“Elysium ist nicht mehr”, diese knappe aber dramatische Nachricht verbreitet sich am 13.6. schnell in bestimmten Ecken des Darknets. Hinter der Botschaft steckt eine scharfe Warnung, gepostet wird sie auf mehreren großen Kinderpornografie-Plattformen: “Geht davon aus, dass alle privaten Nachrichten, die ihr auf Elysium verschickt oder bekommen habt, sich in den Händen von Ermittlern befinden”, schreibt ein anonymer Nutzer mit dem Usernamen “Elysium”. Signiert ist die Nachricht mit dem Kryptoschlüssel des Administrator-Accounts – angesichts der häufig im Darknet kursierenden Gerüchte von Festnahmen eine wichtige Verifikation. Doch was genau vor sich gegangen ist, geht aus den wenigen Sätze damals nicht hervor.
Erst knapp vier Wochen später, am heutigen Donnerstag, wird klarer, was genau an diesen Junitagen passiert ist: Dem BKA ist es gelungen, am Vorabend der dramatischen Warn-Botschaft einen der Betreiber der Darknet-Plattform “Elysium” festzunehmen. Laut einer Pressemitteilung vom 6.7. verdächtigen die Ermittler einen 39-Jährigen aus dem hessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Ihm wird vorgeworfen, bandenmäßig Kinderpornografie verbreitet zu haben und maßgeblich für die technische Infrastruktur von Elysium verantwortlich gewesen zu sein.
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Auf Elysium wurden Bilder und Videos von schwerstem sexuellen Missbrauch und von Gewalthandlungen an Kindern gehandelt und getauscht. Laut BKA verabredeten sich die Mitglieder auf der Seite auch zum sexuellen Missbrauch an Kindern. Die Seite soll zuletzt rund 87.000 Mitglieder gehabt haben. Im Darknet finden sich auch noch größere Plattformen, auf denen mit kinderpornografischem Material gehandelt wird, teilweise haben diese mehrere 100.000 Mitglieder.
Die Ermittler, die den 39-Jährigen im Darknet wochenlang jagten, saßen tatsächlich nur wenige Kilometer vom Wohnort des Verdächtigen entfernt. Hinter der Festnahme stecken nämlich Gießener Ermittler, die zu den besten deutschen Einheiten zählen, wenn es um die Jagd nach Kriminellen im Darknet geht. Die Gießener Zentralstelle Internetkriminalität (ZIT) war die erste Sondereinheit unter den deutschen Staatsanwaltschaften, die sich ausschließlich der Bekämpfung von Online-Kriminalität widmet.
Zu Besuch bei den deutschen Ermittlern, die im Darknet Pädophile jagen
Die Ermittler, die Motherboard im April 2016 vor Ort besuchen konnte, surfen regelmäßig diverse Darknet-Plattformen ab, arbeiten mit internationalen Behörden wie dem FBI bei großen Darknet-Maßnahmen zusammen und können dabei immer wieder auch kriminelle Darknet-Nutzer identifizieren. So sorgten sie beispielsweise für die Festnahme eines schwäbischen Waffenhändlers oder waren an der globalen “Operation Onymous” beteiligt, bei der unter anderem der damals führende Darknet-Schwarzmarkt Silk Road 2 abgeschaltet wurde.
Wie es den Ermittlern diesmal gelang, die Betreiber der Plattform im echten Leben zu identifizieren, ist bisher nicht bekannt. “Am Ende haben wir es mit Menschen zu tun und die hinterlassen eben Spuren und machen Fehler”, erklärte der ZIT-Staatsanwalt Georg Ungefuk damals gegenüber Motherboard. Ob es den Ermittlern im Fall von Elysium tatsächlich gelang, alle Betreiber der Plattform festzunehmen, ist bisher nicht klar. Auf Anfrage von Motherboard hat das BKA bis zur Veröffentlichung des Artikels nicht geantwortet. Wir werden den Artikel gegebenenfalls aktualisieren, wenn wir Rückmeldung erhalten.
Betrieben wurde Elysium laut eigenen Angaben nämlich nicht nur von einem Account, sondern von insgesamt drei verschiedenen Usern. Online haben diese sich seit der Abschaltung im Juni nicht mehr zu Wort gemeldet, genau wie von dem User “Elysium” angekündigt: “[Diese Nachricht] ist das letzte, was ihr von dem Elysium-Account hören werdet”, heißt es in der auf anderen Plattformen geposteten Warnbotschaft. “Wenn ihr euer Elysium-Passwort auch woanders verwendet habt, dann ändert es!”, fügte der Account noch hinzu.