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Nach Sexismus-Skandal: Google wird von rechten Trollen überrollt

4chan-Nutzer haben ein neues Ziel: "Google zerstören". Zuvor leakten sie persönliche Informationen von unschuldigen Mitarbeitern. Der Konzern musste bereits reagieren.
Bild: imago

Nach der Entlassung des Google-Mitarbeiters James Damore werden der Suchmaschinenkonzern und auch einzelne Mitarbeiter von einer rechten Trollkampagne attackiert. Laut ReCode hat Google CEO Sundar Pichai gestern ein lange geplantes Meeting abgesagt, in dem das Unternehmen über Gender-Fragen debattieren wollte, weil sich Mitarbeiter nicht sicher fühlen würden. Der Grund: Auf Imageboards wie 4chan kursieren geleakte Bilder. Die Motherboard Deutschland vorliegenden Posts zeigen unter anderem Namen von Google-Mitarbeitern, die den geschassten Programmierer Damore kritisierten.

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Die Vorgeschichte reicht bereits eine Woche zurück: James Damore veröffentlichte Ende letzter Woche in einer Google-internen Diskussionsgruppe ein "Pamphlet", über dessen Inhalt Motherboard US zuerst berichtet hat. Der Programmierer führt in dem Schreiben an seine Kollegen "biologische" Gründe dafür an, warum so wenige Frauen Führungspositionen in der Tech-Branche einnehmen.

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Der britische Guardian berichtet, dass die Leaks und die befürchtete Belästigung von Google-Mitarbeitern vor allem von /pol/, dem rechten Block des Imageboards 4chan, ausgehen. Dass allerdings einzelne Google-Mitarbeiter momentan tatsächlich belästigt, beleidigt oder bedroht werden, kann jedoch aktuell nicht eindeutig belegt werden. Allerdings ist klar nachzuvollziehen, dass Pläne und Ankündigungen dazu auf /pol/ entstanden sind.

Im Imageboard wird der Fall um Damore seit dem Wochenende hitzig diskutiert. Es gab Aufrufe, Google zu boykottieren, mit diversen (absurden) Plänen das Unternehmen zu zerstören, und Google Mitarbeiter zu "doxxen" (also Klarnamen, Adressen und andere Informationen öffentlich zu machen), um sie für die Entlassung Damores zu bestrafen.

Auf 8chan, einem Imageboard, das entstanden ist, weil 4chan einigen Nutzern nicht extrem genug war, sind Screenshots zu sehen, die die Diskussionen zwischen Google-Mitarbeitern zeigen. Auf den uns vorliegenden Bilder sind weder Namen noch die Gesichter der Mitarbeiter verpixelt.

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Auf Imageboards werden geleakte Posts von Google-Mitarbeitern geteilt, in denen sie über Damore und die Reaktion des Unternehmens diskutieren, teilweise werden die Namen auch von rechten Medienhäusern verbreitet | Bild: Screenshot, 8chan.

Einen wenig überraschenden Verbündeten hat die rechte Anti-Google-Kampagne auch in GamerGate gefunden, einer langanhaltenden Belästigungskampagne gegen Frauen und liberale Stimmen in der Games-Branche, die vorgibt für Ethik im Spielejournalismus einzustehen. Im offiziellen Subreddit der Bewegung sind alle Entwicklungen im Fall Damore minutiös in einem Thread aufgezeichnet. Dass Mitglieder von GamerGate Mitarbeiter von Google belästigen würden, wird dort allerdings bestritten.


Bei Motherboard: Wie ein Google-Treffer einen Waffenhändler lahmlegte


Über sein Pamphlet und seine Entlassung ist James Damore inzwischen zu einer Art Held der besonders in den USA einflussreichen neurechten Alt-Right-Bewegung geworden, die ihn mit offenen Armen empfangen hat. Die ersten beiden Interviews nach seiner Entlassung gab Damore den rechten und anti-feministischen YouTubern Stefan Molyneux und Jordan B Peterson.

Auf seinem Twitter-Account zeigt sich der ehemalige Google-Ingenieur mit einem Shirt, auf dem im Google-Schriftzug "Goolag" geschrieben steht: Ein Meme, das seinen Ursprung auf /pol/ hat. Auf der Crowdfunding-Seite WeSearchr gibt es dagegen einen Spendenaufruf, um die Prozesskosten von Damore gegen Google zu finanzieren. WeSearchr ist unter anderem durch die Finanzierung eines Bootes der rechtsextremen Identitären Bewegung bekannt geworden, die damit Flüchtlinge im Mittelmeer stoppen wollen. Für Damore sind inzwischen über 40.000 Dollar zusammengekommen.