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Serienbunker

Wir haben mit Danny McBride über die letzte Staffel von ’Eastbound & Down’ gesprochen

HBO hat die vierte und letzte Staffel Eastbound & Down eingeläutet. Wir haben Danny McBride getroffen und mit ihm über die Serie, seine Baseball-Fähigkeiten und fluchende Kinder gesprochen.

Bilder von HBO

Letztens haben sich in Amerika 19 Millionen Zuschauer die neue Folge der narrativen Senkgrube, auch bekannt als The Big Bang Theory, angesehen. Da wünscht man sich irgendwie, dass Charlie Sheen und der wahnsinnige Siebenten-Tags-Adventist, der bei Mein cooler Onkel Charlie seinen Neffen spielt, eine Drogen getränkte Mordserie starten wobei sie die „Nielson“-Infos über Einschaltquoten und Zuschauerdaten verwenden um ihre Opfer ausfindig zu machen. Oder sie entwickeln mit dieser Prämisse einfach eine Comedy-Show für das Hauptabendprogramm unter dem Titel: The Big Bang Theory, for Real! Ich kenne mehrere Leute, die sich das anschauen würden.

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Aber genug geschimpft. Streaming- und On-Demand-Anbieter haben mittlerweile ein Publikum für die ganzen überraschend genial geschriebenen und gut produzierten Fernsehserien geschaffen, welche normalerweise nach den ersten Staffeln sofort abgesetzt worden wären. Ein Beispiel hierfür ist natürlich Breaking Bad, dessen großes Finale auf AMC ja der Gesamtheit des Internets feuchte Unterhosen beschert hat.

Ein weiteres gutes Beispiel ist Eastbound & Down, das ganz zufällig die vierte und letzte Staffel auf HBO eingeläutet hat, nachdem die Saga von Walter White ein bitteres Ende fand. Obwohl ein unglaublich düsteres Episodendrama über einen Chemie-Lehrer, der zum Meth-Chefkoch wird, inhaltlich senkrecht zu einer schwanzschwingenden Komödienserie über einen ausgelutschten Baseball-Profispieler mit Schlurf und Hang zum Koksen beim Jet-Ski-Fahren steht, teilen sich beide Shows einige wichtige Kernelemente: verschlungene aber glaubwürdige Handlungsbögen, die permanent neue Charaktere, Schauplätze und Konflikte zusammenmischen; man kann sich auf unerwartete Plot-Twists verlassen, die ohne sorgfältige Planung und Autorenschaft die Zuschauer mit Leichtigkeit abschrecken könnten, die in der Regel durch plumpe „Vorahnungsmomente“ konditioniert worden sind, alles immer im Vorhinein und vor den Figuren der Serie zu wissen; und letztens auch dass sich die Protagonisten verändern und an die vorherrschenden Umstände anpassen, wie „echte“ Menschen das auch tun würden.

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Und so geht die Geschichte von Kenny Powers weiter—gespielt und co-kreiert von Danny McBride. Ich hatte das Glück die beiden ersten Episoden der neuen Staffel vorab zu sehen und mir wurde dieses Mal absolut zugesichert, dass es die letzte sein wird. Wir befinden uns in einem undefinierten Abschnitt von Kennys Zukunft, was, ausgehend vom Alter der Kinder von Kenny und April, ungefähr einem Zeitsprung von vier oder fünf Jahren vorwärts entsprechen dürfte—ausgehend vom Ende der letzten Staffel und der Geschichte des kaputten Pärchens.

Falls euer Erinnerungsvermögen streikt: die erste Episode der dritten Staffel (die laut den Serien-Chefs damals eigentlich schon die letzte hätte sein sollen) zeigt wie April mitten in der Nacht, Kenny und ihren Sohn verlässt. Von da an spielt der frischgebackene Single-Vater für ein unbekanntes Mini-Baseball-Team in Myrtle Beach, South Carolina. Da versucht er auch seinen penetranten Powers-Style und die dazugehörige Kanonenwurftechnik wiederzufinden. Am Ende der Staffel kauft ihn ein Major League Team woraufhin er sich die Haare blondiert, seinen Tod inszeniert und ,zurück bei April, schwört, ein schlichtes Familienleben zu führen.

In der ersten Folge von Staffel 4 ist Kenny tatsächlich unterworfen vom häuslichen Schicksal, komplett zufrieden mit der Routine eines Ehemanns und Vater, der in einem Autohaus arbeitet. Aber die Dinge ändern sich schnell. Natürlich, das tun sie immer.

