Aus der Up in Flames Issue
BESTES ALBUM DES MONATS
Videos by VICE
SHEER AGONY: Masterpiece (Couple Skate)
Kanadische Punks haben mir gesagt, dass sie es großartig finden, dass die Queen das offizielle Oberhaupt ihres Staates ist, weil ihre Majestät große Credibility in der Post-Punk-Szene der späten 70er genossen hat. Sie liebt Homosexuelle und ihre DIY-Wurzeln in UK habe sie zu einer Schutzheiligen der Punkbands Kanadas gemacht, die sie an ihre Zeit in besetzten Häusern erinnern, als sie mit Klebstoffschnüfflern und Speed-Freaks abhing. Man kann definitiv hören, dass die Queen ihre Signatur auf Masterpiece hinterlassen hat.
ALI WORLOCK
SCHLIMMSTES ALBUM DES MONATS
CHRIS BROWN: Royalty
Erstens: Wie kann man Chris Brown 2015 noch ernst nehmen? Wollt ihr mich verarschen? Habt ihr nichts mitgekriegt? Ist das Leben ein großer, schlechter Scherz für euch? Scheiß. Auf. Diesen. Typen. Ohne die teure Produktion, die Stylisten, die Videos kann man erkennen, was es bedeutet, komplett die Bodenhaftung verloren zu haben. Etwas mit so wenig Substanz könnte man vielleicht noch als halbleeres Glas destilliertem Wasser bezeichnen. Die Welt sollte sich schämen, dass sie diesen Typen mag und seine Karriere verlängert. Das Interview von Miranda July mit Rihanna ist dafür großartig. Lest das lieber.
DOUG UNFUNNY
BABYFACE
Return of the Tender Lover
Def Jam
Man könnte denken, es sei illegal, sich Babyface zu nennen, wenn man Sexmusik macht und eigentlich ein 56-jähriger Mann mit knapp 80.000 Instagram-Followern ist. Andererseits: Jede Person, die man objektiv als sexy bezeichnen könnte (Maria Carey, Sheena Easton, ALF), hat mal als Baby angefangen. Hattet ihr schon mal ein Baby auf dem Arm? Ein Baby ist wie rosafarbener Pudding in einer dünnen Schale. Es ist unglaublich, dass die meisten von uns zu quasifunktionierenden, Sex-habenden Erwachsenen geworden sind. Diese Platte ist ideal für Alte-Menschen-Sex, sie enthält nämlich Blasinstrumente.
BECA GRIM
YOUNG THUG
Slime Season 2
Self-Released
Ich habe die Lil-Wayne-Doku so oft gesehen, dass ich praktisch in seinem Gehirn wohne, und deswegen ist das hier ein genaues Transkript seiner Gedanken, während er das neue Mixtape von Young Thug hört, aka dem Rapper, der Kleider trägt und von dem alle sagen, er sei der neue Weezy: „Da drüben steht Birdman und reibt sich obsessiv die Hände. Er hat den gleichen Gesichtsausdruck wie auf der Party zu meinem neunten Geburtstag, als er mir 1 Million Dollar geschenkt hat. Ich hätte gerade fast einen Young-Money-Witz gemacht, aber das wäre peinlich geworden.”
META TUNECHI
ARCA
Mutant
Mute/GoodToGo
Ich habe lange versucht, die Musik von Alejandro Ghers aka Arca zu verstehen, bin aber immer kläglich gescheitert. Mein Gehirn gleicht immer wieder einer Flughafenanzeige, die sich nach einer Serie von Luftterroranschlägen neu sortieren möchte, sobald ich versuche, die kantigen Soundlandschaften und ruppigen Kirchenklänge ohne Soungstrukturen zu begreifen. Anstatt mich weiter mit der Sache an sich auseinanderzusetzen, habe ich mich also jetzt bemüht, eine Erklärung für meine bedingungslose Liebe zu Arca zu finden und siehe da, man nennt das Elternliebe. Laut Definition ist sie besonders präsent während der Pubertät der Kinder, wenn du wirklich gar nicht mehr begreifen kannst, was da vor sich geht. Mutant müsste jetzt also Arcas Pubertät darstellen, während Zen noch das Babykreischen war. Und selbst das war Musik in meinen Ohren.
