Deine Katze vergreift sich an deinem Marihuana-Vorrat? In erster Linie bedeutet das für dich, dass du deinen Feierabend-Joint vergessen kannst. Nein, Spaß beiseite, bevor die ersten Tierschützer Schnappatmung bekommen oder PETA-Aktivistinnen meine Tür eintreten: Tiere absichtlich zu betäuben, ist Tierquälerei und kein Akt der Belustigung, sondern menschlich unterste Schublade und eine Straftat. Das gilt besonders für Leute, die das zugedröhnte Tier dann auch noch filmen, wie es durchgedreht in der Wohnung überall gegen springt oder apathisch mit großen Pupillen auf dem Bett liegt – nur um ein paar Klicks auf irgendwelchen Social-Media-Kanälen zu bekommen.
Aber jede Katzenbesitzerin weiß, wie schnell das Tier sich dazu entschlossen hat, außerhalb des Napfes nach Nahrung zu suchen. Da kann auch der eigene Vorrat an Weed dazu gehören, weil die Katze vom Brownie genascht oder es gleich pur verschlungen hat. Der Tiernotdienst Berlin bestätigte uns am Telefon, dass hin und wieder Besitzer und Besitzerinnen anrufen, weil ihre Haustiere high sind.
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Medizinisches Marihuana, mit einer hohen Konzentration an CBD, kann Tieren aber auch helfen und wird vermehrt in der Tiermedizin eingesetzt. In Deutschland sind bis jetzt nur CBD-Öle erhältlich, die aus Industriehanf gewonnen werden und in der Konzentration so gut wie kein berauschendes THC enthalten. Wir haben die Tierärztin Tina Wenisch aus dem bayrischen Friedberg alles gefragt, was du zum Thema Katzen und Cannabis wissen solltest.
VICE: Was passiert, wenn eine Katze Cannabis frisst?
Tina Wenisch: Cannabis mit hohem THC-Gehalt löst bei Katzen Rauschsymptome und ein Heißhungergefühl aus. Je nach Dosis kann es aber zu massiven Vergiftungen kommen, deshalb sollte eine Katze auf keinen Fall Cannabis fressen. Wenn das doch geschieht, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Und was passiert wenn jemand vor seiner Katze stark THC-haltiges Cannabis raucht?
Der Rauch wird hauptsächlich über die Mundschleimhäute aufgenommen. Das heißt, dass ein Großteil des THC beim Ausblasen des Rauches schon vom Raucher resorbiert sein müsste. Wenn die Katze nicht über längere Zeit angeraucht wird, sollte nichts passieren. Aber prinzipiell sollten Tiere keinem Rauch ausgesetzt sein.
Wie reagieren Katzen auf CBD?
Katzen sprechen sehr gut auf CBD an, insbesondere psychische Probleme lassen sich damit sehr gut behandeln. Cannabidiol wird aus speziellen Hanf-Pflanzen extrahiert, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Das heißt: Es kommt nicht zu einer berauschenden Wirkung.
Haben Katzen CB-Rezeptoren?
Tiere besitzen generell die gleichen Rezeptoren wie der Mensch auch, nur in kleinerem Ausmaß. Die CB-1-Rezeptoren befinden sich vor allem im Gehirn und an den Nervenzellen, während die CB-2-Rezeptoren überwiegend in den Immunzellen des Körpers zu finden sind. Zusätzlich spricht das Cannabinoid noch andere Rezeptoren an: Vanillin-Rezeptoren regulieren das Schmerzempfinden, Adenosin-Rezeptoren bestimmen Schlaf-Zyklus und Serotonin-Rezeptoren beeinflussen die Stimmung. Dementsprechend kann Cannabinoid unterstützend bei diversen Beschwerden in der Veterinärmedizin eingesetzt werden: Es kann bei Alterserscheinung wie Demenz und Unruhe helfen, das Immunsystems bei Autoimmunerkrankungen und Allergien unterstützen, Epilepsie und chronischen Schmerzen wie Arthrose oder Arthritis lindern und Ruhe und Entspannung bringen.
Kann man Krankheiten von Tieren also mit CBD heilen?
Eine Katze mit ehemaligem Kreuzbandriss sollte das CBD eigentlich bekommen, weil sie wegen Angst vor einem anderen Kater im selben Mehrfamilienhaus nicht mehr rausging. Ihr Körper hat mit dem Wirkstoff die Schmerzen im Knie behandelt und die Katze ging auch wieder angstfrei raus. Außerdem hatte sie wegen Stress ihren Bauch kahl geleckt, dort wachsen jetzt wieder Haare. Eine andere Katze war nach einem Wohnungsbrand aggressiv, aß nichts und ließ sich nicht mehr anfassen. Die Besitzerin holte sich das CBD-Öl. Nach kurzer Zeit ließ sich die Katze wieder anfassen und normalisierte sich.
In den USA wird CBD auch als Appetitanreger für Katzen verwendet. Was halten Sie davon?
CBD wirkt anregend auf das Hungergefühl, deshalb kann man es dafür auch nutzen.
Haben Katzen ihre eigenen Drogen, wie Katzenminze oder Baldrian?
Das ist ganz individuell. Manche Katzen verfallen wie in eine Art Rausch, allein durch den Geruch von Baldrian oder Katzenminze, andere Katzen reagieren da gar nicht drauf.
Wie und in welcher Form sollte CBD dosiert werden? Und sollte mehr zu diesem Thema geforscht werden?
CBD wird als Öl hergestellt und sollte direkt über die Maulschleimhäute aufgenommen werden. Die Dosierung bei der Katze ist in der Regel sehr gering. Man beginnt mit einem Tropfen täglich und kann das auf maximal drei Tropfen über den Tag verteilt steigern. Weitere Studien wären sicherlich sehr sinnvoll, ich sehe in CBD sehr hohes Potential.