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Dating

„Sollte das an mich?“: Wenn Nachrichten in die falschen Hände geraten

Als wären zwischenmenschliche Beziehungen und Dating nicht schon kompliziert genug, kann ständige Erreichbarkeit alles noch ein bisschen schlimmer machen.
Foto: Denis Labrecque | Flickr | Public Domain

Dating war auch vor der Erfindung von Smartphones schon schwierig genug—das heißt, noch vor der Erfindung psychologischer Foltermethoden wie Lesebestätigungen oder E-Mail-Benachrichtigungen, als man noch nicht unentwegt Angst haben musste, dass man beim Stalken seines Schwarms in den sozialen Medien erwischt werden könnte. Dass wir jeden Tag rund um die Uhr Nachrichten verschicken, hat diesbezügliche Pannen aber keinesfalls zur Ausnahme gemacht, sondern vielmehr zur Regel.

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Um unsere eigene lähmende Angst vor falsch verschickten Nachrichten und den Folgen betrunkener SMS zu bewältigen, haben wir Leute gebeten, uns zu erzählen, wie es war, der falschen Person zur falschen Zeit die falsche Nachricht geschickt zu haben.

Mehr lesen: Warum Menschen dich ignorieren, statt einfach Schluss zu machen

Nicki*

Einmal schrieb mir dieser Typ von seinem Android-Handy. Er wollte wahrscheinlich ein und dieselbe Nachricht an verschiedene Frauen auf einmal schicken, aber bei denjenigen, die ein iPhone haben, öffnet sich dann eben automatisch ein Gruppenchat. Er hat also aus Versehen „Hey, willst du rüberkommen? Netflix and chill?" an Elf von uns geschickt.

Ich habe es nur gesehen und gelacht. Eine Weile lang hat niemand von uns etwas gesagt—Funkstille—, aber irgendwann hat ihn eines der Mädchen direkt angesprochen und platzte heraus mit: „Was zum Teufel soll das?" Der Rest von uns ist einfach mit eingestiegen. Er hat sich kein einziges Mal in dem Gruppenchat zu Wort gemeldet.

Katie

Ich dachte oft, dass mich mein Freund betrügen würde, aber anstatt mit ihm darüber zu sprechen, habe ich versucht, ihn zu überführen. Es gibt eine Einstellung beim iPhone, über die man seinen Standort mit einem iMessage-Kontakt teilen kann. Als er einmal gerade unter der Dusche war, habe ich es angemacht und bin nach Hause gegangen, um ihn fröhlich zu stalken, wo auch immer er gerade war. Er wartete bis zum nächsten Mal, als wir uns sahen, um mir zu sagen, dass er eine Benachrichtigung erhalten hat, in der stand, was ich getan hatte.

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Ich habe daraus aber nichts gelernt, sondern überlegt, wie ich ihm sonst noch hinterherspionieren könnte. Ich dachte, wenn ich Zugang zu seiner iCloud hätte, würde das all meine Probleme lösen. Ich wusste schon, welche E-Mail-Adresse er als Nutzernamen verwendete und ich kannte ihn ziemlich gut, deswegen dachte ich, dass ich sein Passwort, bestimmt erraten könnte. Immer wenn mir langweilig war und ich am Computer saß, versuchte ich es. Manchmal saß ich auch gemeinsam mit Freunden davor, wenn wir betrunken waren.

Die unzähligen E-Mail-Benachrichtigungen über den „fehlgeschlagenen Anmeldeversuch", die er bekommen haben muss, hat er nicht erwähnt, bis wir dann schließlich Schluss machten. Er muss eine unfassbare Willensstärke gehabt haben.

Foto: justine-reyes | Flickr | CC BY 2.0

Jack

Meine Ex hatte einen ähnlichen Namen wie ein Freund von mir. Ich wollte damals mit ihr Schluss machen, aber weil wir schon länger zusammen waren, wollte ich meine Freunde um Rat fragen. Ich erstellte einen Gruppenchat, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Viele meiner Freunde hatten schon von Anfang an ein Problem mit ihr gehabt, deswegen nutzten sie die Gelegenheit und waren brutal ehrlich.

Gleichzeitig war der Freund, der sie eigentlich immer am meisten gehasst hatte, ungewöhnlich still und sagte kein Wort. Ich fand das ziemlich seltsam und fragte Alex, was er meinte. Daraufhin antwortete Alexis—meine Ex, die ich aus Versehen hinzugefügt hatte—im Gruppenchat: „Ich hab's kapiert."

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David

Ich war damals mit diesem Mädchen zusammen, in dessen Handy ich zuvor bereits rumgeschnüffelt habe, weil ich dachte, sie würde mich mit einem unserer Freunde betrügen. Eines Nachts schrieb ich ihnen beiden betrunken Nachrichten, um ihnen zu sagen, was für schlimme Menschen sie waren. Es war vier Uhr morgens und unser gemeinsamer Freund war noch wach—nur meine Freundin antwortete nicht. Ich nahm an, dass sie tief und fest schlief.

Der Freund sagte mir, dass das alles ein riesiges Missverständnis sei und dass sie noch nie was miteinander gehabt hätten und auch noch nie darüber nachgedacht hätten. In dem Moment bekam ich Panik, weil ich nicht wollte, dass meine Freundin dachte, ich wäre verrückt (ich hab ihr ein paar echt fiese Sachen geschrieben), also fuhr ich mit dem Taxi zu ihr. Ich wusste, dass sie ihre Haustüre nie abschloss. Also hoffte ich, ich könnte mich einfach reinschleichen und die Nachricht löschen—keine Beweise, kein Verbrechen—, aber sie war schon längst wach, als ich reinkam und hatte auch meine Nachrichten schon gelesen.

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Lexa

Einmal habe ich mit zwei Freunden gleichzeitig geschrieben. Der eine von ihnen hat mich so genervt, dass ich mit dem anderen über den ersten gelästert habe. Ich habe immer wieder Screenshots gemacht und sie dem Zweiten geschickt und darunter geschrieben, wie dumm die erste Person war. Aber irgendwann habe ich es aus Versehen der Person geschickt, über die ich gesprochen habe. Zum Glück kann ich ziemlich verschlagen sein: Als ich meinen Fehler bemerkt habe, habe ich mein Handy geschnappt, den Flugzeugmodus eingeschaltet und gewartet, bis angezeigt wurde, dass die Nachricht nicht verschickt werden konnte. Krise abgewendet … bis mir eine Woche später genau das Gleiche noch einmal passiert ist, nur dass ich es dieses Mal nicht rechtzeitig bemerkt habe.

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Sam

Ich bin ziemlich faul und unkreativ, deswegen suche ich oft bei Google nach Sexting-Vorlagen und kopiere sie einfach in meine Nachrichten. Ich glaube, einmal habe ich etwas zu spezielles genommen, weil ich eine Nachricht zurückbekommen habe, in der ich gefragt wurde, ob ich das aus dem Internet hatte.


*Alle Namen wurden geändert.

Foto: Denis Labrecque | Flickr | Public Domain