Clubmusik-Experten bewerten die Musik von DJ Antoines Sohn

Wer am Donnerstag 20 Minuten aufgeschlagen hat, ist unweigerlich über folgende Headline gestolpert: “DJ Antoines Sohn macht jetzt Musik”. Stolz posieren DJ Antoine und sein Sohn Sebastian auf der Titelseite der Pendlerzeitung in Designerklamotten vor einem Rolls Royce – so kennen wir die Konrads. Aus Bad-Taste-Voyeurismus-Gründen konnte ich mir die musikalischen Ergüsse von Sebastian Konrad aber natürlich nicht entgehen lassen.

Im Online-Artikel zur Titelstory lässt sich natürlich die erste Single des Antoine-Sprösslings finden. “Parallel Skies” heisst der Track und hört sich an, als hätten Kygo und Disclosure ein Baby und ein Saxophonist hat die Geburt geleitet. Mit DJ Antoines Ballermann-House hat Sebastian Konrad also nichts am Hut – zwei DJ Antoines wären auch zu viel des Guten. Mein Ding ist es dann aber auch nicht. So Sound überlassen wir Radio Energy und Planet 105. Weiter unten im Artikel lässt sich ein zweiter Song finden: “Sebastian kann auch technoider, wie er im Februar mit ‘The Great Wave’ zeigte”, schreibt 20 Minuten. Was ich höre, überrascht mich: “The Great Wave” wird wohl eher ein DJ im Hive, Nordstern oder in der Zukunft spielen, bevor DJ Antoine den Track in ein Set baut. Wobei hier wohl eher von housig als von technoid gesprochen werden muss.

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Ich stosse schlussendlich auf Sebastian Konrads Soundcloud-Profil und da lässt sich so ziemlich alles finden: Mehr oldschooliger House, Tracks à la Duke Dumont, langsame HipHop-Jazz-Beats, Minimal-Techno. Ich habe mich bei ein paar Producer-Kollegen und Clubmusik-Insidern umgehört und sie nach ihrer Meinung gefragt. Geschickt habe ich ihnen vor allem undergroundigere Tracks – “The Great Wave”, “Tony D – Botanical Dub Vubey (Sebastian Konrad Remix)” und “Why Did U Love Me”. Ohne einen Künstler hinter den Tracks zu nennen, um objektives Feedback zu erhalten. Grundsätzlich kommt der Sound gar nicht schlecht an, die meisten sehen aber noch viel Verbesserungspotenzial und Mängel in den Produktionen – weil niemand mit DJ Antoine in Verbindung gebracht werden will, nenne ich keine Namen:

“Generell eher oldschool, aber darin konsequent und gut. Bei ‘Botanic’ feier ich den Groove.”
Ein Zürcher Produzent.

“Also ‘Botanic Dub Vubey’ würde ich vielleicht vom Stil her spielen, wenn er stimmiger wäre. Aber es ist mir zu sehr Konserve und zu wenig ausgeklügelt”.
Ein Zürcher DJ und Produzent.

“Ist nicht so mein Fall, nicht so originell. Die poppigeren Sachen sind solide, bisschen wie wenn statt Diplo Disclosure mit Justin Bieber arbeiten würden.”
Ein Musikjournalist aus Berlin.

“Klingt irgendwie wie viel Zeugs, dass ich als Demo erhalte. Einigermassen anständige Tracks – mehr oder weniger solide – die teils Elemente beinhalten, die dich packen. Aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas.”
Ein Booker aus Bern.

“Ich find’s geil. Super groovy. Der sound ist komplex genug. Nur bei ‘The Great Wave’ fehlt mir untenrum noch ein wenig Wumms. Da könnte man die Nummer gleich noch eine Stufe knalliger machen mit einer fiesen Bassline.”
Ein Zürcher DJ.

“Easy Tracks. Nichts Neues. Klingt ein wenig nach Samplepack-Musik. ‘Botanic Dub Vubey’ fand ich noch am besten.”
Ein Zürcher DJ und Produzent.


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