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Ein Shaolin-Meister verhalf einem Schweizer Freerunner zum Wendepunkt seiner Karriere

Kein Hindernis ist zu gross. Mit Speed, Geschick und Fitness bewältigt der Freerunning- und Parkour-Sportler Patrick Gysin jede Höhe und jede Tiefe.
Alle Fotos von Flavio Leone 

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"Begonnen hat alles damit, dass ich es mir zum Ziel gemacht hatte, einen Rückwärtssalto zu können. Ich fragte mich, in welcher Sportart ich das lernen könnte, ohne schon zum alten Eisen zu gehören, wie beispielsweise im klassischen Kunstturnen", erzählt der 33-jährige Sportler Patrick Gysin. Vieles hat er probiert, von Inlineskaten bis zu Breakdance. Nie kam er zum gewünschten Erfolg. Er wollte weiterkommen. Als Freerunner war er schlussendlich einer von wenigen in der Schweiz und gehörte auch dementsprechend schnell zu den besten. Er konnte sich weiterentwickeln – und vor allem hoch hinaus. "So sprang ich eines Tages auf einem Spielplatz einfach ins Nichts und wagte den ersten Sprung". Überwindung habe es ihn natürlich gekostet, aber der innere Drive, es zu schaffen, habe ihn gepusht.

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Wie der Name sagt, ist Freerunning ein Sport, der überall ausgeführt werden kann. Wo es ein Hindernis gibt, gibt es auch die Möglichkeit, es zu überwinden und freie Moves wie einen Salto oder eine Schraube einzubringen. Anders als bei Parkours, bei denen es darum geht, so schnell wie möglich und mit der besten Technik von A nach B zu gelangen. Patrick Gysin macht beides. "Es gibt keine Grenzen. Das sage ich auch meinen Schülern. Mit diesem Sport stärkt man nicht nur Körper, sondern auch Geist, denn nichts ist unmöglich", erklärt Patrick, der Mitgründer des Freerunning- und Parkour-Unternehmens Free-Z. Dort unterrichtet er Jugendliche, Mädchen und Jungs. Sie lernen, wie sie den Körper leicht machen, die dafür nötigen Wellenbewegungen, was sie machen müssen, um richtig zu landen. Aber eben auch, dass es sich lohnt, Risiken einzugehen und Hürden durch Mut und mentale Stärke zu überwinden.

Geht man in die Knie, scheint ein Hindernis weniger hoch, kostet weniger Überwindung. "Ich habe gelernt, meinen Geist durch technische Elemente zu trainieren. Eine gute Körperspannung nimmt das Eigengewicht. Die Arme beim Sprung anzuheben verringert den Aufprall und schont die Gelenke. Die technischen Grundlagen muss man üben, das ist harte Arbeit und erfordert Disziplin." Patrick hat sich all das selber beigebracht, körperlich ist der Sportler fit, hat keine Beschwerden, auch nach all den Jahren, all dem Training.

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"Wichtig ist, dass man mental extrem stark ist – dann traut man sich alles"

Aus Höhen zu springen liegt nicht in der Natur des Menschen, auch Patrick stimmt dem zu. Doch genau das ist es, was ihn motiviert, etwas Ungewöhnliches auszuprobieren. "Hatte ich anfangs vor etwas Angst, hat mich das gestresst und genervt. In diesem Zustand wurde meine Leistung schlechter, ich wurde wütend und dadurch mental schwächer". Eine besondere Begegnung hat dem Sportler geholfen, diese Angst und ihre Folgen zu bewältigen. "Vor einigen Jahren lernte ich einen Shaolin-Meister kennen, er ist heute einer meiner besten Freunde. Mit ihm begann ich, mental zu trainieren. Irgendwann kamen seine Kinder zu mir ins Training und er machte eine Beobachtung, welche zum Schlüsselmoment in meiner Karriere wurde. Die Freude an der Sache hätte ich verloren, meinte er, und dass das die Grundlage von mentaler Stärke sei. Mein Ehrgeiz hatte eine negative Seite in mir geweckt." Diese Erkenntnis brachte Patrick zurück in seine Mitte. Durch Meditation und Qi-Gong hat sich Patrick Gysin eine Technik zugelegt, mit der er sich durch Atmung und körperliche Spannung geistig leichter, fröhlicher und entspannter macht. Dieses Energiefeld ist sein Schutz vor Angst und motiviert ihn, Risiken zu überwinden und mutig zu sein.

Und was ist sein nächstes Ziel? Was hat er sich bis heute noch nicht getraut? "Höhenangst", lacht er, damit kämpfe er auch nach all den Jahren noch. "Ich wollte immer mehr, nach dem Salto kam der Auerbach, dann das Rückwärtsrad. Es gibt Sprünge, von denen hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal traue, diese zu machen." Die unendlichen Möglichkeiten sind es, die ihn motivieren und Risiken relativieren. Es helfe ihm, sich Situationen ausserhalb des eigentlichen Sports vorzustellen. "Brennt es in einem Haus, will ich körperlich und mental fähig sein, mich in Sicherheit zu bringen." Neue Hindernisse schaut er sich in Ruhe an, analysiert die Situation. "Aber irgendwann musst du einfach springen, es wagen – so steigere ich mein Level", sagt er.

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Zum Ausgleich schwimmt Patrick, wandert und reist. Auch Krafttraining macht er, aber hier sei Vorsicht geboten, denn zu schwer darf er nicht werden, Leichtigkeit ist sein Kapital. Freerunning und Parkour ist individuell und doch ein sozialer Sport. Zusammensitzen am Abend, mal ein Bier zu trinken, das gehöre dazu. Wettkämpfe macht er heute kaum mehr, Shows und Workshops sind es, die ihm Spass machen. Neben seinem Job bei der Spitex trainiert der Sportler jeden Tag, am liebsten im Freien. Ausgeglichenheit sei die beste Fitness. "Ich brauche meinen Körper intensiv, aber das bedeutet auch, dass ich ihm etwas zurückgeben muss. Yoga, Ausdehnen, Herunterfahren, auch das gehört zum Extremsport." Patrick hat nicht im Sinn, jemals mit Freerunning und Parkour aufzuhören. Er hofft, in Zukunft sein Leben immer mehr dem Sport und den Events dazu widmen zu können. Dazu sammelt er Erfahrungen rund um den Globus.

Freerunning gibt es auf der ganzen Welt, je nach Ecke liegt der Fokus aber auf anderen Techniken und Formen des Sports. Am spannendsten fand Patrick bisher einen Videodreh in Los Angeles. Freerunner aus der ganzen Welt waren dabei, die ganze Community: Airplace Graveyard Vs. Pro Freerunners: The Takeover. "Wir sind auf einem Flughafen in der Wüste über Maschinen, Flügel und Helikopter gesprungen. Die Stimmung in Kalifornien ist einzigartig, hier gehören Freerunning und Parkour schon lange zum Stadtbild und es hat sich eine spannende Gemeinschaft aus Sportlern entwickelt. Es ist meine Leidenschaft, mir ist es ein Anliegen, dieses Gefühl weiterzugeben". In der Schweiz wird Freerunning und Parkour immer beliebter, kürzlich hat der Parkour- und Outdoor-Fitnesspark in Zofingen eröffnet, hinter welchem Patricks Unternehmen Free-Z steht.

Mut schöpft man aus Freude, davon ist Patrick überzeugt: "Wenn man Spass an einer Sache hat, wird Überwindung zur Leichtigkeit. Das bringt die nötige positive Energie." Es stets zu lieben und Neues auszuprobieren ist Patricks Credo, ob in der Höhe im Sport oder am Boden des Alltags.

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