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Messer, Macheten, Jodtabletten: Die absurden Angebote der Prepper-Welt

Menschen, die sich für einen Weltuntergang rüsten, lassen sich Survival-Gadgets in angeblich besonders günstigen Abo-Boxen liefern. Sind die Angebote nur ein Marketing-Gag oder steckt mehr hinter dem Trend?
Bild: Apocabox

Die Apokalypse könnte jederzeit eintreten. Und sie kann viele Formen annehmen: Die Stadt wird durch einen Atomangriff verseucht, die Finanzmärkte brechen komplett zusammen, bürgerkriegsartige Zustände brechen aus. Zumindest wenn es nach Preppern geht, steht die Welt steht am Abgrund. Mit Essensvorräten, Bunkern und Waffenarsenalen wappnen sie sich darum für den Ernstfall. Die Vorbereitungen nehmen viel Zeit und Planung in Anspruch. Es geht aber auch einfacher. Jodtabletten, Elektroschocker und Messer kann man sich offensichtlich auch bequem im monatlichen Abo nach Hause liefern lassen.

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Die Prepper-Bewegung kommt eigentlich aus den USA, doch auch in Deutschland bereiten sich immer mehr Menschen auf das Ende der Zivilisation vor. Inzwischen haben nicht nur Fernsehserien wie Preppers – Bereit für den Weltuntergang das Thema für sich entdeckt – sondern auch Firmen, die mit der Angst vor dem Weltuntergang viel Geld verdienen wollen. Unter den Preppern soll es in Deutschland auch einige geben, die zum rechtsextremen Spektrum gehören. Davor warnt zumindest der Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern.

"Diese Boxen sind in erster Linie dafür gedacht, sich auf Kriegszustände oder eine Apokalypse vorzubereiten."

Abo-Boxen sind für Online-Shops ein lukratives Geschäft. Seit Jahren verschicken sie Boxen mit Kosmetik, Bio-Gemüse und Sammelfiguren. Doch jetzt kommen immer mehr Boxen auf den Markt, die sich nicht an den luxusverwöhnten Städter richten, sondern an den hartgesottenen Survivalist. Die Marketingbotschaften strotzen nur so vor Testosteron: "Das ist nicht die Abo-Box deiner Freundin!", heißt es auf der Homepage von Battlbox, die ihren Kunden seit 2015 bunte Pappkartons mit Messern, Verbandszeug und anderen nützlichen Gadgets ins Haus schickt.

Der geneigte Prepper kann aus einer großen Auswahl an Anbietern wählen: Da wären beispielsweise Apocabox, Prepper Box, Survival Boxes, Never Enough Tactical und SHTF Survival. SHTF ist die Abkürzung für "shit hits the fan", unter Preppern synonym dafür, dass es so richtig ernst wird und der Zusammenbruch der Gesellschaftsordnung bevorsteht. Passend dazu wird die SHTF-Box auch mit dem Slogan "Die letzte Abo-Box, die du jemals brauchen wirst" beworben. Apocabox und Preppers Shop liefern laut eigener Beschreibung auch nach Deutschland.

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Eigentlich wirkt es überraschend, dass ausgerechnet Menschen, die jederzeit mit der Apokalypse rechnen, ihr Schicksal in die Hände eines Online-Shops legen. Schließlich hängen die Lieferungen völlig vom Internet, Bezahlsystemen und der Post ab – Infrastrukturen also, die in den Augen der Prepper jeden Moment zusammenbrechen könnten. Da scheint es ziemlich riskant, jeden Monat geduldig auf die Güter zu warten, die das eigene Überleben sichern sollen.

Der beliebteste Artikel in den Boxen: das Messer

Wir wollten wissen, ob den vielen Anbietern der Kampf ums Überleben in einer Welt nach der Apokalypse wirklich ernst ist. Also haben wir sechs Anbieter für Survival-Boxen kontaktiert. Sehen sie ihr Produkt wirklich als geeignetes Mittel, um sich auf die Apokalypse vorzubereiten? Oder ist das Prepper-Label eher ein Marketing-Gag gedacht? Die meisten antworteten nicht, doch eine Mitarbeiterin von SHTF Survival Box, die anonym bleiben möchte, versicherte uns, dass es ihnen mit dem Projekt sehr Ernst sei.


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"Diese Boxen sind in erster Linie dafür gedacht, sich auf Kriegszustände oder eine Apokalypse vorzubereiten", schrieb sie. "Wir wollen, dass die Menschen vorbereitet sind. Natürlich kann es sein, dass die Gegenstände niemals zum Einsatz kommen. Aber sollte plötzlich etwas passieren, könnten diese Tools den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen."

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Ein Sprecher von Survival Box formulierte die Antwort vorsichtiger: "Unsere Box ist für Outdoor-Abenteuer geeignet und bereitet dich außerdem auf Notfälle und Katastrophen vor."

Nicht alle Inhalte der Box werden das Herz des modernen MacGyvers höher schlagen lassen: Die meisten bieten eine Kombination an Erste-Hilfe-Material, absurden Gadgets und einer schier endlosen Reihe an Messern, Beilen und Macheten. BattlBox hat seine Boxen in der Vergangenheit beispielsweise nach unterschiedlichen Katastrophen-Szenarien sortiert: Die "Nuclear-Biological-Chemical"-Box enthielt eine Gasmaske, Jodtabletten, einen USB-Stecker, der ein Smartphone in einen Geigerzähler verwandeln kann, und ein Klappmesser. In der "Urban Survival"-Box gab es eine Pumpe zum Benzinabzapfen, eine zusammenklappbare Schaufel, eine "Survival Axt" – und ein weiteres Messer. Die "Jungle Survival"-Box enthielt Insektenspray, eine Hängematte und ein Moskitonetz. Und: Ein Messer.

Was Survival-Experten von den Boxen halten

Unter echten Überlebenprofis scheinen die Abo-Boxen einen eher zweifelhaften Ruf zu genießen. So rät etwa die The Prepper Website, auf der Survival-Anleitungen veröffentlicht werden, davon ab, sich mit Abo-Boxen auf die Apokalypse vorzubereiten: "Anfänger haben mehr davon, wenn sie ihre Bedürfnisse evaluieren und sich dann die passenden Skills und Ausrüstung zulegen. Auch wenn diese Boxen Spaß machen und ein paar coole Gadgets enthalten, kann man sich normalerweise nicht aussuchen, was man erhält."

Doch wer weiß: Falls eines Tages die große Katastrophe eintritt und wir uns alle um den letzten Rattenkadaver streiten, werden wir die Prepper vielleicht anflehen, die Vorräte mit uns zu teilen, die ihnen monatlich an die Haustür geliefert wurden – wenn sie denn angekommen sind und wirklich etwas nützen.

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