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Einige Tage vor der Premiere habe ich mit Danny gesprochen. Ich wollte wissen, wie weit sich sein Leben verändert hat, aufgrund und parallel zu Eastbound & Down, und ob wir vielleicht etwas Einsicht bekommen könnten in die Zukunft von Kenny Powers.

VICE: Das ist jetzt wirklich die letzte Staffel, oder? Ich bin etwas skeptisch, da ihr das schon einmal gesagt habt.
Danny McBride: Ich denke, das ist definitiv die letzte Staffel. Vielleicht kommt irgendwann eine Zeit, in der wir den Charakter wieder auspacken, in ein paar Jahren oder so. Aber unser Ausgangspunkt war immer, jede Staffel so zu drehen, als ob wir keine Möglichkeit hätten weiterzumachen. Bereits bei dem Piloten wussten wir irgendwie: „Naja, keine Ahnung ob irgendein Sender die Show kaufen wird, vielleicht, aber wenigstens haben wir einen coolen 30-Minuten-Kurzfilm.“ Die aktuelle Staffel war eine ziemliche Überraschung, weil wir eben dachten, dass wir alles mit Staffel 3 abgeschlossen hätten, aber dann hat HBO angerufen und wollte noch eine, weißt du. [Creator] Jody [Hill] und ich waren eigentlich zufrieden mit dem Finale von Eastbound letztes Jahr, aber die ließen nicht locker.

HBO meinte: „Was wollt ihr haben um noch eine Staffel abzuliefern?“ Und eigentlich hätte die dritte Staffel schon davon handeln sollen, wie Kenny und April zusammen sind, ihr Leben zusammen verbringen. Aber Katy Mixon, die Darstellerin von April, war nur für zwei Folgen verfügbar und so war die inhaltliche Planung der ganzen Staffel gefickt. Da war echt viel Material, verschiedene Zugänge zur Handlung, und wir mussten das alles aus dem Fenster hauen. Also haben wir HBO gesagt: „Die letzte Staffel war cool, aber wir konnten eigentlich nicht unsere Pläne verwirklichen, weil Katy nicht da war.“ Und deren Reaktion war: „Wenn wir sie organisieren, seid ihr dann wieder dabei?“ Sie hatte Zeit und war dabei, und schlussendlich sagten dann auch wir: „Na dann, warum nicht, let’s do it.“

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Foto von Richard Kern

Ich finde ja, dass Kenny in den letzten drei Staffeln charakterlich ziemlich festgefahren war, und jetzt ist da ein höherer Anspruch. Er kommt jedenfalls drauf, was seine Karriere sein könnte. Und was ich interessant finde an der Show—und auch riskant—, obwohl es eine Sportler-Komödie ist, geht es nie wirklich um Baseball.
Als wir das Konzept der Serie entworfen haben, war da nie die Vorstellung von Kenny am Spielfeld oder Ähnliches. Als wir uns das ausdachten, war die Baseball-Karriere immer nur der Hintergrund. Die Hauptgeschichte ist sein Versuch der Resozialisierung in einer alltäglichen Funktion. Dann waren wir mittendrin im Schreiben und gingen plötzlich in die Richtung, dass er seine Fähigkeiten zurück will und dass er das irgendwie mit der Reanimierung seiner Beziehung mit April verbindet. Plötzlich waren wir in dieser Baseball-Welt, viel mehr als Jody oder ich eigentlich geplant hatten.

Dann war Kenny in der zweiten und dritten Staffel in diesen Teams und uns fiel auf, dass es ordentlich Spaß macht, dieses Sportzeug zu schreiben. Letztendlich sind wir uns aber immer bewusst gewesen, dass Ergebnisse, Punkte und einzelne Baseball-Spiele, nie wichtig für die gesamte Geschichte sein würden. Das ist eigentlich das schöne an der aktuellen Staffel. Es fühlt sich ein bisschen an, wie bei der ersten, weil sich alles um Kenny ohne den Sport dreht.

