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LSD-Forscher crowdfunden die ersten Neuro-Scans eines Gehirns auf Acid

Wissenschaft, die sich einem kontroversen Thema annimmt, strotzt selten vor Überfinanzierung.
​Bild: Georgina Camalleri

Niemand weiß, wie unser Gehirn auf LSD aussieht.

Als sich die Forschung mit Psychedelika in den 60er Jahren zu neuen Höhen aufschwang, gab es noch nicht die richtigen Werkzeuge wie MRI-Scanner, um detaillierte, neurologische Bilder machen zu können. Einige Jahre später machte das Tabu rund um psychedelische Drogen die Sache für die Wissenschaft kompliziert und anrüchig.

Doch eine bald veröffentlichte Untersuchung will das ändern und uns einen ersten Einblick verschaffen: Es wird die erste bildgebende Hirnstudie sein, die einen Blick auf das menschliche Gehirn auf LSD wirft. Für dieses Forschungsunterfangen nahmen Probanden die Droge (von klinischer Qualität, also nicht das Zeug, das du auf der Straße bekommst) und ließen dabei Bilder von ihrem Hirn mit fMRI- und MEG-Scannern machen.

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Leider kannst du die Bilder momentan noch nicht sehen. Die Studie wird nicht vor Ende dieses Jahres veröffentlicht, und das veranwortliche Forscherteam möchte die Genauigkeit der dann überprüften Endergebnisse nicht in irgendeiner Weise mindern, indem es die bisher gewonnenen Daten zuvor übereilt veröffentlicht.

Bis zur Fertigstellung der Studie gibt es noch eine ganze Menge Arbeit zu erledigen, um die komplexen Daten und Aufnahmen richtig interpretieren und verstehen zu können. Gleichzeitig forscht das Team auch noch an anderen Pschedelika als LSD. Nicht nur braucht es dafür Zeit, sondern auch Geld für eine Forschungsrichtung, die in den vergangenen Jahren nicht gerade überfinanziert war—und genau deswegen bitten sie mittels einer neuen Crowdfunding-Kampagne die Öffentlichkeit dafür zur Hilfe.

Die Leitung der Studie übernehmen unser allseits geschätzter Freund Dr. Nutt (der Mann hinter der ​Ausnüchterungspille und dem unschädlichen Alkohol) und Robin Carhart-Harris am Imperial College in London. Sie haben sich mit der Beckley Foundation zusammengetan—eine Organisation, die kontrollierte Studien an psychoaktiven Substanzen unterstützt und sich für eine Reform der Drogengesetzgebung einsetzt.

„An LSD zu forschen, war schon immer mein Ziel", erzählte mir Amanda Feilding, die die Beckley-Stiftung gegründet hat und sie nun auch leitet. „Ehrlich gesagt, habe ich genau deswegen auch meine Stftung gegründet, denn ich halte es für ein unglaublich wertvolles Hilfsmittel, das mannigfache therpeutische Vorteile bringen kann."

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Sie hofft, dass „die allerbeste Forschung" das Tabu überwinden kann, das die Droge umgibt und dazu ermutigt, die therapeutischen Möglichkeiten weiter zu erforschen, beispielsweise in der Suchttherapie, zur Behandlung von Depressionen oder sogar Migräne. „Abgesehen davon ist es ein fantastisches Werkzeug zur Erforschung der Mechanismen, die unter unserem Bewusstsein wirken", sagte sie.

„Wir dürfen mit vielversprechender Wissenschaft keine politischen Spielchen spielen"

Doch Forschung ist teuer, und die Finanzierung kann noch schwieriger zu bewerkstelligen sein, wenn man zufällig etwas sehr Kontroverses untersucht. Momentan gilt LSD—genau wie die anderen Drogen, die die Forscher untersuchen, so zum Beispiel Cannabis, MDMA, und Psylocibin (der Wirkstoff von Magic Mushrooms)—als kontrollierte Substanz in Großbritannien. Bedeutet, sie sind verboten und gelten nicht als Kandidaten für Medikamente mit therapeutischem Wert.

Nutt schreibt in einem Statement: „Trotz des unglaublichen Potentials dieser Droge, unser Verständnis vom Gehirn zu erweitern, hat das politische Stigma die Forshung zum Schweigen gebracht. Aber wir dürfen mit so vielversprechender Wissenschaft keine politischen Spielchen spielen"

Die Crowdfunding-Kamapagne wird auf ​Walacea betrieben, einer Plattform aus Großbritannien, die Finanzierung für wissenschaftliche Projekte und Forschungsarbeiten sichern soll. Und natürlich ist das Projekt inzwischen ein Erfolg. Nach einem eher bescheidenen, angestrebten Ziel von 25,000 Pfund ist das Projekt mittlweile mit über 42.000 Pfund locker überfinanziert.

Ein riesiger Vorteil der Untersuchung ist, dass die Arbeit daran bereits begonnen hat und die Ergebnisse nicht zu lang auf sich warten lassen werden. Die Forscher hoffen, in Zukunft noch weitere LSD-Studien durchführen zu können, inklusive einer, die die Verbindung von LSD und Kreativität untersucht.

Für den Anfang würde es, so Fielding, schon „extrem spannend" sein, die ersten Hirnbilder zu sehen und die Daten zu untersuchen—sie sollten uns Hinweise darauf gegen, welche Teile des Hirns während eines Trips wie funktionieren. Nichtsdestotrotz betont Fielding, dass das bildgebende Verfahren nur ein Teil des Puzzles ist und viel mehr Forschung nötig sein wird.

 „Das Bild nimmt langsam Form an, aber es ist noch nicht fertig."