DEINE MUTTER
DAVID LYNCH & MAREK ZEBROWSKI
Polish Night Music
Sacred Bones
Hör mit allem auf, was du gerade machst, und sperr einfach die Ohren auf. Hörst du das? Es ist weder Stille noch Musik. Es ist der Klang von allem und von nichts, zur gleichen Zeit. Das unhörbare Dröhnen der Lüftung, das Geräusch von Papier, das Ticken menschlicher Beklemmung. Die banalen Geräusche der Existenz, die du normalerweise ausblendest, weil dein Gehirn Besseres zu tun hat. Kannst du es hören? Gut! Dann musst du dir nämlich nicht das neue Album von David Lynch und Marek Zebrowski anhören. Es heißt Polish Night Music und ist ziemlich sicher polnisch und wurde nachts aufgenommen.
T. KID
ANDRÉ BRATTEN
Gode
Smalltown Supersound
Jedes skandinavische Land hat einen eigenen musikalischen Flair. Island malt breite Balken mit einem epischen Pinsel, Schweden ist eine Popmegamaschine, Lars Ulrich kommt aus Dänemark, ignorieren wir also einfach dieses Land, Norwegen ist der dunkle Fleck in dieser Gleichung. Mysteriös, schlecht beleuchtet und voller schwarzem Gold. Nebelige Nächte gehören dazu und es ist kein Wunder, dass norwegischer Black Metal so düster und trauriger Emoji ist. Wie würde sich also stimmungsvoller, norwegischer Elektro anhören? Wunderschön, trist und genauso wie diese Platte. Habe ich gerade das Wort „Elektro” in einem Satz benutzt? Ich bin so vorhersehbar.
SHINA IS A PUNK ROCKER
GEMS
Kill the One You Love
Carpark
Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass jemand Musik machen will, die sich anhört wie der Abspann von New Moon – Biss zur Mittagsstunde. Dieses Album ist so klischeebeladen, als ob man Bella Swan und Katniss Everdeen dabei zusieht, wie sie in einem Batmobil von Minions nach Jurassic World verfolgt werden. Ich weiß, irgendwie hört sich das nach einer perfekten Geschichte an, aber eigentlich ist es ausgelutscht und langweilig.
RAP GAME THE PENGUIN
BARONESS
Purple
Abraxan Hymns
Hast du jemals ein großes Glas Champagner getrunken und warst danach acht Kilometer laufen? Dazu werden Leuten von Baroness-Alben inspiriert. Wenn sie sich entspannen wollen. Das ist hart, aber nicht auf die Art und Weise, wie ein Typ in weißem Make-up auf der Bühne den Sänger seiner Band abschlachtet hart ist. Es ist in etwa so hart, wie ein Motorrad zu reparieren. Und ich meine damit nicht schwierig. Ein Freund aus Philadelphia hat mir geraten, John von Baroness anzurufen, wenn ich trainieren will, weil er zu einer Art Übermensch geworden ist, seit die Band einen furchtbaren Busunfall hatte und jetzt jeden Tag 300 Kilometer joggt, oder so. Ich will gar nicht mehr trainieren, weil ich die ganze Zeit Speed nehme und nichts esse. Ich habe ein Problem. Das hier ist ein Hilfeschrei. Aber niemand nimmt es ernst. In dem Nachrichtenbeitrag wird dieses Review zu sehen sein und eine Stimme aus dem Off wird darüber sprechen, dass es Anzeichen gab. Ich hoffe, sie zoomen auf genau diese Stelle im Text. Das wäre verrückt.
AL RED
JEFF THE BROTHERHOOD
Global Chakra Rhythms
Infinity Cat
In dieser höllischen Welt des 21. Jahrhunderts sind wenige Dinge übrig, die Menschen Freude bringen können. Egal ob eine App oder ein neues glänzendes Gadget, die undurchschaubaren Tiefen, in die Computerchiphersteller sinken, um falsche Simulacra von Utopien zu verkaufen, sind beängstigend. Ertrinkt nicht in der Schleimspur der großen Elektronik-Schnecke. Ihr habt die Macht, frei zu sein. Versucht mit allen Mitteln dieses Monster zu töten, das dafür verantwortlich ist, dass die Menschheit zu dem geworden ist, was sie eben ist. Ein Gitarrengurt und eine Snare wirken auf die Schnecke wie eine MP. Verdammt sollst du sein, Schnecke! Jeff and the Brotherhood hat Ohrenbetäubendes dabei und wird die Schnecke (die nicht mehr ist als das Stunt-Double der Realität) daran hindern, uns weiter mit ihrer erstickenden Grazie einzuwickeln.
