Verstörende Dinge, die Reddit-Nutzer über Frauen glauben
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Verstörende Dinge, die Reddit-Nutzer über Frauen glauben

Eine der furchtbarsten Behauptungen: "Frauen haben tatsächlich mehr Orgasmen, wenn sie vergewaltigt werden, als während normalem Geschlechtsverkehr."

Ach, Internet. So voller Leben, Glück und lustigen Tiervideos du auch bist, manchmal kommt man doch nicht umhin, sich zu fragen, ob das mit dir ein ganz großer Fehler war. Schließlich zeigst du nicht nur die schönen Seiten des menschlichen Daseins, sondern auch seine dunkelsten, abstoßendsten Geheimnisse.

Eine dieser digitalen Subkulturen, bei denen man sich nie ganz sicher ist, ob man das jetzt lustig oder wirklich verstörend finden soll, sind die sogenannten "Incels". Männer, die unfreiwillig Jungfrau bleiben, weil sie angeblich nicht attraktiv genug sind, um von anderen Paarungswilligen wahrgenommen zu werden. In Unterforen/chats/seiten von Reddit treffen sie sich, um sich über all die idealtypisch maskulinen Männer ("Chads") auszulassen, die ihnen die idealtypisch femininen Frauen wegnehmen, von denen sie glauben, dass sie ihnen zustehen.

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Diese Frustration entlädt sich in gewaltigen Pamphleten gegen die gesamte Gesellschaft. Sie führt stellenweise aber auch zu derart absurden Theorien über Frauen und den weiblichen Körper, dass es schon beinahe lustig wäre – würden sie es nicht ernst meinen.

Wir haben uns in dieses Moloch begeben und die besorgniserregendsten Beiträge für euch zusammengesucht und analysiert.

Die ideale Frau ist 15 – oder tot

Für Menschen, die ihrem eigenen Selbstverständnis nach zu unattraktiv sind, um überhaupt eine Frau abzukriegen, sprechen Incels ziemlich viel darüber, wie eine perfekte Frau auszusehen hat.

"Lasst uns mal ehrlich sein, Gentlemen – das ideale Alter für Femoide ist 15 oder so", erklärt ein Reddit-Nutzer seinen frauenfeindlichen Mitstreitern. "Danach fangen sie an zu verrotten." Eine Annahme, mit der er in den düsteren Tiefen von Reddit, die von männlichen Jungfrauen wider Willen dominiert werden, nicht alleine ist. "Junge Muschi ist objektiv gesehen besser", formuliert es ein anderer Thread-Ersteller. Der einzige Grund dafür, dass Sex mit Minderjährigen verpönt ist, sei es, dass ältere, verbrauchte Frauen neidisch auf ihre jüngeren Geschlechtskolleginnen sind.

"Offensichtlich eliminiert das alle negativen Aspekte von Beziehungen zu Frauen, während die wichtigen bestehen bleiben."

"Eine junge Vagina ist eng, feucht und himmlisch, und unsere Gesellschaft wurde von feministischen Fotzen dazu gebracht, Incel-Männern die süße Erleichterung einer jugendlichen Schwanzhülse zu verwehren", weiß der Thread-Ersteller. Was er noch weiß: dass Frauen mit Beginn der Volljährigkeit schneller abbauen als ein Stück Steak bei 30 Grad im Schatten. "Ab 18 wird die Vagina zu einem weit aufklaffenden, höhlenhaften Loch, das so trocken ist wie die Sahara."

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Die Tatsache, dass Sex mit Kindern unter Strafe steht, ist nicht das einzige Problem, was so mancher Reddit-Nutzer mit seinen Theorien zum Alterungsprozess des weiblichen Körpers hat. Wir erinnern uns: Diese Männer sind Jungfrauen, weil sie – nach eigener Aussage – von der Gesellschaft als "Untermenschen" gesehen werden. Weswegen keine Frau ihnen auch nur nahe kommen wolle. Ein Nutzer hat sich deswegen Gedanken zu möglichen sexuellen Alternativen gemacht, in einem Thread fantasiert er laut darüber, ob er nicht einfach mit einer Leiche Sex haben sollte.

