Jeder, der derzeit eine Beziehung führt und mit der Partnerin, dem Partner zusammenlebt, kann bestätigen: Durch das Coronavirus und die deswegen verordnete Isolation verbringt man gerade viel mehr Zeit miteinander. Man könnte meinen, dass die erzwungene Zweisamkeit auch einige positive Nebeneffekte hat. Zum Beispiel im Schlafzimmer: Wenn man sowieso schon Zeit zusammen totschlagen muss, warum denn nicht mit mehr Sex?
Um diese Hypothese zu überprüfen, haben wir Pärchen gefragt, wie sie ihre gemeinsame Isolation verbringen und ob sie wirklich häufiger miteinander schlafen.
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Letti (24) und Colby (22)
VICE: Sucht ihr jetzt in der Corona-Krise mehr eure Nähe?
Colby: Ja, wir verarbeiten den ganzen Stress besser, wenn wir füreinander da sind. Wir haben echt Glück, dass wir zusammenwohnen. Stell dir mal vor, jetzt alleine zu sein. Das wäre echt hart.
Letti: Wir sind inzwischen auch besser aufeinander abgestimmt. Wir sind zum Beispiel nicht mehr beleidigt, wenn der jeweils andere mal etwas Freiraum braucht. Und wir sprechen jetzt direkt an, wenn wir etwas wollen.
Habt ihr auch mehr Sex?
Letti: Definitiv. Wahrscheinlich, weil wir nicht so erschöpft von der Arbeit sind. Zum Glück kann ich von zu Hause aus arbeiten, also fällt das anstrengende Pendeln weg. Außerdem macht mir Colby jeden Tag einen echt geilen French-Press-Kaffee, das hilft meiner sexuellen Energie auf die Sprünge. Durch die wegfallenden sozialen Verpflichtungen entspannen wir uns viel mehr im Bett. Da führt dann eins zum anderen.
Wie viel mehr Sex habt ihr?
Colby: Am Anfang der Isolation waren es so zweimal täglich. Inzwischen haben wir uns auf alle zwei Tage eingependelt. Das ist für uns aber schon viel.
Führt mehr Sex bei euch auch zu mehr Experimentierfreudigkeit?
Letti: Auf jeden Fall. Wir haben uns verschiedene neue Sextoys bestellt. Und ich habe mich bei OnlyFans angemeldet, um mir etwas heißen Frauen-Content zu gönnen. Colby würde es bestimmt gefallen, wenn wir uns das zusammen anschauen.
Hat sich eure Beziehung durch mehr Sex verbessert?
Colby: Das Ganze hat wirklich einen positiven Effekt, weil wir in dieser Krise so gut auf die Bedürfnisse des jeweils anderen eingehen.
Letti: Der Sex ist viel inniger und intensiver. Und das tut doch jeder Beziehung gut.
Sarah (37) und Simon (39)
VICE: Ist der Lockdown für euch als Pärchen sehr stressig?
Sarah: Ich will ehrlich sein, ich fühle mich gerade wie in den Flitterwochen. Ich liebe den Lockdown.
Simon: Mir geht es genauso. Gestern Abend musste ich sie bitten, endlich mal ruhig zu sein, weil sie betrunken war und mir alle 42 Sekunden sagte, wie sehr sie mich liebt. Ich wollte nur in Ruhe meinen Film zu Ende schauen. Irgendwie fühlt sich das Leben gerade nicht real an, was ich aber voll OK finde.
Wie lange seid ihr schon zusammen?
Sarah: Seit sieben Wochen. Wir kennen uns aber schon viel länger. Ich bin ein musikalisches Genie und er besitzt einen Plattenladen. Halt die klassische Love-Story.
Simon: Eigentlich wollte sie mich mit einer ihrer Freundinnen verkuppeln, aber dann sind doch wir ein Paar geworden.
Dann habt ihr gerade bestimmt auch viel Sex?
Sarah: Ja, es passiert schon oft. Tagsüber ist Sex sowieso ein richtiges Schmankerl. Und derzeit kann uns nichts aufhalten.
Habt ihr durch die Corona-Situation mehr Sex?
