegen Homo- und Transsexuelle.

“So blöd das klingen mag, aber uns als Unternehmen sind da die Hände gebunden. Wir müssen die Ermittlungen abwarten”, sagte eine BVG-Sprecherin auf Anfrage von VICE. An solchen Taten könne die BVG nichts ändern, sie spiegelten gewissermaßen die gesellschaftliche Realität wider – zu der auch Homophobie gehöre. “Aber wir als Unternehmen sind ein bunter Haufen und stehen auch dazu, ein bunter Haufen zu sein.”

Die BVG bewirbt sich selbst mit dem Slogan “Weil wir dich lieben”. 2016 überlegte sich das Unternehmen, zehn “bärtig-bärige Kerle im Leder-Outfit in Busse und Bahnen” zu schicken. Das Motto der Kampagne: “Bringt Dich ans andere Ufer: Die Tageskarte“. Auch wenn das ganz nette Sprüchen sind, müssen schwule Paare selbst 2018 noch befürchten, im toleranten Berlin Opfer von Gewaltangriffen zu werden.

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