"Stellt euch das mal vor. Ihr habt eine Frau in eurem Bett, und sie hat echte menschliche Haut und Haare und so, ihr könnt ihren Mund öffnen und fühlt menschliche Zähne, sie hat echte Nägel und so weiter, und ihr könnt alles mit ihrem Körper machen, weil niemand mehr darin wohnt." Ja, stellt euch das mal vor. Und dann fragt euch, ob ihr wirklich eine Internet-Community euer digitales Zuhause nennen wollt, die derartige Gedankenspiele anstellt. "Sie wäre kalt und hart, aber du könntest dir trotzdem vorstellen, dass du ein verheirateter Normalo wärst", schließt der Beitrag. "Nur, dass du sie eben trotzdem ficken kannst."

Wer ebenfalls auf Sex mit Körpern steht, die einen nicht auslachen können, bei dem die Psychotische-Serienmörder-Skala aber noch nicht ganz so ausschlägt, für den gibt es natürlich auch Alternativen zu Frauenleichen. Sexpuppen, zum Beispiel. Da alles, was ein unattraktiver Mann abschleppen könnte, sowieso "feministische Landwale" sind (so die Argumentation eines Beitrags), sucht man sich eben gleich Perfektion in Plastik. Denn: "Offensichtlich eliminiert das alle negativen Aspekte von Beziehungen zu Frauen, während die wichtigen bestehen bleiben."

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Mütter, die ihren Kindern die Brust geben, sind pädophil

Es mag an diesem Punkt schon nicht mehr sonderlich überraschend sein, aber: Was viele der Nutzer im Incel-Subreddit eint, ist die Annahme, dass absolut alles, was eine Frau tut, nur schlecht sein kann. Aus den einfachsten psychologischen Vorgängen schmieden sie komplizierte Verschwörungstheorien zur Abschaffung des nur durchschnittlich attraktiven Mannes. Eine andere Sache vereinfachen die männlichen Jungfrauen dramatisch: den weiblichen Orgasmus.

Nun muss man natürlich sagen, dass es auch genug Männer gibt, die tatsächlich schon Sex hatten und trotzdem glauben, dass ein bisschen Penetration ausreicht, um eine Frau zum Höhepunkt zu bringen. In der Vorstellung mancher Incels scheint die weibliche Lust aber auch in absolut unsexuellen Szenarien entfesselt werden zu können – zum Beispiel durch das Einführen eines Tampons.


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"Tampons sind nichts, was ordentliche Frauen benutzen würden. Ehrlich gesagt, sind sie mehr ein Hilfsmittel zur Masturbation. Es ist, als würdest du einen Vibrator in deine Vagina einführen", erklärt ein Redditor, der offensichtlich noch nie einen Tampon in sich hatte. "Es bewegt sich in dir, während du läufst. Da kannst du dich eigentlich gleich von einem Fremden ficken lassen." Eine Theorie, die vielleicht wie keine andere den pragmatischen Ansatz erklärt, den viele Männer zum Thema sexuelle Befriedigung haben. Es hat seinen Grund, dass eines der erfolgreichsten Comedy-Reihen überhaupt auf der Idee fußt, seinen Penis in einen warmen Kuchen zu stecken.

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Ungleich absurder ist allerdings der Screenshot, den der Subreddit Badwomensanatomy kürzlich geteilt hat – und laut dem Frauen ihren Säuglingen vor allem aus einem Grund die Brust geben: um sexuell stimuliert zu werden.

"Wenn eine Frau ihr Leben lang denselben Partner hat, wird sich ihre Vagina an die Form seines Penis anpassen."

"Eure Brüste sind sexuelle Organe und werden sexuell stimuliert, wenn man sie berührt. Jetzt werdet ihr also geil von euren Kindern! Ihr kranken Schweine. Ihr seid verdammte Pädophile", heißt es in dem Beitrag, der offensichtlich von einer Person stammt, die keine Ahnung hat, warum Frauen eigentlich überhaupt Brüste haben. "Du kommst, weil dein Kind an deiner Titte hängt, aber lässt es nicht auf den Spielplatz, weil du Angst vor Kinderschändern hast. Du bist einer von ihnen!"