TRILLIAM GIBSON
TIMMY’S ORGANISM
Heartless Heathen
Third Man
Als ich das letzte mal Todesangst wegen einer Review in VICE hatte, habe ich ein Pseudonym benutzt. Damals ging es um eine Band aus Boston, die Verbindungen zu FSU hatte. Die Abkürzung steht für „Friends Stand United”, wobei ich immer dachte es hieße „Fuck Shit Up”. Jedenfalls eine rassistische Gang, die angibt, für das genaue Gegenteil zu stehen. FSU-Typen kamen immer zu Hardcoreshows und na ja … fucked shit up. Stellt euch den Wilden Westen vor. Ein Typ ganz in Schwarz kommt in den Saloon, der Klavierspieler hört auf und die Schwingtüren schwingen asynchron—zuerst ganz laut und dramatisch und dann immer leiser, bis die Scharniere kläglich quietschen—und dann bestellt der Typ einen Kakao an der Bar. Während ich diese Zeilen tippe, habe ich tatsächlich Angst, dass dieser Text über irgendeinen Google-Alert bei einem Muskelidioten ankommt und damit das brutale Ende meiner sorglosen Jugend einläutet oder vielleicht wirklich einen Lynchmob ins Leben ruft. Was mir an dieser ganzen Sache mit Timmy’s Organism gefällt, ist, dass es Timmy Vulgar sicher nicht gefallen wird, dass diese Review überhaupt existiert, aber er wird angemessen reagieren. Er wird mich nicht als „behindert” bezeichnen, während mir einer seiner Freunde mit einer abgebrochenen Sprite-Flasche die Kehle aufschneidet. Stattdessen würde er mich vielleicht zum Frühstück einladen und mir zeigen, dass seine Leute ihn mögen, und mich darum bitten, so was nie wieder zu machen—obwohl ich dieses Album ja mag. Aber darum geht es ja gar nicht und das würde er auch sagen: „Darum geht es nicht!”
GILES SORRY FROM CANADA
CHEETAHS
Mythologies
Wichita
Das erste und einzige Mal, dass ich LSD genommen habe, war schrecklich und wunderbar zugleich. Mir war nicht bewusst, dass ich gute 24 Stunden high sein würde. Ich habe mir wieder und wieder gesagt, „Es wird vorbei gehen. Es wird vorbeiiiiiiiii …” Das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich im Supermarkt an der Kasse arbeite und lebendes Fleisch einpacke und Vorstadtvampiren Blut verkaufe. Immer wenn ich die Sicherungen von Waren entferne, fühle ich einen elektronischen Schock in meiner Seele. Schlimmstenfalls ist es der musikalische feuchte Traum des My-Bloody-Valentine-Typs, die Fahrstuhlmusik zu einem Trip ins Nichts. Oder eine Existenzkrise, die an der Hinterwand meines Schädels abprallt, wenn ich damit beschäftigt bin, Rentnern Mayonnaise-Gläser in der Größe von Kleinwagen zu verkaufen.
HAUTE DU JOUR
RAM
Svbversvum
Metal Blade
Damit habe ich nicht gerechnet, als ich am Montag den Computer angeschaltet habe. Dreh die Lautstärke hoch und gut. Das neue Album von Ram kombiniert Power- mit Speed-Metal, ohne Allüren. Sind wir mal ehrlich, es gibt diese Linie, die manchmal überschritten wird, wenn das Theatralische die eigentliche Aussage von Metal übertüncht. Aber RAM trifft es genau an der richtigen Stelle, an der es sich so gut anfühlt. Ich will mit diesen Typen Bier trinken und über Schlitten reden und unsere Namen in den Schnee pinkeln.
A LESS COOPER
TRAAMS
Modern Dancing
FatCat
Es gibt Gefühle, die sich nicht in Worte fassen lassen, ein einfacher Moment, der so langweilig wunderschön ist, dass du ihn nie mehr vergisst, oder den befriedigenden Kater nach einer brillanten Nacht. Du kannst nicht in diesen Momenten leben. Sie dauern Sekunden und dann sind sie vorbei. Aber Musik kann ein interstellares Raumschiff sein, dass uns überall hinbringen kann. Modern Dancing erinnert mich an das New York meiner Zwanziger, mit all seiner Unbekanntheit, Abenteuern, Triumphen und Verlusten. Es ist das Gefühl am Leben zu sein und nicht zu wissen, wie aufregend und großartig das Leben sein kann, bis es das nicht mehr ist. All das, was alte Leute wie ich sagen müssen. Scheiße, ich vermisse es, jung zu sein.
PETER WAXFLOWER
RANCID
…And Out Come the Wolves (20th-Anniversary Re-Issue, Remastered)
Epitaph
Di do diii di do dii di do dii do. Dodododo dododiddlydoo dododododododiddlydoo dododododododiddlydoo. Aw, Maw, motherfucker. Do dit dit dit dit dit doo diddly doo.
