Menschen

Menschen erzählen, was sie an ihrem Job am meisten nervt

"Am meisten hasse ich es, dass man denkt, man kann den Kollegen und Kolleginnen vertrauen – und dann lästern die plötzlich hinter einem ab."
Das Porträt von Nina
Alle Fotos: Henry Giggenbach

Den perfekten Job gibt es nicht. Ganz gleich, ob du nun jeden Tag acht Stunden für den Rest deines Arbeitslebens im Bürobunker am Stadtrand Excel-Tabellen bestückst oder als Instagram-Influencer regelmäßig auf den Flughäfen der Welt festsitzt, weil dein nächster Flug mal wieder verspätet ist – irgendwas ist immer. Weil geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid ist, haben wir sechs Menschen auf der Straße gefragt, was sie an ihrer Arbeit so richtig abtörnt.

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Patrick, Paketbote

patrick

Die Radfahrer. Die sind immer im Weg, fahren über rote Ampeln, schneiden uns Autofahrer. Zu Weihnachten ist mein Job außerdem ein bisschen stressig, aber sonst … Nein, das Schlimmste sind echt Radfahrer und E-Rollerfahrer. Da musst du aufpassen, sonst fährst du jemanden tot. Ich habe keine Zeit für sowas. Wenn dann die Polizei kommt, weil du unverschuldet einen umgefahren hast, dann musst du ja Mitleid haben und so. Aber das hätte ich in dem Fall nicht mal.

Anna, Schauspielerin

An meinem Job nervt am meisten, dass viele Menschen Allüren haben und übersensibel sind. Das sind halt Künstler. In der Schauspielbranche sind außerdem viele nicht so ehrlich, wie es scheint: Gespielte Freundlichkeit, das nervt mich. Es gibt viele Egoisten und viele, die sich was auf den Job einbilden. Vor der Kamera sieht man natürlich nie, wie die Leute in echt sind. Faszinierend ist auch, wie unterschiedlich manche Schauspieler in verschiedenen Szenen auftreten. Wenn du mit ihnen spielst und sie nur halbherzig auftreten, dann aber in ihren Szenen den Hamlet hinlegen, finde ich das immer sehr unkollegial. Ich versuche, den Menschen das zu geben, was ich auch gerne hätte. Und ich glaube, das ist, egal in welchem Job, einfach nur fair.

Keryl, Englischlehrer

Keryl

Was ich an meinem Job hasse? Dass er sich jedes verdammte Jahr wiederholt. Ich lehre seit sechs Jahren an der Uni und an Privatschulen und mache mit jeder Klasse das Gleiche. Es sind immer der gleiche Stoff und die gleichen Probleme; ich fühle mich ein bisschen wie eine kaputte Schallplatte. Jedes Jahr gehe ich in den Unterricht, spule das gleiche Programm ab und muss es so aussehen lassen, als wäre es das erste Mal. Auch wenn ich versuche, kreative Lehrmethoden zu finden, ist das, was ich sage, letztendlich immer ähnlich. Ansonsten aber mag ich meinen Job.

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Kai*, Security

Mach die Augen auf und guck dich um. Fast jeden Tag habe ich Situationen, in denen mich die Leute einfach abfucken. Beispiel: Da vorne steht "Keine Fahrräder", das steht dort acht mal auf acht Quadratmetern. Und dann sagen die Leute: "Ich habe es nicht gesehen", pöbeln rum und sind noch frech. Die wissen, dass ich ihnen nicht gleich in die Fresse hauen darf. Auf der Straße würde das vielleicht anders aussehen! Oft kommen auch Obdachlose, die ich rauswerfen muss, aber nach zwei Minuten sind sie wieder da. Das regt mich auch auf. (*Name geändert)

Nina, Einzelhandelskauffrau im Biomarkt

Nina

Am meisten hasse ich es, dass man denkt, man kann den Kollegen und Kolleginnen vertrauen und dann lästern die plötzlich hinter einem ab. Dabei ist ein gutes Team wichtig. Generell sind die Bio-Leute immer voll entspannt, aber es gibt halt auch solche, die dort arbeiten, weil sie nichts anderes gefunden haben. Die haben dann einfach nicht so Bock auf den Job, aber wenn du dich einmal krank melden willst, meckern sie natürlich auch rum – total unnötig! Früh aufstehen muss ich zum Glück nicht so häufig, ich habe nur alle drei Wochen mal Frühschicht.

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