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Eis

Diese Eismanufaktur macht aus Lebensmittelabfällen Eiscreme

Doch damit kämpfen sie nicht nur gegen Lebensmittelverschwendung.

Was für die einen Müll ist, ist für die anderen eine essbare Köstlichkeit. Die Eiscrememanufaktur Salt & Straw aus Portland ist schon länger bekannt für eigenartige Eiskreationen – von Räucherschinken über Fischsauce-Karamell und Krokant mit Oliven und Ziegenkäse.

Um noch mehr Bewegung in die Sache zu bringen, gibt es jetzt etwas Neues (und irgendwie auch Altes) auf der Karte des Salt & Straw: Eis aus Essensresten.

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Um an diese Reste zu kommen, hat sich Salt & Straw mit der Non-Profit-Organisation Urban Gleaners zusammengetan, die essbare übrig gebliebene Lebensmitteln von Herstellern, Händlern und Restaurants sammelt. Der Gründer von Salt & Straw, Tyler Malek, ist mittlerweile aktiv bei Urban Gleaners mit dabei. Er sagt, die Idee zur Upcycling-Eiscreme entstand bei einem Gespräch mit der Gründerin und Geschäftsführerin der Organisation, Tracy Oseran. Sie hofft, mit den Einnahmen der "Mülleimer"-Eiscreme von Salt & Straw Kindern aus armen Familien, die nicht genug zu essen bekommen, zu helfen.

Auch aus Baguettes von Urban Gleaners wird bei Salt & Straw Eis gemacht

"Wenn man in eine Grundschule geht, kann man nicht fragen, welche Eltern nicht genug zu essen geben", meint Tyler und erinnert sich an ein Gespräch vor zwei Jahren: "Ich saß mit der Gründerin von Urban Gleaners zusammen und die hatten dieses Programm, bei dem Kinder Pappteller bekamen, auf denen sie zeichnen sollten, was sie am Abend gegessen hatten. Viele dieser Kinder sind hungrig, weil sie am Wochenende nicht so essen wie in der Schule."

Um es ganz offen zu sagen: Die USA verschwenden massenweise Lebensmittel. Eines Berichts des US-Landwirtschaftsministeriums von 2014 zufolge wurde 2010 ein Drittel der 195 Milliarden Kilo hergestellter Nahrung nicht gegessen. Das entspricht einem Verlust von 160 Milliarden Dollar. Weggeworfene Lebensmittel nehmen außerdem den meisten Platz auf den Müllhalden der Staaten ein und produzieren umweltschädliches Methangas.

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Das getoastete Brot kommt zur Eiscreme-Grundmischung dazu

Mit diesen Fakten im Hinterkopf schlossen sich Salt & Straw und Urban Gleaners zusammen. Sie wandten sich an große Geschäft, Non-Profit-Organisationen und Landwirte, um so viel weggeworfene Lebensmittel wie nur möglich zu sammeln, darunter Wurzelgemüse, Getreidereste von der Breakside Brewery. Nachdem die Lebensmittel geprüft und auf mögliche durch Essen übertragbare Krankheitserreger untersucht wurden, machte Salt & Straw daraus Eisrezepte, die im Juni erstmals in den Filialen in Portland, Los Angeles und San Francisco verkauft werden.

Die Beeren werden zu einer "Marmelade" für das Eis eingekocht.

Doch es kommt noch besser: Ein beachtlicher Teil der Einnahmen wird an Urban Gleaners gespendet zur Finanzierung der Programme zur Bekämpfung des Hungers bei armen Kindern.

"Wir sind so dankbar, dass Salt & Straw uns unterstützt, auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Wir helfen Tausenden Kindern in der Region, indem wir weggeworfene Lebensmittel retten", meint Tracy Oseran.

Doch der Prozess war kein Spaziergang, gerade auch die Entwicklung der einzelnen Geschmacksrichtungen in den Filialen von Salt & Straw.

In die Erdnussbuttercreme werden noch Schokostückchen hineingegeben

"Es war nicht einfach", meint Tyler. "Bei den Geschmacksrichtungen mussten wir uns an den Dingen orientieren, die wir zur Verfügung hatten. Wir mussten um die Ecke denken und innovativ sein, auch beim Einkauf und der Lebensmittelsicherheit. 22 Leute aus unseren Locations in Portland, Los Angeles und San Francisco haben die Geschmacksrichtungen ausgewählt. Aus jeder Stadt kamen unterschiedliche Ideen mit ganz anderen Ansätzen."

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Erstaunlicherweise sind aus den obskuren Geschmacksrichtungen am Ende Spiegelbilder der einzelnen Regionen und ihrer Produkte geworden. In Portland hat eine lokale Supermarktkette Namens New Seasons übriggebliebene vegane Mayonnaise gespendet, daraus wurde dann ein veganes Eis mit Bourbon-Kirschen. Urban Gleaners selbst hat unglaublich viel Brot beigesteuert, woraus dann für die Portlander Filiale ein Eis wurde, das wie ein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich schmeckt.

Zum Schluss bekommt das Eis noch einen ordentlichen Schluck "Marmelade" verpasst

Eine der merkwürdigsten Zutaten sind Topinambur, aus denen ein Eis wurde, das nach Apfelkuchen schmeckt, aber keine Äpfel enthält. In Kalifornien wurden so viele Zitrusfrüchte gespendet, dass auch daraus neue Rezepte entstanden.

"Wenn man die Geschmacksrichtungen das erste Mal liest, scheinen sie einem gar nicht so innovativ", meitn Tyler. "Aber wenn man etwas genauer hinsieht, welche Zutaten wir kombiniert haben und welche Geschichte dahintersteckt, dann ist das hier das wohl Innovativste, was wir je gemacht haben."

Die wichtigste Moral aus dieser Essensrestekampagne ist einfach: Reste darf man nicht als etwas vollkommen Normales betrachten.

Foto: Matt Zuras

"Mein Koch hatte sich mal mit einem Freund unterhalten, das war so witzig", erinnert sich Tyler. "Der Freund fragte ihn, ob wir wirklich Eis aus verrotteten Lebensmitteln machen würden und mein Koch fragte seinen Freund, ob er seine Essensreste jemals aufhebt. Wir sind ein Geschäft, das Lebensmittel rettet."