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Was Kinder über Geld sagen

Wir fassen es nicht, wie wenig Menschen über Geld sprechen. Das ist doch interessant! Was ist so „privat“ an Geld? Es sind doch nur Zahlen.

Bild: Daniel X. O'Neil | flickr | by CC 2.0

Ich fasse es nicht, wie wenig Menschen über Geld sprechen. Das ist doch interessant! Was ist so "privat" an Geld? Es sind doch nur Zahlen. Ich hab eine Freundin, die so tief in Kreditkarten-Soll und Studienkrediten steckt ("tief" ist vielleicht ein bisschen vage … ich wünschte, sie hätte genauer erzählt, damit ich es euch sagen kann), dass ihre Haut darunter leidet und sie ein chemisches Hautpeeling, das 110 Dollar kostet, verwenden muss, um dagegen vorzugehen.

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Was das Peeling kostet, weiß ich nur, weil ich zum gleichen Spa gehe wie sie. Sie erzählt mir gar nichts. Früher, als sie noch jünger war, haben ihre Eltern ihr auch nichts erzählt, was, wie aus diesen Interviews hervorgeht, heute immer noch so gehandhabt wird. Was ist das für ein Art, seinen Kindern nicht zu erzählen, wie viel man verdient, wie viel die Hypothek kostet, oder ihre Kleider und so weiter?

Ich gebe meinen Kindern 600 Dollar pro Jahr, immer am 1. Januar. Das können sie dann für Kleidung und Schuhe und so ausgeben. Und wenn sie schon zum Februar alles verprasst haben, dann müssen sie im Juni halt ihre Badeklamotten aus Handschuhen nähen. Oder sich einen Job suchen. Und tatsächlich haben beide mehrere Jobs gleichzeitig. In manchen Monaten verdienen sie mehr als ich!

Aber so unterschiedlich die Kinder, die ich interviewt habe, auch aufgewachsen sind, mich hat umgehauen, wie sicher sie sich sind, dass Geld in ihrem Leben nie eine Hürde darstellen wird, über die sie nicht springen, an der sie sich nicht vorbei schleichen, unter der sie sich nicht durchbuddeln, über die sie keine Brücke bauen oder die sie nicht einfach kaputt machen können.

An der Art, wie Kinder an das Thema Geld herangehen, kann man ziemlich gut auf ihre Eltern schließen.

Sadies (9) und Wolfs (17) Mutter (ich) ist offensichtlich eine Apokalypsen-Verschwörungstheorien-Überlebenskünstlerin, deren Wurzeln im Protestantismus liegen und die gewisse Bezüge zum Elitismus aufzeigt.
Beans (11), Doras (13), Wills (14) und Max' (17) Vater ist ein psychedelischer und freilebiger Typ.
Laurens (10) Vater muss bei der Mafia sein oder Republikaner.
Die Eltern vom Nachbarmädchen (8) gehören zu einer seltenen Spezies: Sie sind nett und normal. Lauren: Geht es darum, wie Kinder als Sklaven verkauft werden? Weil darüber will ich nicht sprechen. VICE: Wie viel Geld braucht ihr zum Leben?
Lauren: Hundert Dollar wären super für mich. Ich hatte noch nie hundert Dollar.
Wolf: Ich bräuchte um die 95 Dollar, 90 Dollar.
Will: Na, so viel wie in meine Taschen passt.
Nachbarmädchen: Ich brauche 100 Dollar. Nein … eine Million!
Sadie: Wenn ich meinen Job hinschmeiße, dann brauche ich fünf Millionen.
Lauren: Ich hatte noch nie Geld. Also, woher soll ich wissen, wie viel ich brauche? Ich frage meinen Vater immer wieder, ob ich irgendwelche Aufgaben erledigen kann, damit ich Taschengeld bekomme, aber er sagt immer nur "vielleicht". Aber das passiert nie. Er sagt, ich brauche kein Geld.
Sadie: Eigentlich bräuchte ich 100 Millionen, weil ich ein Anwesen will.

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Wie hast du vor, diese 100 Millionen zu verdienen?
Sadie: Ich werde Turnlehrerin.

So verdient man keine 100 Millionen!
Sadie: Ich würde eine Fitnessstudio-Kette aufmachen. Und da würde ich junge Leute anstellen, die als Lehrer arbeiten, also Leute, die noch zur Schule gehen oder studieren, weil sie es tatsächlich noch schaffen, einen Handstandüberschlag rückwärts zu machen, den sie ihren Schülern also selbst zeigen können. Ich würde immer mit meinen Angestellten in Kontakt bleiben und sicherzustellen, dass wir uns auch richtig verstehen, außerdem würde ich immer Verträge machen. Momentan habe ich einen Limonadenstand und verkaufe Sachen bei eBay. Außerdem steige ich gerade ins Hundesitting-Business ein. Wofür wirst du dein Geld ausgeben, wenn du erwachsen bist und selbst Verantwortung für dein Leben übernimmst?
Sadie: Mein Haus. Klamotten. Telefon.
Wolf: Meine Haustiere. Meine Familie.
Will: Die ugandische Regierung.
Max: Pornos und Waffen.
Bean: Messer, Pistolen und Messer.
Dora: Drogen.

