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Friedhof-Fashion

Was unser Bewusstsein nach dem Tod erwartet, weiß niemand so genau. Darum ist es vielen Menschen wichtig, dass es ihre verbleibende Biomasse nach dem Ableben richtig schön stylish hat. Und deshalb gibt es jetzt Rokstyle, die Modelinie für Grabsteine.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Alexander Hanel

Was unser Bewusstsein nach dem Tod erwartet, weiß niemand so genau. Von existenziellem Nichts bis Hacky Sack mit Hitler sind fast alle Szenarien denkbar. Darum ist es vielen Menschen umso wichtiger, dass es wenigstens ihre verbleibende Biomasse nach dem Ableben richtig schön stylish hat. Allerdings gab es bisher nur sehr eingeschränkte—oder unleistbar teure—Möglichkeiten für Jenseits-Dandys, ihrer Persönlichkeit am Friedhof Ausdruck zu verleihen.

Mit Rokstyle hat dieser Engpass jetzt ein Ende. Zumindest dann, wenn sich eure Persönlichkeit mit Swarovski-Steinen und Tattoo-Motiven ausdrücken lässt. Die weltweit erste Modelinie für Grabsteine trägt das Motto „Für immer schön“ und strebt dieselbe Zeitlosigkeit an, wie sie epochale Gebäude der Vergangenheit ausstrahlen (habe ich schon die Swarovski-Steine und Tattoo-Motive erwähnt?). Alexander Hanel, Geschäftsführer der Stein Hanel GmbH und Gründer von Rokstyle, geht es darum, den Friedhof als Ort neu zu beleben und den Hinterbliebenen die Trauerarbeit zu erleichtern.

„Da ich mich intensiv für unsere Friedhofskultur einsetze, war es mir wichtig, dass wieder vermehrt über den Friedhof an sich gesprochen wird“, erklärt Hanel. Und weiter: „Entscheidend ist es heute, den Menschen zeitgemäße Trauerstellen zu schaffen.“ Das Vorurteil, demzufolge eher jüngere Kunden auf das bunte Bling stünden, verneint Hanel: „Oft sind die älteren Semester für schön gestaltete, moderne Grabsteine aufgeschlossener.“ Zu Hanels Friedhofsvision gehört aber nicht nur das eigentliche Grab—auch für den übrigen Friedhof bringt er Ideen mit, die aus einer Forschungsarbeit mit der Hochschule Ansbach her vorgehen. So regt Hanel unter anderem die Einrichtung von Friedhofscafés, Figurengärten und einem „Friedhof der Sinne“ an, bei dem auch der Geruchssinn eingebunden wird. Wohlgemerkt mit Kräutern, nicht Kadavern.

Erfahrung hat Hanel auch mit Denkmälern: Er war es, der 2011 das erste Falco-Denkmal Österreichs in Garsam Kamp errichtete—eine „absolute Herzensangelegenheit“, wie der Fan versichert. Welches Stein-Design sein eigenes Grab mal zieren wird, ist für Hanel noch kein Thema. „Da ich erst Mitte 30 bin, hoffe ich, noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu bekommen.“