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Österreich

Schießerei bei Graz: Der mutmaßliche Täter war mit der FPÖ und der rechten Szene vernetzt

Der Flüchtige hatte Kontakte zu Pegida und rechten Parteien.
Foto vom Kleinbus des Täters. Screenshot via Google+

Die 718 Einwohner zählende Gemeinde Stiwoll liegt etwa 25 Kilometer von Graz entfernt. Dort soll am Sonntag der 66-jährige Friedrich F. zwei seiner Nachbarn erschossen und eine weitere Nachbarin schwer verletzt haben. "Es steht ein Nachbarschaftsstreit im Raum, was aber wirklich zu dieser Handlung geführt hat, das können dann nur die Einvernahmen klären", sagte Polizeisprecher Leo Josefus am Sonntagnachmittag zum möglichen Motiv des Täters gegenüber dem ORF.

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Nach der Tat flüchtete Friedrich F. mit einem weißen Kleinbus. Gegen Mittag wurde die Fahndung auf ganz Österreich ausgeweitet, mittlerweile sucht die Polizei im gesamten Schengenraum nach Friedrich F. Die Polizei geht davon aus, dass F. noch immer bewaffnet ist.

Friedrich F. ist kein Unbekannter. Bereits 2016 sorgte er für Schlagzeilen. Damals war F. mit eben jenem Wagen in Graz unterwegs, mit dem er am Sonntag nach der Bluttat geflüchtet sein soll. Die Heckscheibe des Kleinbusses zierte damals der Schriftzug "Heil Hitler", eine ebenfalls auf das Auto geschriebene Internetadresse führte zu F.'s Homepage "justiz-gewalt.at".

Auf dieser Seite prangerte F. einen angeblichen Justizskandal an und wollte beweisen, dass die "SPÖ-Mafia" sämtliche Richter des Landes unter ihrer Kontrolle habe. Tatsächlich lag F. mit der österreichischen Justiz seit Jahren im Clinch. Auf seiner Website dokumentierte er Prozesse und Verfahren rund um Verleumdungsklagen, veröffentlichte Verträge, die Sachverständige angeblich gefälscht hätten und warf Richtern vor, in ihre eigene Taschen zu wirtschaften.

Ein Kommentar von F. unter einem Artikel über die österreichische Justiz.

Einzig in Irmgard Griss dürfte F. zunächst noch Vertrauen gehabt haben. Er unterstützte die Bundespräsidentschaftskandidatin im Wahlkampf indem er mit einem mit Wahlplakaten und Transparenten verzierten Traktor für die ehemalige Präsidentin des obersten Gerichtshofs Wahlwerbung machte und ein Video von der Aktion auf YouTube veröffentlichte. Als allerdings Griss in der Stichwahl den liberalen Kandidaten Alexander Van der Bellen unterstütze, wandte sich F. von der jetzigen NEOS-Politikerin ab und unterstütze den Kandidaten der FPÖ, Norbert Hofer.

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Seither (und auch schon davor) hat sich Friedrich F. ein Netzwerk an Kontakten zur FPÖ aufgebaut. In seiner Facebook-Freundesliste finden sich fast 50 Personen, die als Arbeitsplatz die FPÖ oder FPÖ-nahe Organisationen angeben und dort auch tatsächlich arbeiten oder zumindest bis vor Kurzem gearbeitet haben. Darunter teils auch prominente Politikerinnen und Politiker, wie zum Beispiel Ursula Stenzel, sowie zahlreiche Gemeinderäte und Lokalpolitiker vor allem aus der Steiermark und Niederösterreich, von denen viele noch am Sonntag Friedrich F. aus ihrer Freundschaftsliste auf Facebook gelöscht haben.

Neben diesen Kontakten zur FPÖ ist Friedrich F. aber auch mit der extremen Rechten vernetzt, zum Beispiel mit bekannten deutschnationalen Burschenschaftern und Sympathisanten von Pegida und der Partei des Volkes, an deren Kundgebungen F. zumindest einmal am 26. 09. 2015 in Graz teilnahm.

Ob F. ein ideologisch überzeugter Rechtsextremer ist, wie manche vermuten, ist fraglich. Er selbst schrieb dazu: "Mit Wiederbetätigung habe ich nichts zu tun! Ich halte diesen Richtern/Staatsanwälten vor sich wie Natzi [sic!] Richter Roland Freisler aufzuführen!!!" und "Mit einem Traktor und der Aufschrift 'SPÖ Politjustiz' 'Heil Hitler, oder wie oder was?' bin ich einige Tage in Graz herumgefahren. Von der Justiz und Presse wurde alles vertuscht. Anstatt zu hinterfragen."

F. wirkt vor allem wirr. Laut eigenen Angaben fühlte er sich von der SPÖ verfolgt. Dennoch steht aber auch fest, dass er für seinen abstrusen Kampf gegen die SPÖ eine Allianz mit der FPÖ forciert und mit Rechtsextremen zumindest nicht gescheut hat. Und das rechte Lager scheint Friedrich F. machen gelassen zu haben, hat sich mit ihm auf Facebook vernetzt und ihm dort zum Geburtstag gratuliert.

Josef Riemer ist Nationalratsabgeordneter der FPÖ.

Paul auf Twitter: @gewitterland

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