Punk, Yung Hurn und Peter Kruder – Stefanie Moshammer hat mit uns über Musik geredet
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Interviews

Punk, Yung Hurn und Peter Kruder – Stefanie Moshammer hat mit uns über Musik geredet

Gerade hat Stefanie Moshammer gemeinsam mit Peter Kruder an einem Projekt gearbeitet und wir haben das zum Anlass genommen, mit der Wiener Fotografin über Musik zu reden.

Instagram-Feeds sind voll mit Fotos, die sich irgendwo zwischen "sehr zum Fremdschämen" und "vor Neid erblassen" bewegen, auf den anderen sozialen Medien werden wir ebenfalls von jedem mit Bildern beschenkt, der die Kamera auf seinem Smartphone öffnen und auf einen Kreis tippen kann. Good times. Umso schöner ist es dann, wenn sich Menschen mit ihrer Fotografie auch nachhaltig einen Namen machen. Stefanie Moshammer ist beispielsweise so ein Mensch. Ihre Fotos wurden unter anderem im ZEIT Magazin, bei VICE, DAZED und vielen mehr publiziert, man kann ihre Werke regelmäßig in Ausstellungen bewundern und ja – in ihrem Instagram-Feed kann man schon mal versinken.

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Am Mittwoch wurde ein Projekt vorgestellt, das Stefanie Moshammer gemeinsam mit Peter Kruder und dem Label QWSTION realisiert hat: einen auf 100 Stück limitierten DJ Pack. Für die Visualisierung hat die Fotografin Peter Kruder in seinem Studio besucht und im Zuge dessen haben wir uns gefragt: Wie hat es Stefanie Moshammer eigentlich so mit Musik? Deshalb haben wir uns in der Burggasse 24 getroffen und uns ein bisschen über Peter Kruder, Punk und Flyer unterhalten.

Noisey: Warum wurdest du für dieses Projekt ausgewählt?
Stefanie Moshammer: Mit Peter hatte ich gar nichts zu tun, mit QWSTION aber. Als damals meine Ausstellung im OstLicht war, haben sie im Store ein paar Bilder gezeigt und dann hat sich eine Freundschaft entwickelt. Sie wollten auch schon länger etwas mit mir machen und das hat sich gut ergeben.

In dem Lokal, in dem ich früher abgehangen bin, wurde hauptsächlich folgendes gespielt: Zwei Café del Mar-Compilations und Kruder & Dorfmeister. Hast du auch irgendeinen Bezug zum Schaffen von Peter Kruder?
Nicht wirklich. Ich kenne ihn als Figur, aber ich hatte nie wirklich Bezug zu seiner Musik. Ich habe ihn davor auch nie persönlich getroffen, finde ihn aber total sympathisch. Er ist ein legerer, lockerer Typ. Manchmal ist es auch so, dass man jemanden fotografieren muss, mit dem man sich nicht versteht. Es ist schon angenehmer, wenn man sich versteht. Er war auch beim Shooting total offen und hat mir vertraut. Ich glaube, er schätzt auch meine Arbeit sehr, was ihn gleich offener dafür gemacht hat.

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Warum hast du ihm einen Papagei in die Hand gedrückt?
Weil der in seinem Studio war!

Peter Kruder

Wirklich? Haha, weil das stilistisch irgendwie zu dir passt, dachte ich, der sei von dir gekommen.
Ich habe ihn gebeten, dass er Sachen mitnimmt, die Bezug auf ihn oder seine Arbeit haben. Aber im Endeffekt kannte ich sein Studio vorher nicht und ich hab es mir am Tag davor angeschaut, um zu sehen, ob es dort überhaupt möglich ist. Meistens ist es so, dass ich davor gar nicht weiß, wie die Bilder überhaupt aussehen werden und dann erst vor Ort überlege ich mir Settings und Ideen. Und dann war da eben der ausgestopfte Papagei, der ihm wirklich mal gehörte.

OK, ich dachte, der sei echt und von dir. Ich muss wohl mein fotografisches Auge schulen. Oder einschulen. So wie du etwas mit deinen Fotos erzählst, erzählen Musiker etwas mit ihren Bildern – wo siehst du persönlich noch Parallelen von deiner Kunst zur Musik?
Ich glaub, in jedem künstlerischen Medium hat man seine Vorgeschichte, warum die Arbeit aussieht, wie sie aussieht. Und da hat Peter seine Persönlichkeit in die Musik gebracht und ich meine. Auch bei Musik ist es so, dass du einen Leitfaden suchst, einen Inhalt, aus dem ein Track entsteht oder ein Album. Das Konzeptionelle. Am Anfang ensteht es nur aus dem Gedankengang heraus und dann versucht man, das in Form zu bringen. Anfangs hat man nur abstrakte Ideen und das versuchst du dann in ein Bild zu bringen. Von dem her denke ich, dass man in jedem künstlerischen Medium Überschneidungen hat.

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Spielt Musik bei deiner Arbeit eine Rolle?
Nicht speziell. Ich war unlängst in Kolumbien und habe dort im Norden eine Musikkultur fotografiert, die Pico heißt. Das war die erste Auseinandersetzung mit musikbezogenem Ding. Von der Musik her ist das so Salsa. Die haben ganz fette Musikboxen, die wild bemalt und somit auch ästhetisch interessant sind. Sonst suche ich aber keine Parameter zur Musik.