MAX FREEMAN
KING GIZZARD AND THE LIZARD WIZARD
Paper Mâché Dream Balloon
Fightless
Paper Maché Dream Balloon fühlt sich, trotz einiger Highlights, zu süß an. Falls du leibreizenden, klimpernden, psychedelisch angehauchten, aber nie bewusstseinserweiternden Pop-Rock magst, würde ich dieses Album ohne Bedenken empfehlen. Eine zähflüssige Melange, zu der man gut stoned im Keller sitzen kann. Vielleicht bringt es dich (mich?) auch dazu, auf einer Blumenwiese in deiner (meiner?) Unterwäsche zu tanzen—selbst wenn du (ich?) es hasst, draußen nackt zu sein. Du bist (ich bin) zu bleich für so was.
Der Titelsong ist ziemlich nahe dran, großartig zu sein, besonders das melancholische Ende, bei dem ich mehr Traurigkeit auf dieser Platte wünsche. Natürlich muss es nicht übertrieben emotional werden, aber bei einem Song wie „Time=$$$” habe ich das Gefühl, dass sie es einfach nicht schaffen, das auszusagen, was sie eigentlich wollen. Das Album ist immer kurz davor, pünktlich zu sein, kommt aber wieder und wieder zu spät. Andererseits findet die Verspätung an einem Ort statt, der in sich selbst cool ist.
JJ ET GINGER
CASS McCOMBS
A Folk Set Apart
Domino
Ich hatte vergessen, dass ich diesen Monat Reviews schreiben muss und hatte nicht die Zeit, mir dieses Album in Ruhe anzuhören. Um unserem Musikredakteur einen Gefallen zu tun (er hat mich weinend angerufen, weil Reviews gefehlt haben), bin ich in den nächsten Plattenladen gelaufen, um eine Expertenmeinung zum neuen Cass-McCombs-Album einzuholen. Der Laden zu dem ich wollte, hatte ein Neon-Indian-Plakat im Schaufenster, also änderte ich meine Pläne sofort wieder und ging in das Matcha-Café eines Freundes in der Nähe (zugegebenermaßen das gleiche Level an Lameness). Ich habe ihnen einen Song mit den Worten „Ihr macht doch Tee. Cass McCombs trinkt bestimmt gerne Tee!” vorgespielt. Einer der Besitzer, eher ein Techno-Nerd, sagte: „Das würde meiner Cousine auf dem Land gefallen.” Und da habt ihrs.
DON CLARK FROM MATCHA BAR
CAGE THE ELEPHANT
Tell Me I’m Pretty
RCA
Was für ein bescheuerter Bandname ist das, bitte? Wenn du Keith Richards bist und jemand dich fragt, warum deine Band Rolling Stones heißt, kannst du einfach mit den Achseln zucken, eine Kippe schlucken und irgendwas, das klingt wie „Scheißegal, Typ” ejakulieren, und du bekommst in der nächsten Sekunde das überüberübernächste iPhone, dass normale Menschen erst in sechs Jahren haben. (Oder irgendwas, was Leute haben wollen.) Wenn deine Band aber Cage the Elephant heißt und dich jemand fragt, warum, bist du am Arsch. Wenn du auf das Insider-Ding gehst („Ach das ist nur ein Witz, weil Chet mal auf Pilzen war und diese Nacktkatze seines Mitbewohners für einen Elefanten gehalten hat und dann … ach du hättest dabei sein müssen.”), wird dich niemals mehr jemand erst nehmen und du wirst verbannt werden. Wenn du andererseits versuchst, das Beste draus zu machen und dahinter zu stehen („Das ist ein Zitat aus Ulysses auf Seite 900, wenn der Elefant endlich im Käfig gelandet ist.”), wird man dich für einen Trottel ohne Bodenhaftung halten, der keine Ahnung von der Dynamik zwischen Fans und Band hat. Ernsthaft, wenn diese Band einen Fanclub hat, sterbe ich. Ich bin davon ausgegangen, dass jeder bescheuerte Bandname schon vergeben ist und jetzt das! Wenn mir dieses Album tatsächlich gefallen würde, könnte ich das niemandem jemals erzählen. Und das ist, von einem Marketingstandpunkt aus gesehen, wirklich schlecht für Cage the Elephant. Wenn deine Band nur mit der Vorwarnung „Ich sag dir, wer das ist, nachdem du’s dir angehört hast. Du glaubst das sonst nicht” funktioniert, bist du für immer gefickt. Alles ist schlecht. Wir werden sterben.
