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Warum unser Brot 2050 anders aussehen wird

Höhere Kohlendioxidwerte könnten das Wachstum unseres Getreides negativ beeinflussen—was sich dann wiederum (unter anderem) auf unser Brot auswirkt.
Photo via Flickr user Phillip Ingham

Immer wieder werden wir daran erinnert, dass der Klimawandel uns dazu zwingt, neue, nachhaltigere Systeme für die Nahrungsmittelproduktion zu entwicklen. Dazu gehören neue Ansätze für die Fleischproduktion (oder vielleicht eine gänzlich andere Einstellung zum Fleischkonsum?), neue Fischereimethoden, die wichtige Ökosysteme besser schützen, und alternative Anbauformen für Nutzpflanzen von Mais bis Weintrauben.

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Weniger Erwähnung findet in der großen Nachhaltigkeitsdiskussion jedoch eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel vieler westlicher Länder: Brot. Das gute alte Brot—die Grundlage für Toast, Bruschetta oder Arme Ritter. Während uns allen klar ist, warum wir keinen Blauflossenthun, dessen Bestand extrem geschrumpft ist, essen sollten, oder warum etwas nicht stimmen kann, wenn wir einen Hamburger um einen Euro bestellen, ist es jedoch nicht ganz so offensichtlich, welche Rolle Brot in der Klimadebatte spielt.

Heißt das also, dass es immer schlechter um unser geliebtes Brot steht, während wir die Erde mit unseren Kuhfürzen und unserer Nutella wie in der Mikrowelle erhitzen?

ARTIKEL: Nachhaltigkeit und Fleisch haben so viel gemeinsam wie Krieg und Frieden

Ganz darauf verzichten müssen wir wohl nicht, aber es könnte in Zukunft anders schmecken—diese Hypothese hat zumindest der Sydney Morning Herald im Rahmen einer Serie über die globale Erderwärmung mit dem Titel „Climate for Change" aufgestellt.

Auf einem Foto sieht man einen harten, krümeligen, unförmigen Brotlaib und daneben einen schön glänzenden, frischen, fluffigen. Nicky Phillips, die Wissenschaftsredakteurin der Zeitung dazu: „Das macht die globale Erderwärmung mit eurem Brotlaib." Der Brotlaib, der mit normalem Getreide gebacken wurde, wird einem Brotlaib mit Weizen, der in einer Umgebung mit hohen Kohlendioxidwerten angebaut wurde, gegenübergestellt. Die Kohlendioxidwerte entsprachen dabei dem erwarteten Niveau „bis Mitte des Jahrhunderts, wenn Treibhausgase bis dahin nicht bedeutend reduziert werden".

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Für ein Projekt in Kollaboration mit der University of Melbourne und finanziert von der Grains Research and Development Corporation, backte die Einrichtung Australian Grains Free Air CO₂ Enrichment (AGFACE) die beiden Brote, um zu demonstrieren, wie stark die Auswirkungen des Klimawandels auf die Qualität unseres Getreides sein könnten. Das würde Weizen, Linsen und andere Grundnahrungsmittel der Ernährungspyramiden auf der ganzen Welt betreffen.

Worin liegt also genau der Unterschied? Wieso sieht das Klimawandel-Brot so beschissen aus?

Glenn Fitzgerald von AGFACE sagt, dass es zu simpel wäre, davon auszugehen, dass mehr Kohlendioxid automatisch schlecht für das Getreide ist. Viele Pflanzen wachsen nämlich sogar schneller und bringen in Umgebungen mit höheren CO2-Werten größere Erträge. Die geernteten Körner enthalten jedoch weniger Eiweiß. Diese fehlenden Proteine können sich negativ auf die Elastizität sowie das Treiben des Teigs auswirken.

Warum, weiß momentan noch keiner so genau. Wissenschaftler arbeiten aber daran, das Geheimnis hinter dieser Diskrepanz zu lüften und Möglichkeiten zu entwickeln, den Eiweißverlust durch selektive Züchtung und Genetik auszugleichen.

Obwohl das Team sagt, es könnte mehr als zehn Jahre dauern, einem Getreide diese Eigenschaft „einzupflanzen", könnte das immer noch früh genug sein. Immerhin haben wir noch 35 Jahre, bis unsere armen Brotlaibe aussehen, als hätte Bayern München sie zum Trainingsspiel missbraucht.

Wenn das gelingt, hätte eine Umgebung mit höheren CO2-Werten wegen der größeren Erträge sogar einen Vorteil. Aber all das hängt von den Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten ab.

Wieder einmal wird aufgezeigt, wie dringend es ist, dass wir unser Verhalten und unsere Einstellung grundlegend ändert. Wenn Brot uns nicht dazu bewegen kann, was dann?