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Wir haben Leute nach ihren seltsamsten Masturbations-Fantasien gefragt

"Ich habe mir mal zu Minnie Mouse einen runtergeholt. Später bin ich dann zu Manga Love Story übergegangen."

Vor ein paar Tagen hat uns die Nachricht erreicht, dass in keinem Monat des Jahres so viel masturbiert wird wie im November. Das haben ein paar Porno-Portale herausgefunden (Porno-Portale lieben es, solche Statistiken über ihre Nutzer zu erstellen und dann zu veröffentlichen. Big Data für Wichser, sozusagen).

Die Süddeutsche Zeitung hat das zum Anlass genommen, die gesamte deutsche Herbstliteratur als eine tieflyrische Auseinandersetzung mit der Selbstbefriedigung neu zu deuten ("Wir wollen uns den grauen Tag/Vergolden, ja vergolden!" schrieb zum Beispiel Theodor Storm).

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Auch wir befürworten einen aufgeschlossenen Umgang mit diesem schönen Thema, immerhin kann Masturbation in einem vernünftigen Maß durchaus gesund sein. Allerdings haben wir einen praktischeren Ansatz. Erstens, weil wir einfach gerne mit Menschen sprechen, und zweitens, weil wir uns als unentwegt snapchattende Millennials mit Herbstliteratur (oder Literatur im Allgemeinen) leider überhaupt nicht auskennen.

Unsere Schuld ist das nicht! Was erwartet ihr denn, wenn ihr uns immer und immer wieder Effi Briest vorsetzt? Während die Eltern sich genüsslich mit 50 Shades of Grey auf dem Sofa räkeln, müssen wir uns mit dem tumben Baron von Innstetten herumärgern. Was können wir dafür, dass Effi diesen Langweiler geheiratet hat? Warum wandert sie nicht einfach nach Amerika aus und macht auf der Überfahrt mit Leonardo DiCaprio rum?

Wie auch immer, es ging ja um Selbstbefriedigung. Klar, wir können uns alle darauf einigen, dass das großen Spaß macht. Gleichzeitig hat es vor allem für junge Menschen eine wichtige Funktion: Es kann dabei helfen, seine eigene sexuelle Identität erstmal an sich selbst zu erforschen, bevor man sie unkontrolliert auf seine Mitmenschen loslässt.

Seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, ist also ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum reifen, gefestigten sexuellen Menschen. Bei der ganzen Experimentierfreude gehört aber auch dazu, dass man manchmal daneben liegt und sich Dinge vorstellt, die einem später selbst etwas eigenartig vorkommen. Dinge, die man nie jemandem erzählen würde—außer natürlich einem Online-Magazin und damit dem ganzen Internet. Um dem Thema "Masturbation im November" gerecht zu werden, haben wir uns also auf die Straße begeben und Leute nach den skurrilsten Dingen gefragt, auf die sie sich je zum Kommen gebracht haben.

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Jet, 26

VICE: Hattest du schonmal weirde oder fragwürdige Wichsvorlagen?
Jet: Klar, wer nicht?

Immerhin bist du ehrlich. Um was ging's?
Videos auf Pornoseiten mit einem Fokus auf schöne Füße. Ich hatte früher einen kleinen Fußfetisch. Das klingt jetzt irgendwie langweilig, aber es war mir dennoch unsagbar peinlich.

Was fandest du an deinem Fußfetisch denn so schlimm?
Vielleicht lag es daran, dass dieser Fetisch oft stereotyp den Asiaten zugeordnet wird, zum Beispiel in Filmen und im Fernsehen. Zugeben zu müssen, dass ein Klischee tatsächlich stimmt, war mir einfach unangenehm. Ansonsten schaue ich mir ganz gern Threesomes oder Orgien und so an.

Was findest du an Orgien besonders?
Mich reizt der Gedanke, mit mehr als nur einem Typen zur selben Zeit zu schlafen. Das hat etwas Animalisches, wo man sich nicht länger der Romantik, sondern der puren Lust hingibt. Ich könnte mir auch ganz gut vorstellen, Mittelpunkt der Orgie zu sein.

Tim, 18

VICE: Was war deine peinlichste Wichsvorlage?
Tim: Ich würde sagen, meine Cello-Lehrerin.

Warum genau die?
Das weiß ich selbst nicht so genau.

War der Unterricht bei ihr danach seltsam?
Zuerst schon, aber später habe ich es wieder vergessen. Ich würde sie aber auf keinen Fall darauf ansprechen.

Warum ist dir diese Vorstellung so peinlich?
Ich finde die Konstellation nicht so normal. Ich weiß nicht, was mir damals durch den Kopf gegangen ist.

Hast du etwas für Autorität oder höher gestellte Menschen übrig?
Ja, ich stehe auf jeden Fall auf dominante Frauen.

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War das Cello Teil der Fantasie?
Nicht wirklich, auch wenn der Cellostachel ziemlich lang ist. [Lacht]

Lory, 18

VICE: Hast du dich schonmal für etwas geschämt, zu dem du masturbiert hast?
Lory: Sowas habe ich noch nie gemacht. [Lacht] Spaß. Ich habe im Zug einen Typen gesehen, den ich sehr attraktiv fand. Ich fand seine Blicke sehr anziehend und erotisch.

