Sex

Skinema—Brazil Xposed

Regie: Jazz Duro
Bewertung: 8
evilangel.com

In Rio de Janeiro besteht der größte Betrug darin, dass all die sexy Prostituierten, die oben ohne an den Straßenecken so einladend mit ihren Titten und Ärschen wackeln, in Wirklichkeit Männer sind. Oder Männer waren.

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Vor 13 Jahren fuhr ich auf einem Skatetrip für das Magazin Big Brother auf der Pritsche eines Pick-ups die Küste in Ipanema entlang und schrie unserem Tourleiter zu, er solle rechts ranfahren, damit ich die sexy barbusigen Damen fotografieren könne, die sich vor dem Hintergrund des Sonnenuntergangs über dem Atlantik auf dem Strand tummelten. Er schrie zurück, die Huren in den Clubs seien richtige Frauen mit Vaginas. Offenbar handelte es sich bei denen auf der Straße um Männer—zumindest zum Teil—und der Fahrer meinte, sie würden mir in den Arsch treten, wenn ich versuchen sollte, sie zu fotografieren. Von dieser Nachricht entmutigt, schmollte ich erst mal. Ich schaute mir die sechs langbeinigen Gentlewomen, die Zigarette rauchend unter dem flackernden Licht der Straßenlampen standen, noch einmal genauer an und bekam meine Zweifel, dass es zu Gewalttätigkeiten gekommen wäre, wenn ich ihnen für ihre Zeit Geld gegeben hätte. Ich winkte. Sie winkten zurück. Eigentlich schienen sie ganz freundlich zu sein. Etwas weiter weg sah ich den Kameratypen, mit dem ich mir ein Zimmer teilte, auf einem Uferweg skaten. Ich schrie ihm die gleiche Warnung zu, die ich gerade erhalten hatte. Leider war er zu weit weg und die Wellen schlugen laut an den Strand.

Wir hatten gerade ein Bordell namens HELP verlassen und waren auf dem Rückweg zum Hotel. Ich hatte unseren Tourleiter gebeten, mich und ein paar von der Crew schnells­tens wegzubringen, als ich erfahren hatte, dass es sich bei dem Club eigentlich gar nicht um einen Club handelte und die Frau, die meinen Reißverschluss liebkoste, meine Gesellschaft nicht allein aufgrund meiner Nationalität genoss.

„Junge!“, hatte ich freudestrahlend verkündet. „Die haben hier unten echt was übrig für Amerikaner.“

„Nein, du Idiot, das hier ist ein Puff“, hatte daraufhin irgendjemand im Dunkeln entgegnet.

Zurück im Hotelzimmer sah ich mir an, wie dem dummen Homer Simpson wiederholt auf den Kopf geschlagen wurde und er dabei auf Portugiesisch „D’oh!“ rief, als mein Zimmergenosse mit dem breitesten Lächeln, das ich je bei einem Mensch gesehen hatte, hereinmarschierte. Unaufgefordert begann er, mir in allen Einzelheiten davon zu erzählen, was er gerade am Strand erlebt hatte und was er als den besten Blowjob seines Lebens bezeichnete. Er schilderte alles in kurzen, deutlichen Worten, sodass kein Detail verloren ging: das Schlampige, das Tiefkehlige, den Finger im Arsch, die Art und Weise, wie das Mondlicht auf ihre falschen Titten schien. „Wo hast du dieses Mädel noch mal kennengelernt?“, fragte ich. „Das war total verrückt“, erklärte er. „Ich hatte keine Lust auf die Mädels im HELP, also habe ich nach Stellen zum Skaten Ausschau gehalten und da war diese superheiße Nutte auf der Straße, die da mit bloßen Titten stand … Der beste Blowjob meines Lebens!“

Ich brachte es in diesem Moment nicht über mich, ihm die Wahrheit über diesen wunderbaren Blowjob und die Genitalien der Person, die ihn ihm verschafft hatte, zu sagen. Stattdessen wartete ich bis zum nächsten Morgen, nachdem er am Strand von Ipanema unserer gesamten 25-köpfigen Crew in allen glorreichen Einzelheiten davon berichtet hatte. Ich hätte gedacht, dass er die Neuigkeit besser verkraften würde. Ein guter Blowjob ist schließlich ein guter Blowjob, oder? Aber sein Gesicht wurde schlagartig fahl und er verstummte. Er drehte sich wortlos um und ging. Als ich einige Stunden später aufs Zimmer kam, sah ich, dass all seine Sachen weg waren. Ich nehme an, er hat den nächsten Rückflug in die Staaten genommen, aber wer weiß?

Niemand von uns hat ihn je wieder gesehen.
 

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