Nicht auszudenken, was dieser Person durch den Kopf gehen wird, wenn sie herausfindet, dass Milchpulver und Säuglingsnahrung in kleinen Gläschen nicht seit Anbeginn der Menschheit existieren.

Man kann anhand der Vagina erkennen, wie oft eine Frau schon Sex hatte

Wer sich in einschlägigen Foren und Subreddits herumtreibt, stößt schnell auf den Begriff "Roastie". Die Bezeichnung bezieht sich auf eine Frau, die schon mehrere Sexualpartner hatte und beruht auf der Überzeugung, dass Sex den Intimbereich einer Frau auf kurz oder lang beschädigt. Die junge, "gute" Vulva stellen sich diese Leute wie ein geschlossenes Brötchen vor. Die Schlechte, Verbrauchte wie eines, aus dem mehrere Scheiben Roastbeef hängen – deswegen auch "Roastie".

Das ist natürlich ausgemachter Quatsch, hält sich bei den Männern, die nackte Frauenkörper anscheinend nur aus Pornos kennen, aber ausgesprochen hartnäckig. Vielleicht auch deshalb, weil diese Theorien den Status der Frau als reines Objekt festigen. Der Mann und sein Penis benutzen ihren Körper, machen ihn kaputt und werfen ihn schließlich weg. Eine Allmachtsfantasie, die sich auch durch schwachsinnige Verschwörungstheorien wie "medizinische Fakten" oder "anatomische Realitäten" nicht kaputtmachen lässt.

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"Wow, ich kann mir auch irgendeine Scheiße ausdenken und sie auf Wikipedia stellen", kontert ein Nutzer souverän den Versuch, ihn mit der Realität des weiblichen Körpers vertraut zu machen. "Das wurde von Feministinnen geschrieben, damit du auch weiterhin glaubst, dass deine Herumhurerei keinen Einfluss auf dein Roastie hat, hat sie aber." Und weil er gerade in Fahrt ist, dropt er noch ein paar harte Fakten zum weiblichen Intimbereich. Denn nichts ist überzeugender, als den eigenen Körper von einem wildfremden Internetnutzer mansplaint zu bekommen. "[Die Vulva] verändert ihre Farbe und Größe mit jedem neuen Partner, den du hast. Wenn ein Partner in dir kommt, bleibt seine DNA für den Rest deines Lebens in deinem Körper."

Aber hey, es gibt auch gute Nachrichten! Wenn eine Frau nur einen Partner hat, ist die Wahrscheinlichkeit, mit einer "Roastie" zu enden, relativ gering: "Wenn eine Frau ihr Leben lang denselben Partner hat, wird sich ihre Vagina an die Form seines Penis anpassen und deswegen wird der Schaden minimal sein." Dieser "Schaden" hat laut den "Roastie"-Gläubigern übrigens einen biologischen Sinn. Angeblich könnten Männer dadurch Rückschlüsse auf die sexuelle Vorgeschichte ihrer Partnerin ziehen. Was Wahrsagerinnen der Kaffeesatz, sind jungfräulichen Internetnutzern eben Schamlippen.

Vergewaltigt werden ist gar nicht so schlimm

Da wir bereits gelernt haben, dass jegliche Art von Körperkontakt Frauen theoretisch zum Orgasmus bringen kann, liegt auch ein anderer Schluss nicht mehr allzu fern: dass jegliche Art von Sex immer direkt auch befriedigend und gut sein muss. Selbst dann, wenn man vergewaltigt wird.

"Frauen haben tatsächlich mehr Orgasmen, wenn sie vergewaltigt werden, als während normalem Geschlechtsverkehr", behauptet ein Nutzer ohne Sinn und Verstand und selbstverständlich auch ohne Quellenangabe.

