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Egal was du tust, drucke auf keinen Fall dieses PDF aus

Erst wollte er das gesamte Internet ausdrucken. Jetzt druckt Kenneth Goldsmith ein PDF mit 2.568 schwarzen Seiten. Das Dokument ist der Endgegner für jeden Drucker – und eine Hommage an einen verstorbenen Künstler.
Bild: Kenneth Goldsmith

Ihr wollt euer Zimmer mit einem Quadratkilometer schwarz bedrucktem Papier schmücken? Nein? Dann solltet ihr dieses PDF auf keinen Fall ausdrucken – denn genau das verbirgt sich hinter den 2.568 Seiten. Das Dokument ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern ein Kunstprojekt des Konzeptkünstlers Kenneth Goldsmith.

Goldsmith unterrichtet an der University of Pennsylvania "unkreatives Schreiben" und gibt Kurse über Zeitverschwendung im Internet. Außerdem hat er das Online-Archiv UbuWeb gegründet. Im Gespräch mit Motherboard sagte Goldsmith, er sei gerade dabei, sein PDF auszudrucken. Das Problem seien dabei nicht die Druckkosten, meint er. Die wahre Herausforderung sei es, den Quadratkilometer in seiner kleinen Wohnung in Manhattan zusammenzusetzen.

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Goldsmiths Projekt "One Square Kilometer" entstand in Zusammenarbeit mit Aarea.co, einem digitalen Ausstellungsraum, der von den Brasilianerinnen Marcella Viera und Livia Benedetti kuratiert wird. Jeden Monat präsentieren Viera und Benedetti ein anderes Projekt auf ihrer Seite, ohne weiteren Kontext. Nach vier Wochen verschwindet das Projekt wieder. Im März wurde beispielsweise einen Monat lang ein Live-Stream aus der Fahrerkabine eines Güterzuges übertragen.

"Ich wollte den Quadratkilometer schon vor Jahren erstellen, aber damals war mein Prozessor nicht stark genug. Jetzt hat es geklappt", sagte Goldsmith. Im Endeffekt war alles ganz einfach: Goldsmith brauchte nur eine Zeile Code, um einen schwarzen Pixel 4.320.000 Mal zu rendern.

Das PDF-Projekt passt zu früheren Arbeiten von Goldsmith, der 2013 das Kunstprojekt mit dem Namen "Printing Out the Internet" ins Leben rief. Damals forderte er Leute aus der ganzen Welt dazu auf, Teile des Internets auszudrucken und per Post an eine Galerie in Mexiko zu schicken. Das Projekt widmete er Aaron Swartz, einem Hacktivisten der an der Gründung von Reddit beteiligt war.

Da Swartz fast fünf Millionen wissenschaftliche Artikel aus der eigentlich kostenpflichtigen Datenbank JSTOR öffentlich zugänglich gemacht hatte, drohte ihm eine jahrzehntelange Gefängnisstrafe. Bevor es zur Verurteilung kam, beging Swartz 2013 Suizid.


Ebenfalls auf Motherboard: Die letzten Mechaniker der New York Times

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Ein versteckter Hinweis zeigt, wem das PDF gewidmet ist

Goldsmiths neuestes Projekt, der digitale Quadratkilometer, ist ebenfalls eine Hommage. Das wird jedoch erst deutlich, wenn man sich den Hyperlink des Dokuments ansieht: "for%20Walter%20De%20Maria". Walter de Maria ist ein US-amerikanischer Künstler des 20. Jahrhunderts. De Marias berühmteste Kunstprojekte nahmen viel Raum ein: Für die Documenta inszenierte er 1977 beispielsweise den "Vertikalen Erdkilometer", eine Tausendmeter-Sonde aus Messingstäben, die er einen Kilometer tief ins Erdreich bohrte. In New Mexico stellte er auf einer Fläche von einem Quadratkilometer 400 Stahlstangen auf, die bei Gewitter zu einem gewaltigen Stromleiter werden sollten.

Goldsmiths PDF-Projekt ist eine digitale Antwort auf die Arbeit von de Maria. "Ein Quadratkilometer ist eine riesige Fläche", sagt Goldsmith. "Das entspricht etwa 16 Häuserblocks in Manhattan oder fünf Mal dem New Yorker Hauptbahnhof. Am Computer kannst du innerhalb von Sekunden über diese Strecke scrollen. Auf einem mobilen Gerät wird das Scrollen hingegen zur Qual. Mein Projekt befasst sich mit dem Verhältnis zwischen realem Raum und virtuellem Raum."

Wenn du Suizidgedanken hast oder jemanden kennst, der solche Gedanken hat, sprich mit anderen Menschen darüber! Du kannst die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter der Nummer 0800 - 1110111 erreichen. Hilfsangebote sind auch anonym bundesweit verfügbar, eine gute Übersicht gibt es auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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