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„Nur der Tod kann der Lohn für Einwanderer sein“

Die Burschenschaft Olympia lädt zum Treffen mit einem Mitglied einer in Ungarn verbotenen, militanten Neonazigruppierung ein.
Screenshot via Burschenschaft Olympia

Wie gestern durch einen Tweet und ein Facebook-Posting des blauen Nachwuchstpolitikers Markus Ripfl—Landesgeschäftsführer des RFJ Niederösterreich, RFS Obmann an der Uni Wien, FPÖ-Gemeinderat in Orth an der Donau und Mitglied der Burschenschaft Olympia—bekannt wurde, plant eben diese schlagende Burschenschaft am 21. April, also am Abend nach Adolf Hitlers Geburtstag, um 18:00 Uhr ein Treffen mit der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik in Wien-Donaustadt.

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Bei dem Diskussionsabend unter dem Titel „Revolution in Ungarn - Vorbild für Österreich?", der laut Einladung im Hotel Hillinger stattfinden soll, will die Olympia gemeinsam mit den Kollegen aus Ungarn die Chancen einer „patriotischen Revolution" und die Gefahren, die von „muslimischen Invasoren" ausgehen, erörtern. Als Redner der ungarischen Rechten ist dafür der Leiter des außenpolitischen Kabinetts der Jobbik-Jugend, Szabolcs Szalay, angekündigt.

Im Hotel Hillinger ist man über diese Information allerdings überrascht. Gegenüber VICE versichert man, dass am Abend des 21. Aprils überhaupt keine Veranstaltung vorgesehen ist. Ob die Burschenschaft den Seminarraum des Hotels noch gar nicht gebucht hat, oder das Treffen nur inoffiziell im Hotel Hillinger stattfindet, ist noch unklar. Markus Ripfl bestätigt VICE gegenüber jedenfalls den Veranstaltungsort. Fest steht auch, dass schon in der Vergangenheit, Treffen rechtsextremer Gruppen in dem Hotel stattfanden.

Dass die Olympia enge Verbindungen zur Jobbik-Partei pflegt, ist an sich nichts Neues. So gibt es unter anderem ein Foto von Szabolcs Szalay am Akademikerball (früher WKR-Ball), die ihn mit dem Anführer der Identitären Bewegung Österreich Alexander Markovics zeigen, der wiederum Mitglied der Burschenschaft Olympia ist.

Szabolcs Szalay ist aber nicht nur Jobbik-Parteimitglied. Er ist auch Anhänger der ultra rechten, in Ungarn eigentlich verbotenen Jugendbewegung der 64 Burgkomitate (HVIM). Erst Ende 2015 wurden zwei Mitglieder von HVIM in Rumänien verhaftet, weil sie einen Terroranschlag auf die Feierlichkeiten zum rumänischen Tag der Einheit geplant haben sollen.

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Aber auch der Gründer der Bewegung, die von der Rückkehr Großungarns träumt, László Toroczkai, wurde bereits mehrfach in Zusammenhang mit Aufhetzung und Aufwiegelei verhaftet und in Serbien, Rumänien und der Slowakei mit vorübergehenden Einreiseverboten belegt. Toroczkai ist mittlerweile Bürgermeister der ungarisch-serbischen Grenzgemeinde Ásotthalom. Dort fiel er im Herbst 2015 mit einem actiongeladenen Propagandavideo auf, dass Flüchtlinge abschrecken sollte, nach Ungarn zu kommen. Am Ende des Videos sagt Toroczkai in Richtung potentieller Schutzsuchenden: „Ungarn ist eine schlechte Wahl. Ásotthalom die schlechteste."

Während die ungarische Regierung im letzten Jahr ihre Flüchtlingspolitik massiv verschärfte und mit dem Aufbau von Grenzanlagen beschäftigt war, kam es in unterschiedlichen Städten immer wieder zu Angriffen verschiedener rechtsextremer Gruppierungen auf Flüchtende. So etwa in Budapest.

Unter dem Motto „Die Zeit ist reif! Wir müssen uns verteidigen!", organisierte auch HVIM eine Anti-Flüchtlingsdemo. Gegen wen man sich verteidigen müsste, machte der ehemalige Jobbik-Parlamentsabgeordnete und Mitglied der Führungsriege der 64 Burgkomitate, György Gyula Zagyva, deutlich: „Gegen die einfallenden Horden aus Afrika!"

HVIM schickte auch Busse mit Freiwilligen an die ungarisch-serbische Grenze und an den Ostbahnhof in Budapest. „Budapest gehört uns, wir werden es verteidigen", zitierte etwa der Sender deres.TV einen Anhänger. „Während die Polizei unfähig ist, die Migranten an dem 200 Kilometer langen Grenzabschnitt zu fassen, werden wir ihnen beweisen, dass es sich nicht lohnt, nach Ungarn zu kommen", drohte Zagyva auf einer Kundgebung, wie die Salzburger Nachrichten berichteten.

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Screenshot aus einem Propagandavideo von HVIM. Via YouTube

Vor allem bei Aktionen gegen Refugees, aber auch schon bei Aufmärschen in Roma-Dörfern vor drei Jahren, trat HVIM vermehrt gemeinsam mit Mitgliedern der offen militanten Neonazi-Gruppierung Betyarsereg in Erscheinung. Die Kämpfer von Betyarsereg fielen vor allem bei Aktionen gegen Roma immer wieder wegen ihrer äußersten Brutalität auf und trugen auf Demos gegen Schutzsuchende T-Shirts mit Aufschriften wie „Nur der Tod kann der Lohn für Einwanderer sein".

Sowohl die Betyarsereg, aber auch die HVIM betreiben klandestine, paramilitärische Ausbildungslager für ihre Anhänger. Dabei werden die Mitglieder ideologisch geschult, aber auch im Boxkampf trainiert und an Schusswaffen ausgebildet. Verbindungen gibt es auch zu extrem rechten, teilweise militanten Gruppen wie Pax Hungarica, Véderő und dem ungarischen Blood & Honour-Netzwerk.

Screenshot aus einem Propagandavideo von HVIM. Via YouTube

Szabolcs Szalay ist nicht der erste Redner aus dem neonazistischen Milieu, dem die Burschenschaft Olympia eine Bühne bietet. So wurden auch schon der Holocaustleugner und Geschichtsrevisionist David Irving und die deutschen Neonazis Michael Müller, Frank Rennicke und Jörg Hähnel in die Bude in der Gumpendorferstraße eingeladen.

Paul auf Twitter: @gewitterland


Titelbild: Screenshot via

Burschenschaft Olympia