Meinst du das ernst?
Dora: Ganz ernst, ich werde eine Kommune ins Leben rufen. Ich bin gerade so high …
Bist du?
Dora: Nein, eine Landwirtschafts-, Schwimm- und Imkerkommune.
Max: Ganz ehrlich, ich würde Experimente und Forschungsreisen finanzieren.
Lauren: Ich will eine Hausfrau und Mutter sein! Der Vater geht arbeiten. Der Ehemann. Sadie, willst du überhaupt einen Ehemann?
Sadie: Ich will mein eigenes Fitnessstudio. Ich brauche keinen Mann.

Sadie will ein Fitnessstudio, Lauren einen Mann. Was macht ihr, wenn ihr auf einmal kein Geld mehr habt?
Sadie: Boom! Boom! Ich habe volle Feuerkraft! Wenn ein Job nicht hinhaut, dann erfinde ich einen anderen Job und noch einen.
Lauren: Bei meinem Mann wird das Geld nicht ausgehen.

Was ist, wenn wir alle tot sind oder in die Schweiz ausgewandert sind, all die Eltern und Ehemänner, und es auf euch ankommt?
Lauren: Dann ziehe ich zu Sadie. In einen Pappkarton.
Sadie: Es wird kein Pappkarton. Ich werde doch ein Fitnessstudio und ein Anwesen besitzen, schon vergessen?

Das Fitnessstudio geht pleite und die Bank holt sich dein Anwesen. Was machst du dann?
Lauren: Dann arbeite ich bei McDonald's.
Sadie: Und ich arbeite an der Tankstelle neben Laurens McDonald's. Dann winken wir uns den ganzen Tag aus den Fenstern unserer schrecklichen Jobs zu.
Wolf: Ich putze schon Häuser, kümmere mich um Tiere und verkaufe meine Kunst. Wenn ich kein Geld mehr hätte, dann würde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um wieder an welches zu kommen, jeden Job würde ich machen.
Bean: Ich verkaufe Pfeile und Bogen, die ich mache. Und Steinschleudern. Aber eigentlich braucht man zum Leben kein Geld.
Dora: Ich bekomme mein Geld von meinen Bitches. Nein, ich mache absolut gar nichts. Ich finde es auf der Straße. Ich habe kein Geld. Ich gebe nichts aus. Ich spüre überhaupt keine Notwendigkeit, Geld auszugeben. Es gibt immer Wege, ohne das zu überleben. Dumpster Diving, Tafeln, Obdachlosenheime. Insekten essen. Ich esse so oder so Insekten. Ich habe einen Käfer einfach so gegessen.
Will: Ich spiele auf der Straße Geige. Dann haben die Leute Mitleid mit dem Straßenjungen und schmeißen ihr Geld in meine Tasche. Wenn das schief geht, dann habe ich noch einen Plan B, und zwar als Pantomime/Prostituierter zu arbeiten.

Wie viel wisst ihr darüber, was eure Eltern verdienen?
Lauren: Ich weiß gar nichts darüber.
Nachbarmädchen: Vielleicht um die 14 Dollar am Tag.
Max: Ich habe keine Ahnung. Mein Vater gibt sehr viel Geld aus, also nehme ich mal an, dass er viel hat, aber wie er es bekommt, davon habe ich keine Ahnung. Er gibt mehr aus, als er verdient. Ich vermute, dass er irgendeinen anderen geheimen Job hat, als Spion oder so.
Dora: Ich glaube, er verkauft Drogen.
Will: Scheinbar verdient mein Vater nicht so viel, aber offenbar verdient er doch nicht so schlecht, weil er ständig neue Autos, Computer und all diesen teuren Kram kauft.
Sadie: Meine Eltern behalten es für sich. Also, du nicht. Aber mein Vater und meine Stiefmutter.
Lauren: Wenn ich das meinen Vater frage, dann sagt er: "Das ist mein Geld. Du brauchst das nicht zu wissen."
Sadie: Meine Stiefmutter redet mit meinem Vater und sagt: "Ich habe heute einen Haufen Geld bei einer Hochzeit verdient." Dann sage ich: "Wie viel?" Und sie sagt: "Das geht dich nicht wirklich etwas an." Du erzählst mir jedes Mal, wie viel du bekommst, wenn du ein Buch schreibst, aber es ist immer unterschiedlich viel. Und dann sagst du mir, wie viel es kostet und was da alles für drauf geht, also ziemlich viele Zahlen. Mein Vater und meine Stiefmutter finden es unhöflich, nach Geld zu fragen. Die denken, dass Leute dann anfangen zu vergleichen.
Lauren: Mein Vater und meine Stiefmutter denken, dass das jemand hört und dann das Geld klaut, wenn man darüber spricht.