Hast du viel Erfahrung mit Sport? Hast du Baseball gespielt als du jünger warst?
Ich habe die Kinderversion gespielt bis ich gerade mal aufgehört hatte mir in die Hosen zu pissen. Jody ist mehr mit Kampfsport aufgewachsen, ich habe auch ein bisschen mit dem Kampfscheiß herumprobiert, war aber nie wirklich sportlich. Ich war Langstreckenläufer in der Schule und so ein scheiß Balljunge für das Basketball-Team. Das war aber auch alles. Als Kind gab’s für mich nur Kabelfernsehen und Filme. Davon habe ich mich quasi ernährt. Und eine Woche bevor wir mit dem Dreh am Piloten von Eastbound anfingen, schau ich Jody an und sage: „Scheiße, ich habe keine Ahnung wie man den Ball wirft!“ Er meinte nur: „Das passt sicher, schauen wir uns das mal an.“ Ich habe dann ein paar Probewürfe gemacht und ich weiß echt nichts über Baseball, aber so wie ich dabei ausgesehen habe, hätte mich keine Sau filmen dürfen. Dann haben wir uns diesen Typen von UNC-Wilmington geholt, von einem Baseball-Team, und der hat versucht mich irgendwie zu trainieren. Das war auch erfolgreich, auf eine gewisse Weise. Ich meine, ich könnte am Feld immer noch nicht mit High School-Kindern mithalten, aber wir hatten die Serie auch nie als eine Sport-Show konzipiert. Offensichtlich, da wir nicht einmal daran gedacht haben, dass ich auch fähig sein sollte einen scheiß Baseball halten.

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Wollten schon einmal Leute mit dir spielen?
Ich werde immer wieder gefragt, den ersten Pitch bei Baseball-Spielen zu werfen, aber ich lehne das immer ab. Ich gehe da sicher nicht raus und mache den verdammten ersten Pitch!

Die Leute behaupten, dass Kenny auf Spielern wie John Rocker oder Mitch Williams basiert. Ich bin mir da nicht sicher, weil er ja sehr spezifische Charakterzüge hat. Oder ist da was dran?
Wir kannten damals keinen einzigen Baseball-Spieler. Das war wirklich nur unsere eigene Vorstellung von diesem Typ, so wie wir ihn haben wollten. Auch die Entscheidung, dass er ein berühmter Relief Pitcher sein sollte war einfach. Er ist der Mann, der unter Druck steht und dem alle zujubeln. Und plötzlich hat er nichts mehr. Der Starspieler am Feld sitzt plötzlich im Turnsaal der Grundschule. Wir haben uns dann im Verlauf der Show immer mehr mit Baseball auseinandergesetzt und es ist schon komisch, dass da Ähnlichkeiten zu der alten Garde von Spielern entstanden ist, zu den „gefallenen“ Helden. Das war aber nie wirklich beabsichtigt.

Ich würde gerne kurz über Stevie reden. Wo zum Teufel habt ihr den gefunden?
Hey, wir haben ihn ganz einfach auf die gute alte Art und Weise gefunden, beim Casting. Wir haben für den Piloten gecastet und haben für die Rolle wirklich jeden vorsprechen lassen. Wir brauchten jemanden, der uns einen Nerd spielt. Bei allen kam das immer ganz extrem gespielt und überspielt rüber und Steve war der erste, bei dem die Art der Darbietung nicht gespielt war. Bei ihm hat es sich richtig natürlich angefühlt. Er war einfach so lustig. Sein Gespür für die Rolle war genau das was wir gesucht hatten. Er ist wie so ein ekelhaft dreckiger Don Knotts. Und die Figur war ursprünglich auch ein bisschen over the top und ein bisschen zu blöd geschrieben. Ohne diese Echtheit, die Steve eingebracht hat, hätte es gut sein können, dass die ganze Serie scheiße wird.

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Er macht auch viel Stimmsynchronisation für Cartoons, so weit ich weiß. Er spricht Lolly Poopdeck in The Marvelous Misadventures of Flapjack, was ein witziger Zufall ist, weil er jetzt in der vierten Staffel eine ganze Schar halb-mexikanischer Kinder hat, die null Respekt für ihren Vater haben. Die nennen ihn ständig „Pussy“ oder „Dick-Licker“. Ich musste so lachen, aber habe mich auch gefragt: Wie geht man mit Kindern und dem ganzen Fluchen um?
Stimmt, die Kinderrollen sind für einige „Pussys“ verantwortlich. Ich habe selbst ein zweijähriges Kind, aber davor habe ich nie an so etwas gedacht, wonach du gerade fragst. Ich habe nie überlegt was es für Auswirkungen haben könnte, wenn Kinder solches Gerede hören oder sogar nachplappern. Und jetzt wo ich das Kleine hab, reagiere ich oft mit: „Fuck, ist das dein ernst Jody? Wollen wir die Kinder wirklich diesen Scheiß reden lassen?“ Glücklicherweise hat Jody keine Kinder und sagt: „Ja, wollen wir, und hör auf dich wie eine kleine Pussy aufzuführen. Die werden das genau so sagen.“ Er hat mich auf den rechten Weg zurückgeholt und ist sich selbst treu geblieben.