Peter Kruder in QWSTION

Gab es abgesehen von den Picos Impressionen aus der Musikwelt, die hängen geblieben sind?
Natürlich. Jeder Ort hat eine Spezialisierung auf Musik. Auch in den Favelas gab es Partys, auf denen ich auch war. In Haiti war Musik auch ein Ausgleich für die Menschen. Vor allem in den ärmeren Vierteln hat Musik eine starke Rolle gespielt. Die Musik ist auf der Straße passiert, was in Österreich gar nicht so ist. Dort findet sie wenn in Clubs statt. In Brasilien habe ich das auch total genossen. Die Leute tanzen halt und können nicht stillstehen.

Hörst du Musik beim Bearbeiten der Fotos?
Das schon. Wenn ich arbeite, rennt im Hintergrund schon Musik, aber das ist nicht speziell. In kompletter Stille kann ich nicht arbeiten. Ich habe auch eine Plattensammlung zuhause, aber die besteht eher aus meiner Vergangenheit mit Subkultur. Gerade in der Punk-Kultur war die Musik ausschlaggebend.

Aber Musik gibt dir keine Impulse für deine Arbeit? Sie erzeugt nichts Visuelles?
Nein. Da müsste ich etwas daherfantasieren. Bei Grafikdesign habe ich noch aus Ton Visuals erstellen müssen, aber das ist auch das Einzige, was mir jetzt einfällt.

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Gibt es eine österreichische Band, mit der du als Fotografin gerne einmal zusammenarbeiten würdest?
Da fällt mir jetzt keine ein, aber ich setze mich wenig mit österreichischer Musik auseinander.

Warst du in deiner Jugend viel aus? Hat dich das sozialisiert auf eine gewisse Art und Weise?
Die Club-Welt nicht wirklich. Ich war sehr viel auf Punk-Konzerten.

Punk. Sehr schön. Wo warst du da so?
Arena, EKH, das alte Shelter, Venster. Und im ganz alten Flex. Im 11. Bezirk gab es das Movimento. Ich bin erst mit 19 in den 5. Gezogen. Als mein Musikgeschmack immer offener wurde, hätte ich gar keinen Lieblingsladen gehabt. Ich war sehr oft im Leopold, aber das gibt es ja mittlerweile in der Form auch nicht mehr. Und sonst habe ich mich ehrlich gesagt mit dieser ganzen Ausgeh-Szene hier nie verbinden können.

Und welchen Punk hast du gehört?
Viel britischen. So UK Subs, GBH, Vice Squad, Restarts – mehr die Klassiker der 70er, 80er. Am Anfang viel Hardcore-Punk, dann war viel Crust dabei und dieser englische Punk, der auch melodisch ist.

Dafür sind deine Fotos aber sehr happy und optimistisch.
Was ich aus dem Punk gezogen habe, ist dieses Idealistische, das Anarchische, der Drang nach einem gewissen Freiheitsgefühl. Und ich glaube, ich habe in meiner Arbeit nach einem Tool gesucht, wo ich mich als Person ausleben kann und meine eigene Freiheit besitze. Das ist mir auch gut gelungen, was auch immer da vom Punk auch geblieben ist. Der Punk hat ja auch was Buntes und sehr Dynamisches.

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Ich denke da auch an diese oldschool Schwarz-Weiß-Flyer, die es früher immer gab.
Ich hab sogar damals viele Flyer für Punk-Konzerte gemacht, für so einen Laden. Das waren meine ersten amateurhaften Grafik-Design-Geschichte.

Als Fotografin hast du ja auch viel mit Modeinszenierung zu tun – was hältst du von so – nennen wir sie einmal so – Moderappern wie Yung Hurn oder RIN?
Es macht natürlich Sinn für Modelabels, wenn sie sich gewisse Figuren, oder Influencer, hernehmen, um ihre Marke zu repräsentieren. Ich persönlich halte nicht viel davon, weil ich gerne für meiner Arbeit im Vordergrund stehen möchte und nicht als Person. Von Yung Hurn halte ich generell nicht viel, ich finde seine Strategie passend und kann verstehen, wie so viele junge Leute auf ihn abfahren, aber das sind für mich teilweise kurzlebige Erscheinungen. Er ist mir eine Spur zu cool. Es ist mir zu offensiv.

Was hast du aus der Begegnung von Peter Kruder noch mitgenommen?
Er hat mir eine Compilation mit Acts gegeben, die ihn beeinflusst haben, die fand ich ganz schön. Sein ganzes Leben ist die Musik und die Musik geht da über Grenzen. Das hat nicht nur mit dem Tun von etwas zu tun, sondern Musik begleitet uns ja immer und bei ihm ist es sehr emotionsverbunden. Das finde ich als unmusikalischer Mensch sehr schön. Ich habe auch noch nie ein Instrument gespielt. Für mich ist das Gespür für Musik etwas sehr Abstraktes, so wie andere Menschen beispielsweise vielleicht nicht mit Fotografie umgehen können.

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