Man muss keinen florierenden Röhrenfernseher-Ersatzteilhandel betreiben, um zu wissen, dass auf Online-Verkaufsportalen oft erfolgloser gefeilscht wird als auf dem Wochenbasar direkt vor einem All-Inclusive-Hotel voller Neckermann-Touristen. Unter der Anonymität der Kleinanzeigen-Konversationen beweisen interessierte Käufer fast täglich, dass sie Höflichkeiten für so überbewertet halten wie die Preise, die sie zu dumpen versuchen. Die Facebook-Seite “Best of Kleinanzeigen” hat sich nun der Sammlung dieser erfolglosen Kaufgespräche verschrieben – und beweist: Die Hölle sind – vor allem in Zeiten des Internets – immer noch die anderen.
Als der 25-jährige Marcel “Best of Kleinanzeigen” im März gründete, wollte er eigentlich der Community einen Gefallen erweisen. Als wir ihn über seine Facebook-Seite anschreiben, erklärt der Hamburger, er habe oft skurrile Anfragen bekommen, wenn er online Dinge angeboten habe: “Weil ich oft lustige Screenshots von anderen auf Facebook gesehen habe, kam mir die Idee, einen Ort zu schaffen, an dem alles gesammelt wird.” Damit sei er nicht der Erste gewesen, gibt er zu. Innerhalb von zwei Monaten hat sich seine Gemeinschaft allerdings so schnell vergrößert, dass er mittlerweile so etwas wie ein kleines Business mit seinen Kleinanzeigen-Konversationen betreiben kann: Der Running-Gag “Tchuligom” ziert seit Anfang dieser Woche Hoodies, Tassen und Baseball-Caps. Gleich am ersten Tag habe er fünf Artikel verkauft, sagt Marcel.
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Ermöglicht haben das die Fans auf Facebook und Instagram, die Marcel täglich ihre merkwürdigen Verkaufserfahrungen zusenden. Er sagt, er bekomme rund 100 Screenshots täglich. Weil die Screenshots von Fremden kommen, könne er sie nicht auf Echtheit überprüfen: “Aber meiner eigenen Erfahrung nach sind ein Großteil der geposteten Sachen echt so passiert.”
Wir haben uns durch den Feilsch-Fundus gewühlt.