Bei den Dreharbeiten sieht man dann Jody neben der Kamera knien und mit dem Kind reden: „So, pass auf, kannst du ‚fucking Pussy’ sagen? Nein, nein, ‚fu-cking Pussy’!“ Der Typ kommt bestimmt in die Hölle.

Du hast doch letztes Jahr As I Lay Dying gedreht? Habt ihr direkt danach mit der neuen Staffel angefangen? Ich war ziemlich überrascht, als ich dich in dem Trailer gesehen habe. Kannst du über die Arbeit an dem Film was erzählen, wie war Faulkner?
Da war schon etwas Zeit dazwischen. Nach As I Lay Dying, habe ich auch noch bei Clear History, dem Film von Larry David mitgemacht. Und als der fertig war, haben wir noch ein paar Wochen gewartet. Ich bin ein großer Fan von Faulkner, gerade wenn man aus dem Süden kommt, wird einem Faulkner schon in der Schule aufs Auge gedrückt. In der Highschool habe ich das Buch As I Lay Dying ziemlich gut gefunden, auch wegen der verschiedenen Perspektiven, in denen es geschrieben ist. In einem Film mitzuspielen, der auf einem Buch basiert, das ich in der Highschool gelesen hatte, war echt surreal. Mit James Franco habe ich schon einige Male zusammengearbeitet, als Schauspieler, aber als Regisseur war es noch besser. Ich krieche hier jetzt nicht nur in seinen hübschen Arsch, aber er hat den Arbeitsprozess echt erleichtert. Irgendwie kommt mir vor, dass ernste Themen viel einfacher sind als Komödien. Bei Komödien fühlt es sich so an, als müsse man ständig jeden scheiß Moment bereit, punktgenau und lustig sein. Es war nett einmal nur die scheiß Seite zu lesen und nicht weiter rumhängen zu müssen.

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Du hattest echt ein phänomenales Jahr. Spazierst du jetzt ständig stolz und nackt durch’s Haus?
Komisch, dass du das sagst, weil Jody und ich genau darüber geredet haben bei Eastbound. Wenn man an den Sachen arbeitet, kommt der Höhepunkt des Ganzen erst ganz am Ende, wenn man alles abgeschlossen hat. Egal ob man mag, an was man arbeitet oder nicht, das Erlebnis endet erst nach Drehschluss. Dann denkst du plötzlich, was kommt als nächstes? Als This is the End rauskam, war ich beschäftigt mit Eastbound & Down und habe nicht einmal wirklich mitgekriegt, ob die Leute den Film überhaupt mochten. Dann kam ich zurück nach LA und mir wurde gesagt, dass die Leute den Film super fanden. Das ist doch toll, dass so ein verdammt gestörter Film funktioniert und ein Box Office Erfolg sein kann. Manchmal sieht man die Filme, die normalerweise erfolgreich sind und gerade als Autor kann das ziemlich entmutigen. This is the End ist gerade subversiv und gleichzeitig erfolgreich genug, dass er einem den Glauben an die Menschheit zurückgibt. Die Leute haben für diese Schwanzwitze Geld gezahlt. Das ist ein gutes Zeichen! Die Leute sind noch cool.

Du hast für Grand Theft Auto V Stimmen gemacht. Wie war das?
Ich habe früher echt viele Videospiele gezockt, ich war nie ein crazy Gamer oder so, aber die neuen, coolen Sachen hatte ich meistens schon. Mittlerweile ist es schwierig geworden sich hinzusetzen und zu sagen: „So, jetzt wird drei Stunden gespielt.“ Ich liebe die GTA-Franchise, darum ist es cool ein Teil davon zu sein.

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Durftest du dir aussuchen welche Art DJ du sein würdest?
Alles war bereits geschrieben. Ich war letztlich nur ein paar Stunden dort und hab alle Texte rausgehauen. Dann kam eines Tages meine persönliche Kopie des Spiels mit der Post. Ich habe sie hier, falls du mal vorbeikommen und bisschen rumfetzen magst.

Auf Sky Atlantic HD könnt ihr derzeit die 2. Staffel sehen, ab 20.11 dann die 3.


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