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AfD

Bye, bye, Petry: Die AfD-Vorsitzende erklärt sich selbst für gescheitert

Ihr Abschiedsvideo zeigt vor allem, wie fertig die AfD mittlerweile ist.

Frauke Petry will nicht als Spitzenkandidatin der AfD in den Bundestagswahlkampf ziehen. Per Video-Botschaft auf ihrer Facebook-Seite hat sie am Mittwochnachmittag erklärt, dass sie "weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam zur Verfügung stehe".

In dem fast 13-minütigen Video erklärt die AfD-Vorsitzende vor einer zerknitterten Deutschland-Fahne ausführlich, was sie zu dem Schritt bewogen hat: der ewige Stress in ihrer eigenen Partei. Die AfD habe seit dem Herbst 2015 keine "gemeinsame Strategie". Sie habe zwar versucht, das zu ändern, aber ihre Versuche seien aus "macht-taktischen Gründen" verhindert worden. Die Konsequenz: Das Außenbild der AfD wird immer wieder durch die "maximale Provokation weniger Repräsentanten geprägt". Aber auch im Bundesvorstand der Partei habe jeder "de facto ohne Strategie für sich agiert", sie selber eingeschlossen.

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Oder zusammengefasst: Ich weiß nicht, was meine Parteifreunde tun. Wir haben keinen Plan. Alles, was ich will, verhindern andere.

Das Video ist ein ziemlich außergewöhnliches Statement für eine Parteivorsitzende im Wahlkampf: Es dreht sich ausschließlich um Probleme innerhalb der eigenen Partei, die ihr offenbar über den Kopf gewachsen sind. Petry versucht nicht mal, irgendeinen anderen Grund für ihren Verzicht (wie zum Beispiel ihre Schwangerschaft mit ihrem fünften (!) Kind) vorzutäuschen.

Dann erklärt Petry noch, die Partei müsse sich jetzt dringend für eine Strategie entscheiden, weil ihr das Wasser bis zum Hals steht: Es gebe "zunehmende innere Spannungen in der AfD", und außerdem sei das Wählerpotenzial der Partei seit 2015 "drastisch gesunken". Eigentlich kein idealer Zeitpunkt, um jetzt das Ruder loszulassen. Aber Petry hat wohl einfach keine Lust mehr, sich von Machtkämpfen zermürben zu lassen.

Im Grunde stellt sie sich hin und erklärt, dass sie so einfach nicht mehr weitermachen will, weil die Partei sich nicht entscheiden kann. In letzter Zeit war sie auch immer heftiger unter Feuer gekommen, im März war sie deswegen auf einem Parteitag in Tränen ausgebrochen. Vor Kurzem hat dann auch noch ein ehemaliger Vertrauter auf seinem Blog einen Frontalangriff auf Petry und ihren Ehemann Marcus Pretzell losgelassen.

Petry hätte das alles natürlich auch zum Anlass nehmen können, um die Partei auf dem kommenden Parteitag in Köln sozusagen vor die Vertrauensfrage zu stellen und ihre Gegner aus dem rechten Lager ein- für allemal zum Schweigen zu bringen. Aber sie weiß, wie riskant diese Strategie in ihrer Partei ist. Genau so hat sie selbst nämlich 2015 den AfD-Gründer Bernd Lucke zu Fall gebracht. Bevor sie gestürzt werden kann, wie sie selbst gestürzt hat, hat sich Petry also lieber gleich selbst für gescheitert erklärt. Bleibt die Frage, ob die AfD jetzt überhaupt noch bis zur Bundestagswahl durchhält. Und wenn ja: mit wem?

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