CHRIS O’FEISH
DEERHOOF
Fever 121614
Polyvinyl/Felicity
Live-Alben sind generell Bullshit. Warum sollte man einer Band zuhören, wie sie sich selbst covert und im Hintergrund dann auch noch das Publikum. Das gilt nicht für Bands, die es nicht schaffen, lange genug geistig anwesend zu sein, oder für die es einfach unmöglich ist, eine gute Aufnahme zu produzieren. Studioalben sind Betrug für solche Bands, die Trennung ist lediglich Illusion. Studios stehen für maximale Kontrolle. Es braucht ein Konzert, um Chaos einzuläuten. Deerhof gibt es seit geschätzten 1.000 Jahren und Fever 121614 zeigt, wie viel interessanter es ist, wenn ihr fast schon absurder Studiosound auf die Bühne gebracht wird. La Isla Bonita vom letzten Jahr war ihr bestes Album seit Langem, aber es braucht schon eine Liveshow, um einen Song wie „Exit Only” so klingen zu lassen, wie Michael Shannons Gesicht aussieht. Die Riffs haben Rasierklingen, „Let’s Dance the Jets” wird zu totalem Rockabilly und „We do Parties” kombiniert die Klaustrophobie Manchesters mit Heavy Metal. Das alles hat eine Dichte, die erklärt, warum Deerhoof zwischen My Bloody Valentine und Lightning Bolt auf deinem Rumach-Mixtape kommen. Die Highlights haben gar nicht unbedingt was mit den eigentlichen Songs zu tun, sondern viel mehr mit der Präsentation. Etwa ab Minute zwei in „Twin Killers”, während einer ruhigen Passage, klingen die Drums von Greg Saunier wie Popcorn. Zu hören wie Satomi von ihrem schüchternen Englisch in „Come See the Duck” ins Japanische wechselt, macht schon direkt den Preis dieser Platte wieder wett.
PINCHY THE TIRE CRAB
PAPST FRANZISKUS
Wake Up!
Believe Digital
Niemand war auf die MP3-Zukunft des Papsttums vorbereitet, als 2013 weißer Rauch aus dem Schornstein des Vatikan aufstieg und seine Heiligkeit mit einer Pizza Margherita gesalbt wurde. Der Papst hat einen Soundcloud-Accoun. Wenn wir daran glauben können, dass Michael Jackson und Whitney Houston eine Welttournee als Hologramme machen können, können wir verdammt noch mal auch glauben, dass der Papst ein Spoken-Word-Prog-Rock-Album verdient. Damals, als er noch als Türsteher in den Clubs von Buenos Aires arbeitete, hatte er schon seinen Chart-Aufstieg geplant und notierte Akkorde in seiner kleinen Taschenbibel. Die Single „Wake Up” ist die Enzyklika des HipHop und der Arena-Rock-Gitarre. Es ist die Hymne der besitzlosen Internetjugend. Das hier ist radikal. Die CD von Johannes Paul II. hätte mindestens eine 16-minütige Polka enthalten. Aber Johannes Paul ist tot. Verkauf deinen Nietzsche bei Ebay-Kleinanzeigen. Gott ist wieder da.
ARCHIE BISHOP
PAPER
We Design the Future
Novoton
Paper ist eine gute Band. Die letzten beiden Alben waren zu lang, und ich war am Ende ein bisschen erschöpft davon. Auf We Design the Future ist alles ein bisschen entspannter, es gibt weichere Instrumentalpassagen. Sie waren schon immer politisch, aber werden pointierter. Das hier ist eines der besten Alben des Jahres.
INKY THE CAT
GOSPELBEACH
Pacific Surf Line
Alive Naturalsound
Alles, was mit Beachwood Sparks zu tun hat, finde ich super. Auf dem ersten Album von Brents neuer Band hat man auch dieses Geht-die-Sonne-auf-oder-unter-Gefühl. Und auch der Rest ist super. Willst du langsam älter werden und am Strand mit deinen Freunden Bier trinken und Burritos essen? Dann ist das hier was für dich.
TANT FROM GREECE
ENYA
Dark Sky Island
Warner
Ich bin ein Stern. Ich bin eine Kerze. Ich bin ein Staubsauger. Ich bin eine mächtige Weltraumfrau. Ist es wichtig, dass ich eigentlich ein Mann mit Bart bin? Nein. Ist es nicht. Weil das leise Echo von 1.000 Enyas in mein Ohr flüstert und ich fliege auf einem magischen Teppich aus meiner eigenen vererblichen Existenz durch das Universum. Ist es gut? Ich weiß es nicht. Ist es Enya? Ja.
GOODIE DRINKWATER