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"Ein Incel zu sein, ist schlimmer, als vergewaltigt zu werden", heißt es in einem anderen Thread. "Nachdem du vergewaltigt wurdest, kannst du immer noch ein gutes Leben führen, was die meisten Incels nicht können, weil sie depressiv und selbstmordgefährdet sind." An wieder anderer Stelle widmet man sich der unter Männerrechtlern weitverbreiteten Annahme, dass die meisten "Vergewaltigungen" sowieso nur ausgedacht seien.

"Finden Frauen es weniger wahrscheinlich, dass du ein Vergewaltiger bist, wenn du Witze über Vergewaltigungen machst?"

Am wahnsinnigsten ist allerdings die Geschichte eines Redditors, der so gar nicht versteht, warum er mit seinen Vergewaltigungswitzen nicht bei den Ladies landet. Unter der Überschrift "Finden Frauen es weniger wahrscheinlich, dass du ein Vergewaltiger bist, wenn du Witze über Vergewaltigungen machst?" erzählt er von einer echt unangenehmen Begegnung mit einer Arbeitskollegin, die so gar nicht über seinen Triebtäter-Witz ("Hast du schon mal versucht, die Beine einer Frau zu spreizen? Die geben einfach nicht nach!") lachen wollte. Dabei würde "ein gruseliger Typ wohl kaum so einen Witz erzählen und ein Vergewaltiger würde ganz sicher keine Witze über Vergewaltigungen machen".

Kleiner Tipp für ein besseres Leben: Depressionen werden in aller Regel auch nicht davon besser, die Lüge zu verbreiten, dass es eigentlich ganz OK ist, Menschen zu vergewaltigen.

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Wir fassen die Weisheiten der Incels zum Thema zusammen: "Echte" Vergewaltigungen passieren sowieso fast nie, wenn doch, sind sie nicht so schlimm, und derjenige, der am lautesten darüber lacht, kann es auf jeden Fall nicht gewesen sein.

Frauen sind keine Menschen

Und endlich, ganz am Schluss, macht alles Sinn.

Die verzweifelten Versuche, Frauen als niedere Formen menschlichen Lebens einzuordnen, damit ihre Abweisungen nicht ganz so wehtun. Die immer wiederkehrenden Bestätigungen, dass sie vielleicht "Untermenschen" sind, aber trotzdem noch mehr wert, als die schönste Frau – weil sie schließlich Männer sind. Und die grundlegende Ideologie des frauenfeindlichen Abstinenzlertums in einem Glaubenssatz: Frauen sind gar keine Menschen.

Es ist ein bisschen schwierig, der Argumentation zu folgen, aber der grundlegende Gedanke ist, dass das weibliche Geschlecht lediglich eine Art "monopolistischer Parasit" ist, der sich parallel zum Menschen entwickelt hat. "Männer sind Homo Sapiens. Frauen nicht."

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Wissenschaftler, so der Nutzer, gingen davon aus, dass Männer zehnmal stärker der Selektion unterworfen seien als Frauen. Das könnte nun natürlich damit zusammenhängen, dass ein Mann mehrere Frauen auf einmal schwängern und somit sein Erbgut gegen andere durchsetzen kann, während Frauen im Regelfall nur von einer Person auf einmal schwanger sein können. Für den Redditor ist die Sache aber klar: Die evolutionäre Entwicklung des Menschen fand nur beim Mann statt. Frauen hingegen sind lediglich lebende Gefäße, die ihm dazu dienen, sich fortzupflanzen.

Die logische Schlussfolgerung? "Wenn [Frauen] keine Menschen sind, sollten sie auch nicht denselben Zugang zu Menschenrechten in ihrer jetzigen Form haben. Frauen sind nur eine andere Tierart in einer Welt voller Tiere, deswegen sollten sie nicht mehr Rechte als beispielsweise ein Affe haben, der ebenfalls eine dem Menschen verwandte Art ist."

Während ihr plötzlich eine Gänsehaut bekommt und euch fragt, ob die Erfindung des Internets nicht ein ganz großer Fehler war, denkt immer daran: Zumindest werden sich diese Personen nicht fortpflanzen.

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