FYI.

This story is over 5 years old.

Essen

Wir haben uns beim Leberkas-Pepi durch alle Leberkäsesorten getestet

Seit September 2015 gibt es Leberkas-Pepi endlich auch in Wien. Wir waren dort und haben uns durch alle Sorten getestet. Und ja, es war wunderschön.
Foto von VICE Media

Living The Leberkas-Dream: 10 Sorten in einer Stunde. | Alle Fotos: VICE Media

Es gibt nicht vieles, worum die Wiener die Linzer beneiden. Genauer gesagt gibt es da wahrscheinlich nur eine Sache: den alterwürdigen Leberkas-Pepi, die wohl wichtigste Institution, die Linz zu bieten hat. Seit heute steht Wien den Linzern in Sachen Leberkäse-Delikatessen aber um nichts mehr nach. Denn mit dem heutigen Tag hat Leberkas-Pepi auch offiziell eingesehen, dass es quasi seine Menschenpflicht ist, in die Hauptstadt zu expandieren und deshalb jetzt offiziell seine Pforten in der Operngasse geöffnet.

Anzeige

Bereits gestern musste der beste Pepi der Welt etwas vorschnell zum ersten Mal aufsperren, da eine Tageszeitung fälschlicherweise die Eröffnung für Donnerstag statt Freitag verkündet hatte. In der Filiale hatte man ein bisschen Angst, dass es sonst zu Randalen kommen könnte. (Dieselbe Tageszeitung behauptet übrigens auch heute noch vehement, dass Leberkas-Pepi 20 Sorten im Sortiment hat, obwohl die tatsächlichen 11 eigentlich schon beeindruckend genug sind.)

Auf jeden Fall hat Leberkas-Pepi damit in Sachen Brand-Love etwas geschafft, wovon Apple nur träumen kann. Das einzige, das mich noch glücklicher macht als diese Tatsache, ist der Auftrag, den ich anlässlich der Eröffnung bekommen habe: „Teste dich durch jede Leberkäse-Sorte, die der Pepi zu bieten hat und schreib einen Artikel darüber." Ja, ich lebe den Traum.

Ich habe also für kurze Zeit alle Mythen verdrängt, die ich jemals über die Bestandteile und Entstehung von Leberkäse gehört habe, ganz fest an die wunderschöne Leberkäs-Szene aus Silentium gedacht, in der Brenner den ewigen Kreislauf aus Knacker und Leberkäse erklärt, und habe die Herausforderung dankend und mit nassen Augen angenommen.

Insgesamt gibt es beim Leberkas-Pepi in der Operngasse wie gesagt 11 Sorten (wenn wir uns nicht verzählt haben). Ich habe jede einzelne gegessen, sie alle ganz tief in mir drin gespürt und auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet, wobei die Geschmacksexplosionen, die Leberkas-Pepi mit seinen göttlichen Schöpfungen aus Fleischresten in meinem Mund ausgelöst hat, eigentlich jenseits der Grenzen jeglicher Bewertungsskala liegen. Aber lest selbst.

Anzeige

Sorte 1: Klassik

Der erste Gang: Klassik-, Käse- und Chili-Leberkäse mit Kren-Feigensenf und süßem Senf.

Der „normale" Leberkäse überrascht natürlich nur wenig, schmeckt aber einwandfrei—nach Leberkäse eben. Dass beim Leberkas-Pepi ein generell hohes Niveau herrscht, weiß sowieso jeder, der schon mal am Linzer Bahnhof fast um eine Zehntelsekunde den Anschluss versäumt hätte, weil er in zwei Minuten durch die ganze Bahnhofshalle an die Leberkas-Pepi-Theke und wieder zurück gesprintet ist. Zu den Leberkäse-Sorten bekommen wir verschiedenen Senf, unter anderen Feigensenf, der mit Kren angereichert ist. Wir wussten bisher nicht, dass diese göttliche Speise existiert, aber wir lieben sie jetzt schon ein bisschen mehr als unsere Mama.

Punkte: 10 von 10

Sorte 2: Käse

Käseleberkäse spielt da schon in einer anderen Liga. Was seit Jahren mein liebstes Katerheilmittel ist, ist bei Leberkas-Pepi so verdammt gut, dass ich mir kurz vorstelle, wie es ist, in dem aus den Leberkäse-Löchern tropfenden Käse zu baden. Der Käseleberkäse vom Pepi ist der beste seiner Art, den ich je gegessen habe. Falls ich jemals irgendwo irgendeinen Preis gewinne, dann wünsche ich mir, dass ich statt einer Statue eine Semmel mit diesem göttlichen Klumpen drin auf der Bühne in Händen halten darf. Einfach nur danke.

Punkte: 13,5 von 10

Sorte 3: Chili

Der Chilileberkäse hält, was er verspricht. Er schmeckt nach Chili. Nach drei Scheiben Leberkäse bin ich glücklich und zufrieden (wahrscheinlich auch, weil die Schärfe komische Dinge mit meiner Hormonausschüttung macht). Es geht aber noch mehr.