Simon: Ja, auf jeden Fall. Weil wir noch nicht so lange zusammen sind, schlafen wir sowieso viel miteinander. Die gemeinsame Isolation verstärkt das Ganze aber noch mal. Dazu kommt: Alles, was im Fernsehen läuft, bringt uns irgendwie dazu, miteinander rumzumachen.
Ist der Sex außergewöhnlicher als sonst?
Sarah: Wenn wir miteinander schlafen, ist es eh immer anders. Das gefällt mir. Ich finde unseren Sex jetzt nicht außergewöhnlicher als sonst. Aber weil wir derzeit mehr haben, ist es konstant freakig.
Simon: Das Hundehalsband ist schon mehrfach zum Einsatz gekommen. Außerdem will sie, dass ich ihr während dem Sex dumme Geschichten erzähle. Sie liebt das – und mir macht das auch richtig viel Spaß.
Kate (26) und Dee (24)
VICE: Wie geht ihr zusammen mit dem Stress der Corona-Krise um?
Kate: Irgendwie ist das Ganze für uns gar nicht so stressig, weil wir wissen, dass alle anderen Menschen das Gleiche durchmachen. Es hilft uns eher, dass wir zusammen zu Hause sein können. Weil wir vor zwei Wochen zusammengezogen sind, haben wir durch den Lockdown die Möglichkeit, alles ordentlich zu planen und einzurichten.
Leidet euer Sexleben unter der Situation?
Kate: Überhaupt nicht. Unser Sexleben ist schon immer ziemlich wild gewesen. Als Sexarbeiterin kann meine Partnerin gerade nur eingeschränkt arbeiten. Deshalb verkauft sie ihren Kunden jetzt Videos, in denen auch ich mitwirke. Das gibt uns definitiv noch mal einen Extrakick – vor allem dann, wenn die Leute explizit wollen, dass wir gemeinsam vor die Kamera gehen.
Wie ist die Rollenverteilung, wenn ihr Videos dreht?
Kate: Wir stehen total auf BDSM. Sie ist ja auch eine professionelle Domina, in diese Richtung gehen die Clips dann auch. Es kommt natürlich immer darauf an, was verlangt wird. Es gibt aber nicht viel, das ich nicht machen würde.
Das Ganze hält euch derzeit finanziell über Wasser?
Dee: Ja. Die Kunden lieben uns!
Hat eure Beziehung euren sexuellen Horizont erweitert?
Kate: Bei mir auf jeden Fall. Ich war zwar schon immer offen für alles, aber so sex- und body-positiv wie jetzt war ich noch nie. Eine Vollzeit-Sexarbeiterin zu daten, war für mich eine komplett neue Erfahrung. Aber das hat mich dazu gebracht, beim Sex auch mal neue Dinge auszuprobieren.
Michelle (29) und Lazlo (46)
VICE: Bereitet euch der Stress der Corona-Krise als Paar Schwierigkeiten?
Michelle: Nein, eher im Gegenteil. Wir verbringen jetzt mehr Zeit miteinander. Das war uns durch die Arbeit vorher nicht wirklich möglich. Wir kochen zusammen, machen Fahrradtouren, arbeiten auf einem Weingut, konzentrieren uns auf unser Zuhause und nähren uns gegenseitig.
Findet ihr auch mehr Zeit für Sex?
Lazlo: Ja! Wir haben auf jeden Fall mehr Zeit für “Frühstück im Bett” und “Mittagsschläfchen”. Es ist schön, dass sich diese Intimität ganz natürlich entwickelt, wenn wir beide Lust haben. Das ist dann viel erfüllender.
Experimentiert ihr mehr?
Michelle: Ja. Früher hatten wir nicht den Kopf dafür, wir waren zu beschäftigt. Jetzt hat der Begriff für uns eine neue Bedeutung.
Lazlo: Ich hätte nie gedacht, dass ich noch zufriedener sein könnte, wenn ich neben Michelle aufwache.
Michelle: Ich glaube, wir sind jetzt glücklicher, weil wir uns der Dinge, die wir am meisten schätzen, noch bewusster sind. Und das sind vor allem wir selbst.
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