Jan Böhmermann legt sich mit den Besitzern von K.I.Z. an

Im Youtube-Zeitalter wirkt der Auftritt einer Band im Fernsehen wie ein Relikt aus einer längst verdrängten Kindheit. Damals war es eben eine große Sache, deinen neuen Lieblingssong mal live gespielt zu sehen. Heute kannst du dir komplette Konzerte im Netz anschauen. Professionell gefilmt, sogar in HD. Jan Böhmermann hält mit seiner Latenight-Show Neo Magazin Royale dagegen und lässt den Charme des Alten wieder aufleben. Nicht nur mit Vorhang, Studioband und Verabschiedungsblumensträußen, sondern eben auch mit der Live-Performance einer Band.

Das ist Böhmermann offensichtlich sehr wichtig, sind die Auftritte doch immer durch liebevoll gestaltete Kulissen und Kamerafahrten originell in Szene gesetzt. Als Bilderbuch da waren, twitterte er stolz das Ergebnis und konnte auch in seiner Radioshow Sanft und Sorgfältig nicht mehr aufhören, davon zu schwärmen. Anfang September traten schließlich K.I.Z. nebst Henning May auf, um ihren Radiohit „Hurra, die Welt geht unter“ zu performen. Wieder war es ein sehr hübsch anzuschauender Auftritt, May kitzelte uns Gänse auf die Haut und K.I.Z.s ernst vorgerappte Strophen waren das vollendende Gift für die feucht-fröhliche Stimmung der Sendung.

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Alles schön und gut, aber nur weil die Jungs in der Sendung auftreten und für ihr Album werben durften und dafür kostbare Sendezeit, Verpflegung und Fame für sich beanspruchten, heißt das noch lange nicht, dass Böhmermann irgendwelche Rechte über die Bilder ihres Auftritts hat. Deswegen verlangte der Besitzer von K.I.Z. scheinbar, den kompletten Auftritt nach 30 Tagen aus der Folge zu nehmen, die für alle Ewigkeit in der Mediathek des ZDF verfügbar ist.

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Stattdessen spielt jetzt ein Typ namens Albrecht Schrader „Ebony and Ivory“ von Paul McCartney und Stevie Wonder auf dem Keyboard—eigentlich auch sehr schön anzuhören. Dass Böhmermann sich überhaupt die Mühe macht, für die Länge des Auftritts extra noch etwas Ersetzendes zu produzieren, zeigt mal wieder seine Liebe zum Detail—oder aber er versteckt seinen sehr reellen Ärger hinter einem gewohnt-breites Grinsen. In seinem Facebookpost wird er allerdings deutlicher: „Wann merkt die verdammte, verschissene Musikindustrie eigentlich, dass sie mit ihrer verschissenen, verkackten, restriktiven, 90er-Jahre-Internet-Publikations-Politik vor allem eines tut: aus Albrecht Schrader einen Superstar machen!“

Wie dem auch sei: Auf dem offiziellen YouTube-Kanal von K.I.Z. ist der Auftritt noch in voller Länge zu sehen. Hier bringt er auch Klicks und spült Geld in die Kasse. Wenn auch nicht auf das Böhmermannsche Karma-Konto.

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