Landtag lacht AfD-Abgeordneten aus, weil er die Sitzungsregeln nicht versteht

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Politik

Landtag lacht AfD-Abgeordneten aus, weil er die Sitzungsregeln nicht versteht

Die Rechtspopulisten wollten die Politik mit Änderungsanträgen lahmlegen, sind damit aber so überfordert wie Zehntklässler bei einem unangekündigten Mathetest.

Wir befinden uns im sächsischen Landtag, der ohne die AfD womöglich ein reibungslos laufender Staatsapparat wäre. Das allerdings versucht die Partei ausdauernd zu verhindern. Erst kürzlich reichten die Rechtspopulisten eine große Anfrage mit 630 Fragen zum öffentlichen Rundfunk ein. Ein Katalog, der durch seine bestechende Banalität und wahllos zusammengestellten Fragen auffiel und vor allem eins wurde: verarscht.

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Doch hierbei handelt es sich lediglich um einen Zwischenhalt im Blamagenkarussell. Am Mittwochabend folgte gleich der nächste Streich: Der Abgeordnete André Wendt wollte Änderungsanträge zum Haushaltsplan einbringen, scheiterte dabei aber so kläglich, dass er für ungewöhnlich ausgelassene Stimmung im Landtag sorgte.

Es war kurz vor 22 Uhr, als der Landtagsvizepräsident Horst Wehner nach einer zwölfstündigen Sitzung den AfDler aufforderte, sich zur "74/94 bis 99" zu äußern. Hierbei handelt es sich um Änderungsanträge, mit denen die AfD den Landtag zu überschütten scheint. Wehner erwischte Wendt jedoch offensichtlich auf dem falschen Fuß—wer hätte auch ahnen können, dass die geplante Abfolge einer Sitzung eingehalten wird. Nachdem der überforderte Abgeordnete nun also geraume Zeit reglos in seinen Ordner starrt und kurz versucht, sich mit dem Verlassen des Redepults aus der Affäre zu ziehen, nimmt die Komödie ihren Lauf.

Je länger sich die Live-Übertragung hinzieht, desto absurder wird die Slapstick-Nummer. Von hinten weist Wehner milde, aber bestimmt auf die Regularien der Sitzung hin.

"Sie müssen das schon so machen, wie es der Haushaltsplan vorsieht", sagt er und beruhigt anschließend im väterlichen Ton: "Ich möchte Sie auch nicht verunsichern".

"Ich habe schon wesentlich Schlimmeres durchgestanden", so Wendt darauf. Der Berufssoldat scheint sich aber immer mehr im Zahlenwirrwarr zu verlieren.

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Die Stimmung im Plenarsaal ist mittlerweile ähnlich ausgelassen wie bei einem Polizei-Striptease auf einer Betriebsweihnachtsfeier nach dem fünften Glühwein. Hier und da gröhlt jemand "Ja! Ja!" in die Runde. "Herr Wendt, bitte, wir kriegen das hin", hört man Wehner im Hintergrund.

Und auch das Netz lacht über den aktuellen AfD-Fail. Der Grünen-Abgeordnete Valentin Lippmann liegt mit seinem Tweet wahrscheinlich gar nicht mal so falsch:

21:45 AfD verliert beim Versuch, #saxlt mit Masse sinnloser Änderungsanträgen zu trollen, endgültig Überblick und weiß nicht mehr wo sie ist
— Valentin Lippmann (@VaLippmann) 14. Dezember 2016

Und auch beim Pressesprecher der Linksfraktion …

Nächtliche Lachnummer @AfD_SLT verschluckt sich an eigener Antragsflut zu #Etat #Sachsen https://t.co/0ASisqVHRX #saxlt #afd
— Marcel Braumann (@piwarc) 15. Dezember 2016

… und bei Jürgen Kasek von den Grünen liegen Amüsiertheit und Verzweiflung nur eine Haaresbreite voneinander entfernt.

Wie die #AfD versuchte Änderungsanträge einzubringen und zur Lachnummer verkam:https://t.co/xKvyN5Nch2 @heuteshow #noafd #saxlt #sachsen
— Jürgen Kasek (@JKasek) 15. Dezember 2016