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Sorry, abgesagt!

"Skrupellos und profitgeil" – Zürcher Konzert-Location rechnet mit Booking-Agenturen ab

Der Bogen F musste zuletzt immer häufiger Konzerte absagen und verschieben. Jetzt wehren sich die Betreiber mit einem öffentlichen Statement.

Das Musikbusiness im 21. Jahrhundert ist ein hartes Pflaster: Als Musiker musst du dich auf den gängigen Streaming-Plattformen mit Millionen anderen um drei Minuten Aufmerksamkeit prügeln – oder du kämpfst mit erhobener Faust direkt gegen das System Internet. Festivals gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und auch Konzerte zu veranstalten war mal spassiger. Willst du einen Superstar produzieren, musst du schon mehrere Millionen Franken Gage bezahlen, bevor der erste Song gespielt wurde – betreibst du eine kleine Location hast du nicht weniger Probleme. Davon berichten nun die Betreiber des Zürcher Bogen F in einem Statement, nachdem sie das fünfte Konzert der Herbstsaison in ihrer Location absagen mussten.

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Fakear, Gisbert zu Knyphausen, Aldous Harding, The Barr Brothers und Oh Wonder hätten alle zwischen Oktober und Dezember im Bogen F spielen sollen. Alle Konzerte wurden verschoben oder abgesagt – nur bei Gisbert zu Knyphausen aus gesundheitlichen Gründen. Die restlichen vier Künstler treten zu einem anderen Zeitpunkt oder in anderen Locations auf. Als Konzertvenue, die ihre Shows selbst veranstaltet, muss der Bogen F in den sauren Apfel beissen – denn viel dagegen machen, können die Verantwortlichen nicht, wie sie in einem Statement zu den aktuellen Absagen schreiben.

Als Ursache haben die Köpfe hinter dem Bogen F zwei Probleme ausgemacht: Einerseits die Umsatzeinbussen durch Tonträger und die damit verbundene Abhängigkeit von Konzerteinnahmen und andererseits die Schnellebigkeit und die Hypes durch die sozialen Medien: "Diese Entwicklung führt vermehrt dazu, dass die grossen, rein profitorientierten Agenturen bei grösserer Nachfrage skrupellos Konzerte absagen und verschieben, um den Gewinn zu maximieren", schreiben sie auf ihrer Webseite. So brechen Agenturen immer öfter Verträge mit Locations in der Grösse des Bogen F. Gleichzeitig klage keiner den anderen ein – die Kosten dafür seien grösser als der Schaden. So sehen sich die Clubverantwortlichen entmächtigt und dieses Statement als einzige Lösung: "Buchungen im Musikbusiness sind grundsätzlich Vertrauenssache. Doch dieses Vertrauen ist ganz offenkundig brüchig geworden. Als Veranstalter finden wir diese Entwicklung bedenklich, enttäuschend und beunruhigend. Einfluss auf die Entwicklung können wir nur nehmen, indem wir darauf aufmerksam machen."



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