Berliner Breitscheidplatz: Wie Demonstranten und Trauernde den Jahrestag erleben
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Gedenken

Berliner Breitscheidplatz: Wie Demonstranten und Trauernde den Jahrestag erleben

NPD, Antifa, Opfer und Hinterbliebene treffen auf dem Breitscheidplatz aufeinander. Fotos, die zeigen, wie um die Deutung des Terrors gekämpft wird.
Grey Hutton
Fotos von Grey Hutton

Der Abend des 19. Dezembers 2016 war ein ganz normaler Abend auf dem Berliner Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Bis Anis Amri mit einem LKW zwischen die Stände raste und 12 Menschen tötete und 55 weitere zum Teil schwer verletzte. Ein Jahr später stehen um fast jeden Weihnachts- und Wintermarkt in Deutschland Betonsperren. Und die Gesellschaft ringt noch immer um den richtigen Umgang mit dem Terror.

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Da gab es eine Verwaltung, die selbst bei der Gedenkfeier noch um Cent-Beträge mit den Hinterbliebenen und Verletzten feilschte, und ein Stadtmagazin, das den Breitscheidplatz zum "Ground Zero" Berlins erheben wollte. Die Kanzlerin wiederum blieb blass und zog so den Unmut der Opfer auf sich, während die AfD sich nicht entscheiden konnte, ob sie den offiziellen Staatstrauerakt nun "scheinheilig" finden wollte oder doch nicht. (Die populistische Antwort: beides.) Obendrein scheint es bis heute sehr wahrscheinlich, dass der Anschlag von den Sicherheitsbehörden hätte verhindert werden können, hätten die ihre Arbeit korrekt ausgeführt.

Zudem hatten sich rund um die offizielle öffentliche Gedenkfeier auf dem Breitscheidplatz am Dienstagabend noch drei Demonstrationen angemeldet: Das Berliner Bündnis gegen Rechts unterstützte die Veranstaltung "Solidarität statt Hetze", die sich gegen eine Vereinnahmung des Terroranschlags durch rechte Politiker und Medien stellen wollte, während die NPD symbolisch ganz Deutschland "zu Grabe" trug. Ein dritter Zusammenschluss hatte sich "Berlin gegen Islamismus" auf die Banner gedruckt.

VICE-Fotograf Grey Hutton war am Montag und Dienstag zunächst auf dem seit drei Wochen wieder geöffneten Weihnachtsmarkt und anschließend beim öffentlichen Andenken sowie den Demonstrationen. Er hat die seltsame Ruhe dieser zwei Tage zwischen einer neuen Normalität, Wut, Leere und Trauer in seinen Fotos eingefangen.

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Der Breitscheidplatz am Montag zuvor: Betonsperren stehen am Eingang zum Weihnachtsmarkt

Viel ist nicht los

Die Uhr der Gedächtniskirche, künstliche Tannenbäume verdecken die Betonsperren

Auch Sicherheitsdienste bewachen den Markt

Am Dienstag, einen Tag später, bleibt der Weihnachtsmarkt geschlossen und leer

Stille Andacht

Die Namen der Opfer wurden auf den Stufen zur Gedächtniskirche verewigt

Eine Frau zündet eine Kerze an

Ein Feuerwehrmann weint im Kreis seiner Kollegen

Lichter auf einer der Betonsperren und das am Dienstag frisch enthüllte Mahnmal auf dem Boden des Breitscheidplatzes

Ordner der Gedenkfeier machen am Rande ein Gruppenfoto

Auf der Demo "Solidarität statt Hetze" wurden neben den Flaggen der türkisch-kurdischen Partei HDP auch Israel-Flaggen gezeigt

Ebenfalls am Dienstag versammelt sich eine kleine Gruppe Rechter bei der NPD-Demo

Wenn die NPD sich an einem Symbolbild für "Deutschland" versucht

Eine Passantin, die vom Einkaufen kommt, beschwert sich bei der Polizei über die NPD-Demo

Junge Antifaschisten hissen ein Banner im Hintergrund der Demo

Gedenken und Demonstrationen finden unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt

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