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Whistleblowerin

Chelsea Manning: Fotos von den ersten Stunden in Freiheit

Nach sieben Jahre Haft kam die Whistleblowerin am Mittwoch frei. Auf ihrem Instagram-Account zeigt sie, was ihr Freiheit bedeutet.
Titelfoto: Chelsea Manning, CC BY-SA

Stell dir vor, du bist 29 und sitzt schon seit sieben Jahren im Gefängnis – und sollst laut Urteil auch noch bis 2045 dort versauern. Dann begnadigt dich Barack Obama zwei Tage vor Ende seiner Präsidentschaft und wenige Monate später bist du frei. Was würdest du an deinem ersten Tag in Freiheit wohl machen?

Von der Whistleblowerin Chelsea Manning wissen wir es. Als sie vor zwei Tagen aus dem Militärgefängnis in Kansas entlassen wurde, legte sie sich nämlich erstmal einen Instagram-Account zu. Dort zeigt sie ihren 40.000 Followern (Stand Freitagmorgen), welche Freuden das Leben in Freiheit für sie bereithält.

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Die 29-Jährige hatte 2010 der Enthüllungsplattform WikiLeaks 700.000 geheime Dokumente vom US-Einsatz im Irak zugespielt. Chelsea Manning, die vor ihrer Geschlechtsangleichung Bradley hieß, war damals selbst im Irak stationiert. Unter den Dokumenten war auch das Bordvideo eines Hubschraubers, das unter dem Titel "Collateral Murder" veröffentlicht wurde, und zeigte, wie die Schützen des Hubschraubers zwei wehrlose irakische Zivilisten und zwei Reuters-Reporter in Bagdad töteten.

Kurz nach Enthüllung der Dokumente geriet Manning unter Verdacht und wurde festgenommen. Ein Bekannter, dem sie sich anvertraut hatte, verriet sie an die Behörden. Wegen Spionage und Zusammenarbeit mit dem Feind wurde die Wikileaks-Informantin 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Als quasi letzten Akt seiner Präsidentschaft begnadigte sie Barack Obama – und entsetzte damit einige, vor allem konservative, Amerikaner, die Manning als "Verräterin" lieber für immer im Knast gesehen hätten. Auch Trump nannte Manning eine "undankbare Verräterin".

In den Jahren ihrer Haft hatte Manning mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen. 2016 forderte sie das US-Militär auf, ihre Geschlechtsangleichung in Gefangenschaft zuzulassen – wofür sie nach einem fünftägigen Hungerstreik auch die Erlaubnis bekam. Vor zwei Tagen postete sie dann ein Bild von ihren Chucks auf Instagram und schrieb: "First steps of freedom". Neben vielen unterstützenden Kommentaren finden sich neben dem Foto auch solche wie "Kill yourself traitor" oder "Burn in hell bitch".

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Wenig später zeigte Manning dann, was sie mit der wiedergewonnen Freiheit so anstellt. "So, im already enjoying my first hot, greasy pizza" (sic!) schrieb sie und postete das Foto eines Pizza-Stücks. Danach stießen ihre Freunde und sie erstmal mit Champagner auf die Freiheit an.

Gestern zeigte sich Manning dann mit Kurzhaarschnitt und knallroten Lippen. Neben etlichen Hasskommentaren bekam dafür auch über 20.000 Likes.

Pizza, Champagner mit Freunden, roter Lippenstift – Chelsea Manning findet ihre Freiheit offenbar in den simplen Dingen wieder. Auf Twitter verkündete sie, sie wolle nach Maryland ziehen. Das US-Militär sagt, Manning bleibe auch nach ihrer Entlassung unbezahlt im aktiven Militärdienst, solange das Urteil gegen sie noch überprüft wird. Für einen anderen Whistleblower, Edward Snowden, ist eine Begnadigung währenddessen nicht in Sicht. Er muss weiter im russischen Exil ausharren.

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