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Anschlag in Berlin

Das Aufschlussreichste, das wir über die Hintergründe des Anschlags in Berlin gelesen haben

Welche Fehler haben die Behörden wirklich gemacht? Warum wirbt der IS gerade bei jungen Tunesiern? Wie wird ein Mensch zum Terroristen?

Foto: Grey Hutton

Am 19. Dezember raste ein LKW in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin. 12 Menschen wurden getötet, über 55 verletzt.

In der Situation, in der alle wissen wollten, was passiert ist, wurden wir minütlich mit neuen Infos versorgt. Live-Videos (die es vielleicht nicht gebraucht hätte), Eilmeldungen und Tweets der Polizei. In den Tagen danach lagen Titelseiten auf einem Spektrum zwischen "ANGST" (Bild) und "Fürchtet euch nicht" (Berliner Morgenpost) an den Kiosken aus.

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Die Frage zu beantworten, warum eine Person 12 Menschen tötet, ist kaum möglich. Auf andere Fragen kommen Polizei und Journalisten Antworten immer näher.

Wir haben für euch Beiträge herausgesucht, die die Hintergründe des Anschlags in Berlin am besten beleuchten.

SZ: Die Fehler der Terror-Fahnder im Fall Amri

Schnell sprachen Medien von Abendzeitung bis B.Z. von "Staatsversagen". Ein recht großes Wort, eine recht einfache Erklärung. Die SZ schreibt die Hintergründe genauer auf, als nur ein Wort zu rufen: Mehr als ein Jahr lang beschäftigten sich Terror-Fahnder mit Anis Amri. Er war bei den Behörden seit dem 17. Februar 2016 als "Gefährder" eingestuft. Die Polizei wusste, dass Amri in Kontakt mit der IS-Terrormiliz stand und Bomben bauen wollte. Das Landeskriminalamt Berlin überlegte, die schärfste Waffe, eine Abschiebungsanordnung nach Paragraf 58 a des Aufenthaltsgesetzes, einzusetzen. Das wurde aber wieder fallen gelassen.

Zum Artikel: "Die Fehler der Terror-Fahnder im Fall Amri"

SWR: Was den Fall für die Ermittler schwer gemacht hat

Bevor ihr euch jetzt aber über die Unzulänglichkeiten der Behörden erbost, schaut euch dieses Video an, in dem ein Terrorismusexperte erklärt, was diesen Fall für die Ermittler schwer gemacht hat: formale Probleme bei der Abschiebung, weil Tunesien ihn nicht als Staatsbürger anerkannte; dass es keine strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn gab, was es schwerer machte; und den Unterschied zwischen Gefahrenabwehr und Ermittlungsverfahren. Er redet so sachlich, wie ein Mensch nur überhaupt sprechen kann, und das auch noch über Behörden. Das ist zwar etwas dröge anzuhören, aber in diesem Fall genau richtig: zuhören, verstehen, sacken lassen, und erst dann kritisieren.

Hier geht es zum Video.

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Zeit: Der Hintergrund des mutmaßlichen Täters

12 Menschen wurden getötet. Warum ein Mensch so etwas macht, lässt sich nicht verstehen. Auch nach diesem Text nicht. Aber es gibt Hinweise, wie sich Anis Amri radikalisiert haben könnte. Sechs Autoren suchen nach Antworten in Amris Heimatdorf in Tunesien; in der Flüchtlingsunterkunft, in der er auf Sizilien landete; im süditalienischen Gefängnis, wo er wegen Brandstiftung in Haft saß; und in NRW, wo sich Amri im Umfeld des Predigers Abu Walaa aufhielt, der inzwischen im Gefängnis sitzt.

Zum Artikel: "Wie ein Mensch zum Terroristen wird"

Spiegel: Wie der IS in Tunesien wirbt

Die Zahl der IS-Kämpfer aus Tunesien wird, je nach Quelle, auf 5.000 bis 7.000 geschätzt. Erschreckend viele angesichts der geringen Bevölkerungszahl von rund zehn Millionen. Allein im Heimatort der Berlin-Attentäters soll die Terrorgruppe rund 40 junge Männer angeworben haben. In diesem Stück wird erklärt, warum das gerade in Tunesien, dem Musterland des arabischen Frühlings, passiert und auf welche Versprechen besonders viele junge Menschen reinfallen.

Zum Artikel: "Amri und die 40 Brüder"

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