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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Tim Wiese gegen den Papst

Der eine hat mit seinem Lamborghini einen gehbehinderten Rentner zugeparkt, der andere macht sich Sorgen um Nonnen auf Instagram.
Fotos: imago

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Tim Wiese

Der Ex-Torwart und Wrestler Tim Wiese trägt eine Sonnenbrille.

Foto: imago | STAR MEDIA

Der Vorfall: Ein Rentner hat Tim Wiese angemeckert, weil er ihn mit seinem Lamborghini zugeparkt hat.

Die angemessene Reaktion: Sich entschuldigen und schnell wegfahren. Oder dem Mann eine Wiedergutmachungs-Spritztour im Lambo anbieten.

Die tatsächliche Reaktion: Zurückmeckern und den gehbehinderten alten Mann ein bisschen durch die Gegend schubsen.

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Eins muss man Tim Wiese lassen: Niemand kann so schön Scheiße bauen wie er. Der Ex-Bundesliga-Torwart, Wrestler und Wett-Rasenmäher hat da ein einzigartiges Talent. Es gibt keine unangenehme Lage, die Wiese durch seine Ungeschicklichkeit und Dickbräsigkeit nicht noch um einiges schlimmer machen könnte. Wie zum Beispiel letzten Montag in Bremen.

Es fing damit an, dass Wiese seinen Lamborghini auf dem Behindertenparkplatz vor einem Kaufhaus geparkt hatte. Später erklärte er der Bild, er habe "selbst einen behinderten Jungen dabei" gehabt. Das mag stimmen oder nicht, aber wenn man als B-Promi mit seinem Lamborghini auf dem Behindertenparkplatz steht, dann sollte man wahrscheinlich verdammt genau darauf achten, dass man den behinderten Jungen die ganze Zeit "dabei" hat – sieht sonst nämlich eher scheiße aus.

Aber gut, da war die Sache für Wiese ja auch noch nicht zu Ende. Er hatte seinen Lambo nämlich so nahe am Auto des 91-jährigen Rentners geparkt, dass der nicht mehr reinkam und laut eigenen Angaben 20 bis 25 Minuten in der Hitze auf Wiese warten musste. Dementsprechend geladen war der Mann, als Wiese endlich rauskam.

Was genau gesagt wurde, ist nicht überliefert, aber wir alle können uns vorstellen, dass es keinen Spaß macht, von einem stinkesauren Rentner mit Stock angeschrien zu werden, wenn man gerade gemütlich aus dem Conrad geschlendert kommt. Die meisten von uns würden wahrscheinlich versuchen, uns Entschuldigungen stammelnd so schnell wie möglich in unser Auto zu falten und dem gerechten Zorn zu entgehen.

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Nicht so Tim Wiese! Laut einem Augenzeugen, der das Ganze netterweise gefilmt und das Video direkt an die Bild verkauft hat, hat der 113-Kilo-Mann den Rentner "noch voll blöd angemacht und ihn sogar am Rücken geschubst". Hach, Tim! Selbst behauptet Wiese allerdings, er habe ihn nicht schubsen wollen, "sondern in den Arm nehmen, damit er sich beruhigt". Im Video sieht die Aktion tatsächlich nicht unbedingt gewalttätig aus, der alte Mann hat sich aber offensichtlich erschrocken, denn im Video ruft er laut hörbar "Fassen Sie mich nicht an, Flegel!" Das muss man den Alten einfach lassen: Bei echten deutschen Schimpfwörtern, die einem das Herz wärmen, da haben sie die Nase vorn.

Die Episode wird für Wiese möglicherweise Konsequenzen haben: Der Rentner hat ihn wegen Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung angezeigt. Wieses Kommentar? "Der Opa soll sich nicht so anstellen. So schlimm war das nicht." Hach, Wiese.

Heulsuse #2: Der Papst

Papst Franziskus schaut gelangweilt vor einer bunten Wand.

Foto: imago | ZUMA Press

Der Vorfall: Auch Nonnen benutzen soziale Medien.

Die angemessene Reaktion: Nichts? Ein Social-Media-Leitfaden für Momente, in denen sie im Auftrag des Ordens twittern? Eine freundliche Empfehlung, den Instagram-Account mit den Bikini-Fotos auf "privat" zu stellen?

Die tatsächliche Reaktion: Der Papst hat ein Dokument veröffentlicht, in dem er die Nonnen davor warnt, online ihre Zeit zu verplempern.

Was für Hashtags benutzen Nonnen? Eine Frage, die wir uns so noch nie gestellt haben. Dabei liegt auf der Hand, dass die sozialen Medien mittlerweile auch in den Klöstern dieser Welt angekommen sind: In Deutschland zum Beispiel versuchen die Kirchen beider Konfessionen ja auch schon kräftig, so mehr Menschen zu erreichen – mit gemischten Resultaten (Die Katholiken können es viel, viel besser). Also kein Wunder, dass die ein oder andere Nonne wohl auch auf Facebook ist.

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Der Papst hat damit kein Problem. Allerdings, schreibt er in dem Dokument mit dem Titel "Cor Orans" (Betendes Herz), sollten die Schwestern aufpassen, dass sie nicht in den Social-Media-Sog geraten. Er wendet sich damit an sogenannte "kontemplative" (also eher zurückgezogene, dem Gebet gewidmete) Frauenorden. Die Schwestern sollten Dienste wie Facebook und Twitter mit "Ernsthaftigkeit und Diskretion" nutzen – und zwar nicht nur, was die Inhalte, sondern auch die "Menge der Informationen" angeht. So solle man vermeiden, dass die sozialen Medien zu "Gelegenheiten zur Zeitverschwendung" oder, noch schlimmer, "zur Flucht aus den Pflichten des brüderlichen Lebens in der Gemeinschaft" werden. Wenn sie außer Kontrolle gerate, warnt die Schrift, könnte die Nutzung von sozialen Medien sogar "zu einem Hindernis für dein der Kontemplation gewidmetes Leben werden". Auf gut Deutsch: Der Papst benimmt sich hier wie ein Familienvater, der seine Tochter anmeckert, dass sie nicht immer auf ihr Handy starren solle. Vielleicht hat er sogar recht damit, schließlich wissen wir alle, wie viel Zeit man online verschwenden kann. Nur: Muss man das erwachsenen Menschen wirklich als Gesetz vorschreiben? Was glaubt der Mann eigentlich, wer er ist? Sowas wie der Lebenscoach und geistliche Führer all dieser Nonnen? Ach stimmt, glaubt er ja.

Und jetzt dürft ihr abstimmen: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*

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