Eine Frau wird von Polizisten schwer verletzt und dann selbst angezeigt

Screenshot aus dem vom Fater veröffentlichten Video.

Gestern publizierte der Falter den Fall einer 47-jährigen Unternehmerin, die in der Silvesternacht an einer Tankstelle von Polizisten schwer verletzt worden sein soll. Dazu wurde ein Video veröffentlicht, das die Schilderungen der Frau zu einem großen Teil belegen. Die Version der Polizisten war eine völlig andere und lässt sich mit keiner der im beinahe 30-minütigen Video zu sehenden Szenen belegen.

Das Video zeigt, wie die Frau mit zwei Polizistinnen spricht und dann eine der beiden Beamtinnen am Bauch berührt und die Hand Richtung Brust der anderen hebt. Sie wird zu einem Alkoholtest aufgefordert, weil sie aber zu Fuß unterwegs ist, verweigert sie ihn. Plötzlich wird die Frau von männlichen Polizisten weggezerrt und hinter einem Polizeibus eingekreist. Laut Falter wird die Frau zu Boden geworfen. Ein Polizist soll sie als „Dreckschlampe”, ein anderer als „alte Hur” beschimpft haben. Sie soll in den Rücken getreten und geschlagen worden sein, danach wird sie gefesselt und muss 22 Minuten auf dem kalten Boden sitzen oder liegen.

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Laut der Version der Polizei soll die Unternehmerin die Beamten belästigt haben, sei plötzlich aggressiv geworden und habe zwei Polizistinnen attackiert. Danach habe sie zu schreien begonnen, laut Anzeige soll sie außerdem einem der Polizisten einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben. Für die Polizei soll ein neuerlicher Angriff sowie ein Fluchtversuch wahrscheinlich gewesen sein, also wurde die Frau gefesselt und in eine Gummizelle gebracht. Aggressives Verhalten, die Attacke auf Polizisten oder gar ein Faustschlag ins Gesicht eines Polizisten sind auf dem Überwachungsvideo der Tankstelle nicht zu sehen.

Nach dem Vorfall werden bei der Frau ein Steißbeinbruch, Blutergüsse unter dem Auge, eine Schädelprellung, Prellungen beider Knie, Blutergüsse an den Handgelenken und am rechten Schienbein und Hautabschürfungen am Unterarm festgestellt. Das Krankenhaus erstattete Anzeige.

All das müsste bereits für einen Skandal reichen. Doch die Staatsanwaltschaft glaubte unhinterfragt der Version der Polizei und besorgte sich nicht einmal das Überwachungsvideo der Tankstelle. Nach dem Vorfall wurde also nicht gegen die Polizisten, sondern gegen die Frau ermittelt—wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung. Das Beweisvideo musste die Frau selbst auftreiben. Polizeisprecher Johann Golob verweist darauf, dass es sich hier um ein laufendes Verfahren handelt. Auf die Frage, wie es zu so einem Vorfall kommen konnte, antwortet er, er sei nicht dabei gewesen, alle Fakten müssten nun gesammelt und ausgewertet werden. „Die Justiz ist jetzt am Wort.” Die Staatsanwaltschaft zog die Anzeige gegen die Frau bisher nicht zurück.

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