Punkte: 11 von 10

Anzeige

Sorte 4: Spinat-Knoblauch

Der zweite Gang: Spinat-Knoblauch, Pferd, Trüffel-Steinpilz

Habe ich gesagt, ich will in Käseleberkäse baden? Vergesst das wieder. Spinat-Knoblauch-Leberkäse ist das bisherige Highlight und jeder von euch, der diese Delikatesse nicht probiert, verpasst sein Leben (oder zumindest das Leben, das ihr statt eurem führen könntet, wenn ihr euch nicht zu gut wärt, um Spinat/Knoblauch auszuprobieren). Leberkäse in Kombination mit Knoblauch klingt zwar vielleicht ein bisschen too much, ist es aber nicht. Nur eines noch: Schmusen solltet ihr danach definitiv nicht. Und falls es doch jemanden gibt, der nach einer Scheibe Spinat-Knoblauch-Leberkäse noch mit euch schmusen will, haltet ihn für immer fest.

Punkte: 13 von 10

Sorte 5: Pferd

Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben Pferd gegessen und bin ein bisschen enttäuscht. Bis auf die tiefrosa Farbe unterscheidet den Pferdeleberkäse geschmacklich nicht viel vom Klassiker. Vielleicht sind meine Geschmackssinne nach vier Leberkäsesorten auch einfach schon außer Gefecht. Gut geschmeckt hat er allemal. Eigentlich wollten wir schon längst keine so großen Stücke mehr, diesen Wunsch hat uns Geschäftsführer Mario Scheday aber nicht durchgehen lassen. Auch wenn wir gerade fast platzen, sind wir ihm ein bisschen dankbar dafür. Er ist wie die beste Oma der Welt zu uns gewesen.

Punkte: 11 von 10

Sorte 6: Trüffel-Steinpilz

Allein die Tatsache, dass es Leberkäse mit Trüffel gibt, macht mich extrem glücklich. Leberkas-Pepi bedient damit die gesamte Palette von der Maurer-Jause bis zum Post-Opernbesuchs-Snack der Wiener Oberschicht. Damit hat er nicht nur das perfekte Hybrid-Essen geschaffen, sondern auch jeden Grund eliminiert, jemals wieder irgendwo anders zu essen. Und genau so luxuriös wie er klingt, schmeckt er auch. Der Trüffel-Leberkäse hat es geschafft, dass ich mich kurz extrem reich gefühlt habe und war noch dazu neben dem Spinat-Knoblauch-Kollegen die beste Neuentdeckung des Tages.

Punkte: 13,5 von 10

Anzeige

Sorte 7: Röstzwiebel

Der dritte Gang: Röstzwiebel, Pizza, Pikant

Der Leberkäse mit Röstzwiebeln schmeckt wie etwas, das man auf einer Berghütte essen möchte: süßlich und pikant im Abgang, gut für die Seele und schlecht für den Mundgeruch—was an diesem Punkt schon egal ist. Hauptsache Leberkäse. Und wer riecht auf Berghütten schon an Mündern? Nur Perverse tun das. Wir stopfen uns lieber Tierreste in den Rachen und gurgeln mit Röst(zwiebel)aromen.

Punkte: 12 von 10

Sorte 8: Pizza

Der Pizza-Leberkäse war mir persönlich zu viel. Pizzaleberkäse ist irgendwie ziemlich meta—es ist Leberkäse, in dem noch mal Wurststücke (!) eingearbeitet sind, also quasi Fleisch im Fleisch, die mir wirklich den Rest gegeben haben. An diesem Punkt bin ich sehr froh, dass es hier doch nur 11 Sorten anstatt der von diversen Lokalzeitungen angekündigten 20 gibt. Danke, Leberkäse-Gott. Auf dich kann man sich verlassen. Mir ist inzwischen ein bisschen übel, aber auf die gute Chinabuffet-Art.

Punkte: 10 von 10

Sorte 9: Pikant

Wo genau der Unterschied zwischen Pikant und Chili liegt, weiß ich zwar nicht, aber das ist hier auch unwichtig. Der pikante Leberkäse reiht sich ein in seine Riege von Vorgängern, die meinen Gaumen allesamt erfreut haben. Es ist wie das 258 Bild an einer Wand an Familienporträts—nicht mehr ganz so einzigartig fürs Auge wie das erste Foto, aber immer noch ziemlich lustig. Der pikante bringt eine solide Leistung, sticht aber nicht hervor.

Punkte: 10,5 von 10

Anzeige

Sorte 10: Pute

Vom Putenleberkäse bin ich am wenigsten Fan. Im Gegensatz zu allen anderen Sorten ist er viel zu fest und für einen echten Leberkäse zu wenig fettig. Darum verbuche ich ihn auch nicht wirklich unter „Leberkäse", sondern unter „Imitat". Putenleberkäse ist für mich in Bezug auf Leberkäse das, was vegane Frankfurter im restlichen Leben sind. Eh OK, aber auf so viele Arten falsch.

Punkte: 9 von 10

Sorte 11: Käse-Chili-Pizza

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr wirklich, ob das die genaue Bezeichnung und die tatsächliche Liste an Zutaten unsrer letzten Leberkäse-Spezialität waren. Aber das ist eigentlich auch schon lange egal. Wir waren an diesem Punkt der Verkostung vollkommen überwältigt von der oberösterreichischen Freundlichkeit, dem Inventar, der Bedienung und der Tatsache, dass es tatsächlich Leberkas-Pepi-Merch zu kaufen gibt. Die ganze Sache fühlte sich an, als hätte uns jemand ein wohlig warmes Bett aus Leberkäse gebaut, in dem wir für immer schlafen wollen. Mmmmmh, schlafen.

Punkte:von 10

Verena auf Twitter: @verenabgnr