Wenn du seinen Blick mochtest, warum hast du dich dann hinterher komisch gefühlt?
Na, weil ich ihn nicht kannte! Ich war eher traurig, weil ich überhaupt keine Informationen von ihm hatte, nicht mal seine Nummer, und das trotzdem gemacht habe. Da war er schon weg.

Pawel, 25

VICE: Was war das Erbärmlichste, zu dem du dir je einen runtergeholt hast?
Pawel: Da muss ich weit zurückgehen, bis zu meinem zwölften Lebensjahr. Ich glaube, das war Minnie Mouse.

Wie kommst du auf sowas?
Damals konnte ich mir vermutlich noch nicht die richtigen Hefte kaufen.

Die richtigen Lustigen Taschenbücher oder den Playboy?
Die "Lustigen Taschenbücher für Erwachsene". Später bin ich dann zu Manga Love Story übergegangen.

Ein sehr witziges Aufklärungswerk! Zu dem einschlägigen Kram wie Hentais, also pornografischen Mangas, meinte ein Kumpel von mir einmal, sie seien total krank, denn er masturbiere ja "auch nicht auf Minnie Mouse". Du hast das ja schon abgehakt.
Das ist halt Scheiße, wenn du kein Geld hast und nichts anderes bekommst. Dann suchst du dir deine sexuellen Vorbilder woanders. Das ist der Übergang vom Kindsein ins Erwachsensein. Manchmal müssen dafür eben weibliche Comic-Heldinnen herhalten. Ich kann mich nicht mal mehr wirklich daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass die Lustigen Taschenbücher für mich immer zu lustig waren. Die lagen nämlich immer auf dem Klo, das hat sich natürlich extrem angeboten.

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Gibt es heute noch fiktionale Charaktere, auf die du scharf bist?
Mittlerweile weiß ich ja, wie echte Frauen sind. Die finde ich schon ein bisschen besser.

Adisa, 29

VICE: Können wir über Masturbation sprechen?
Adisa: Warum nicht? Aufklärung ist doch wichtig.

Super. Was war bei dir die erbärmlichste Vorlage aller Zeiten?
Warte, warte. Oh, ich hab's. Das war ein sehr stranges Video mit einer Putzfrau auf einer Toilette.

Kannst du darauf genauer eingehen?
Sexuelle Übergriffe auf Frauen, und dann noch auf solche, die einen niedrigen gesellschaftlichen Rang haben, in Videos darzustellen, ist problematisch. Und dazu noch das Machtgefühl des Mannes … erst mitten bei der Sache habe ich gemerkt, dass es schrecklich ist.

Verstehe ich das richtig, dass du auf eine Vergewaltigungsszene masturbiert hast?
Genau. Ich habe das Video auf einer der bekannteren Plattformen gefunden. Hinterher habe ich mich als Frau auch richtig schlecht gefühlt, dass ich in dem Moment innerlich den Wunsch geäußert habe, vom Mann schlecht behandelt zu werden. Man möchte immer einen guten Mann haben, aber gleichzeitig gibt es diesen Wunsch wie bei 50 Shades of Grey, die Führung abzugeben. Deswegen habe ich mich auch so geschämt, weil ich eigentlich eine selbständige, starke Frau bin.

Wie wurde das Video denn beworben?
In der Auswahl der Videos auf der Seite gab es nur zwei, drei Ausschnitte auf dem Thumbnail. Da dachte ich mir: "OK, probieren wir's mal." Nach diesen schnell zusammengeschnittenen fünf Minuten wollte ich mich erstmal duschen.

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War absehbar, was in dem Video gezeigt wird?
Nein, das wurde erst in den letzten beiden Minuten wirklich klar. Aber dann hatte die Lust bereits überhandgenommen und ich fand es blöd, diesen Trieb abzubrechen und unbefriedigt aus der schlimmen Sache rauszugehen.

Vanessa und Lea, 19

VICE: Vanessa, was ist das Erbärmlichste, zu dem du je masturbiert hast?
Vanessa: Da gab es bisher noch nicht so viel Erbärmliches. Mir ist da ehrlich gesagt auch nichts peinlich. Ich hatte einen Sextraum mit meinem Mathelehrer, gilt das?

Natürlich. Wie hast du dich hinterher gefühlt?
Vanessa: Na, gut. Was kann ich dafür, dass mich das in dem Moment angemacht hat?
Lea: Den Traum hatte ich auch. Hat sich gelohnt. [Lacht]

Wie dürfen wir uns den optisch vorstellen?
Vanessa: Er war jung, für einen Mann aber nicht so groß. Aber er war lustig.
Lea: Er mochte Ritterspiele, das weiß ich noch.

Waren die ein Teil eurer Träume?
Vanessa: Nee.
Lea: Na ja, so ein bisschen. Ich hatte eine Fantasie von dem Lehrer, wie er einen Ritterhelm anhatte—aber sonst nichts.

Wie hat das auf dich gewirkt?
Lea: Zu der Vorstellung kam es eigentlich nur, weil ich am Tag davor mitbekommen habe, wie er auf Facebook so einen Ritterhelm verkauft hat. Da hatte ich ihn in meinem Kopf und dachte mir: "Gut, warum nicht?"

Wie war es für euch, bei diesem Lehrer danach Unterricht zu haben?
Vanessa: Es war ziemlich komisch. Die Bilder kommen ja immer wieder, das ist verstörend.
Lea: Ich glaube, wenn er das mitbekommen hätte, wäre ich vor Scham gestorben.